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Sonntag, 9. Dezember 2018

22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B


22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B, Mk, 7, 1-8;14-15; 21-23
Predigt
Ein ganz interessantes und heute noch aktuelles Thema finden wir im heutigen Evangeliumsabschnitt. Die Pharisäer kritisieren die Jünger Jesu dafür, dass sie mit unreinen und schmutzigen Händen das Brot aßen. Hygiene war ein wichtiges Gebot für die Juden. Aber es ging den Pharisäern nicht nur um die Hygiene, sondern um Rituale und Vorschriften, wie z.B., dass die Juden vor dem Essen eine Hand voll Wasser nahmen und eine rituelle Waschung der Hände durchführten. Es gab mehrere ähnliche Überlieferungen und Vorschriften der Juden damals wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer betrachteten die Menschen, die diese Vorschriften und Überlieferungen nicht einhielten als Menschen zweiter Klasse.

Die Antwort Jesu warnt die Pharisäer, dass die bösen Gedanken viel schlimmer sind als die Nichteinhaltung von Ritualen oder fehlender Hygiene. Zu diesem Bösen zählen Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. Mensch zu sein und menschlich zu sein, verständlich zu sein und die Anderen in ihrer Situation zu verstehen, das ist die Lehre Jesu.

Nicht nur für die Juden, auch für uns heute ist Hygiene ein wichtiges Gebot. Wir haben auch viele Überlieferungen und Vorschriften z. B. bei einer Feier oder einer Begegnung, bei einem Treffen oder einer Bewerbung, im Arbeitsleben und in der Familie. Unsere Haltung gegenüber den Menschen die anders reagieren und sich anders verhalten und die wir nicht verstehen, können wir mit der Reaktion Jesu vergleichen und auf dem Hintergrund der Werte Jesu beurteilen.

Die Texte im heutigen Evangelium wurden auch im Kontext der damaligen ersten Klasse Christen und der zweiten Klasse Christen geschrieben, nämlich der jüdischen Christen und der heidnischen Christen. Die jüdischen Christen hielten alle jüdischen Überlieferungen und Vorschriften ein und betrachteten die heidnischen Christen als Christen zweiter Klasse. Die Reaktion Jesu im heutigen Evangelium ist auch eine Warnung gegen die besser Wissenden, besser könnenden, besser seienden jüdischen Christen und das Bekenntnis der Kirche, dass alle Menschen aller Niveaus gleich sind und gleich zu behandeln sind, diese Botschaft gilt auch für Jeden von uns. Es stellt sich aber die Frage, ob dieses Ideal unter den Menschen machbar und erreichbar ist. Ich denke, es gibt einen Menschen in diesem Jahrhundert, der diese Gleichheit unter den Menschen respektiert und dieses Verständnis von Menschen und Gott authentisch und ehrlich praktiziert und es ihm einigermaßen gut gelingt. Wenn ich sage, einigermaßen, bin ich überzeugt, dass viele unter ihnen der Meinung sind, dass ihm diese Lehre Jesu zu hundert Prozent gelingt. Dieser Mann ist aus meiner Sicht Papst Franziskus.

Vor zwei Tagen konnte ich den Dokumentarfilm: „Papst Franziskus-Ein Mann seines Wortes“ anschauen und feststellen, dass dieser Film die Worte und Taten des Papstes seit seiner Amtseinführung bis heute, mit seinen Werten und Visionen ganz genau und gut darstellt. Wenn der Papst die Freiheit der Menschen schätzt und sagt, dass jeder Mensch frei ist zu lieben und nicht zu lieben, zu glauben und nicht zu glauben, Christ zu sein oder andersgläubig oder sogar Atheist zu sein, verheiratet zu sein oder   schwul zu sein und diese Freiheit und Würde des Menschen respektiert und anerkennt und sich nicht berechtigt fühlt über Andere zu urteilen, dann denke ich, dass dieser Papst die Freiheit der Kinder Gottes in sich erlebt und für uns verkündet. Seine Fähigkeit, wie er mit der gleichen Ausstrahlung und Begeisterung mit Armen, Obdachlosen, Kranken, Schwachen, Flüchtlingen, Wissenschaftlern, Königen, Staatsoberhäuptern wie Obama und Trump umgeht, ist bewundernswert. Wenn ein Papst sagt, dass es sehr viel Armut auf der Welt gibt und es ein Skandal ist und wenn er eine ermutigende Antwort gibt zu der Frage eines Jungen, ob sein verstorbener Vater, der Atheist war, in den Himmel kommen kann, dann können wir überzeugt sein, dass der Papst ein Christentum vorstellt, das ursprünglich war, nämlich eine Gemeinschaft der Armen, Schwachen, Sklaven oder Fischer und eine Gemeinschaft die sich um die Armen und die Schwachen gekümmert hat.

Die Rituale der Pharisäer und die vornehme Art zeigt sich erst, wenn die Grundbedürfnisse der Menschen erfüllt sind. Es gibt auf der Welt Millionen Menschen deren Grundbedürfnisse unerfüllt sind.


Aber die menschliche Gleichheit von Armen und Reichen, Schwachen und Starken können wir oft erfahren, wenn Menschen Naturkatastrophen erleben und ausweglos in Not geraten, sei es in Europa, Amerika, Indien oder in Afrika. Jeder ist dann gleich bedürftig und jeder versucht trotzdem anderen Betroffenen zu helfen. Möge die Botschaft des heutigen Evangeliums in unser Denken und Handeln einfließen, so wie Papst Franziskus es uns vorlebt.

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