Predigt
Liebe
Gemeinde,
bei
Hochzeitspredigten zitiere ich manchmal einen Satz aus dem alttestamentlichen
Buch Hohelied Kap. 8 Vers 6: „Stark wie der Tod ist die Liebe“. Aber beim Tod
eines lieben und mir wichtigen Menschen und bei Beerdigungen, die ich mehrmals
jedes Jahr mitgestalte und wenn ich mich von Verstorbenen verabschieden muss,
erlebe ich wie stark die Liebe ist. Deswegen möchte ich den Satz vom Hohelied
umändern und sagen: Stark wie die Liebe ist der Tod.
Jeden
Tag hören oder lesen wir in den Nachrichten über den Tod von vielen Menschen, von
Kindern, von Männern u. Frauen jeglichen Alters, die weltweit durch Krieg,
Naturkatastrophen, Hungersnot, Krankheit oder aus Altersgründen sterben.
Manchmal fühlen wir uns von solchen Nachrichten über den überraschenden Tod
tief betroffen, manchmal berührt es uns nicht so sehr. Die Todesanzeigen in den
Zeitungen sind für uns besonders schmerzlich berührend, wenn die verstorbene
Person aus unserem Freundes- oder Verwandtenkreis stammt. Stark wie die Liebe
wird auch der Tod, das spüren wir besonders dann, wenn ein uns nahestehender
geliebter Mensch stirbt.
Aufgrund
unserer Liebe zu unseren verstorbenen Eltern, Ehepartnern, Geschwister oder
Kinder, Nachbarn oder Freunden, Verwandten oder Kollegen sind wir heute in die
Kirche gekommen, um in der Feier der Liebe Gottes teilzunehmen, um den
Verstorbenen im Gebet zu gedenken und nachzudenken über die Zeit mit unseren
lieben Verstorbenen und um sie in unserer Erinnerung zu behalten.
Wir
wollen unsere Dankbarkeit für unseren lieben Verstorbenen vor Gott bekennen,
weil wir sie gehabt haben, weil sie mit uns gelebt haben und für uns viel Gutes
geleistet haben. Da die Liebe mit Verantwortung verbunden ist, kommt dabei
manchmal die Frage auf, ob wir uns zu Lebzeiten genug um sie gekümmert haben
oder ob wir versäumt haben, einmal ein Dankeswort zu sagen oder eine
Entschuldigung auszusprechen oder ob unsere Achtung und unser Verhalten
gegenüber den Verstorbenen während ihrer Lebenszeit immer respektvoll und
angemessen war.
Manchmal
kommt dann die Erkenntnis, dass die Zeit dafür leider vorbei ist, wo man anders
hätte handeln können, und man fragt sich, warum musste man manchmal so
emotional und unvernünftig reagieren oder warum musste diese Person so früh
sterben, warum hat Gott sie so früh heimgeholt, warum hat die Medizin nicht
geholfen, usw. Alle diese Gedanken strömen aufgrund unserer menschlichen
Begrenztheit, unserer tiefen Verbundenheit und der starken Liebe zu unseren
Verstorbenen, die so stark ist wie der Tod. In solchen Momenten unserer
Gedanken und Trauer werden wir nochmals überzeugt, wie sehr wir unsere
Verstorbenen liebten und sie nicht verlieren wollen. Wir spüren sehr stark, wie
die Liebe ist der Tod. Die Trennung, die Verabschiedung, der Tod fesselt uns
mit der Liebe und macht uns traurig und manchmal brauchen wir Monate und Jahre
aus dem Gefühl des Verlustes in die Realität der Trennung zurück zu kommen.
Heute sind wir in die Kirche gekommen nicht nur um unsere lieben Verstorbenen
zu trauern, ihnen zu danken und sie zu ehren, sondern um uns selber in die
Realität des Alltags zurückzuholen und um unseren Lebens- und Glaubensweg mit
Kraft und Liebe weiter gehen zu können.
Wenn
wir diese unsere Liebe für die Verstorbenen mit dem Glauben und mit der
Hoffnung füllen, wie der Apostel Paulus im Brief an die Philipper 3:21-22 sagt:
Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther
erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als
Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann“,
mit dieser Fülle des Glaubens auf die ewige Heimat mit Gott und mit der
Hoffnung auf die Vereinigung mit den Verstorbenen in Gott, wird uns die Liebe
mit Glauben und der Hoffnung stärken und uns hoffnungsvoll auf die Zukunft
orientieren.
Mit
dem Tod geschah eine Verwandlung bei unseren lieben Verstorbenen in die Gestalt
eines verherrlichten Leibes, an die wir alle glauben und was wir erhoffen.
Jesus sagt selber, dass im Haus seines Vaters viele Wohnungen sind und er geht
voraus und wenn er eine Wohnung für uns vorbereitet hat, wird er wiederkommen
und auch uns zu sich holen. (Jo. 14:). Deswegen sollten wir, wie der Apostel
Paulus sagt, nicht trauern wie die anderen die keine Hoffnung haben, (Thes., 4:13-14).
Heute
am Allerseelentag, beim Gedenkgottesdienst für alle Verstorbenen wünsche ich
uns neben der Liebe zu unseren verstorbenen Angehörigen auch einen starken,
tiefen Glauben und eine feste Hoffnung.
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