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Montag, 10. Dezember 2018

Allerseelen 2018

Predigt
Liebe Gemeinde,
bei Hochzeitspredigten zitiere ich manchmal einen Satz aus dem alttestamentlichen Buch Hohelied Kap. 8 Vers 6: „Stark wie der Tod ist die Liebe“. Aber beim Tod eines lieben und mir wichtigen Menschen und bei Beerdigungen, die ich mehrmals jedes Jahr mitgestalte und wenn ich mich von Verstorbenen verabschieden muss, erlebe ich wie stark die Liebe ist. Deswegen möchte ich den Satz vom Hohelied umändern und sagen: Stark wie die Liebe ist der Tod.

Jeden Tag hören oder lesen wir in den Nachrichten über den Tod von vielen Menschen, von Kindern, von Männern u. Frauen jeglichen Alters, die weltweit durch Krieg, Naturkatastrophen, Hungersnot, Krankheit oder aus Altersgründen sterben. Manchmal fühlen wir uns von solchen Nachrichten über den überraschenden Tod tief betroffen, manchmal berührt es uns nicht so sehr. Die Todesanzeigen in den Zeitungen sind für uns besonders schmerzlich berührend, wenn die verstorbene Person aus unserem Freundes- oder Verwandtenkreis stammt. Stark wie die Liebe wird auch der Tod, das spüren wir besonders dann, wenn ein uns nahestehender geliebter Mensch stirbt.

Aufgrund unserer Liebe zu unseren verstorbenen Eltern, Ehepartnern, Geschwister oder Kinder, Nachbarn oder Freunden, Verwandten oder Kollegen sind wir heute in die Kirche gekommen, um in der Feier der Liebe Gottes teilzunehmen, um den Verstorbenen im Gebet zu gedenken und nachzudenken über die Zeit mit unseren lieben Verstorbenen und um sie in unserer Erinnerung zu behalten.

Wir wollen unsere Dankbarkeit für unseren lieben Verstorbenen vor Gott bekennen, weil wir sie gehabt haben, weil sie mit uns gelebt haben und für uns viel Gutes geleistet haben. Da die Liebe mit Verantwortung verbunden ist, kommt dabei manchmal die Frage auf, ob wir uns zu Lebzeiten genug um sie gekümmert haben oder ob wir versäumt haben, einmal ein Dankeswort zu sagen oder eine Entschuldigung auszusprechen oder ob unsere Achtung und unser Verhalten gegenüber den Verstorbenen während ihrer Lebenszeit immer respektvoll und angemessen war.

Manchmal kommt dann die Erkenntnis, dass die Zeit dafür leider vorbei ist, wo man anders hätte handeln können, und man fragt sich, warum musste man manchmal so emotional und unvernünftig reagieren oder warum musste diese Person so früh sterben, warum hat Gott sie so früh heimgeholt, warum hat die Medizin nicht geholfen, usw. Alle diese Gedanken strömen aufgrund unserer menschlichen Begrenztheit, unserer tiefen Verbundenheit und der starken Liebe zu unseren Verstorbenen, die so stark ist wie der Tod. In solchen Momenten unserer Gedanken und Trauer werden wir nochmals überzeugt, wie sehr wir unsere Verstorbenen liebten und sie nicht verlieren wollen. Wir spüren sehr stark, wie die Liebe ist der Tod. Die Trennung, die Verabschiedung, der Tod fesselt uns mit der Liebe und macht uns traurig und manchmal brauchen wir Monate und Jahre aus dem Gefühl des Verlustes in die Realität der Trennung zurück zu kommen. Heute sind wir in die Kirche gekommen nicht nur um unsere lieben Verstorbenen zu trauern, ihnen zu danken und sie zu ehren, sondern um uns selber in die Realität des Alltags zurückzuholen und um unseren Lebens- und Glaubensweg mit Kraft und Liebe weiter gehen zu können.

Wenn wir diese unsere Liebe für die Verstorbenen mit dem Glauben und mit der Hoffnung füllen, wie der Apostel Paulus im Brief an die Philipper 3:21-22 sagt: Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann“, mit dieser Fülle des Glaubens auf die ewige Heimat mit Gott und mit der Hoffnung auf die Vereinigung mit den Verstorbenen in Gott, wird uns die Liebe mit Glauben und der Hoffnung stärken und uns hoffnungsvoll auf die Zukunft orientieren.

Mit dem Tod geschah eine Verwandlung bei unseren lieben Verstorbenen in die Gestalt eines verherrlichten Leibes, an die wir alle glauben und was wir erhoffen. Jesus sagt selber, dass im Haus seines Vaters viele Wohnungen sind und er geht voraus und wenn er eine Wohnung für uns vorbereitet hat, wird er wiederkommen und auch uns zu sich holen. (Jo. 14:). Deswegen sollten wir, wie der Apostel Paulus sagt, nicht trauern wie die anderen die keine Hoffnung haben, (Thes., 4:13-14).


Heute am Allerseelentag, beim Gedenkgottesdienst für alle Verstorbenen wünsche ich uns neben der Liebe zu unseren verstorbenen Angehörigen auch einen starken, tiefen Glauben und eine feste Hoffnung.

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