Predigt
Ein
ganz interessantes und heute noch aktuelles Thema finden wir im heutigen
Evangeliumsabschnitt. Die Pharisäer kritisieren die Jünger Jesu dafür, dass sie
mit unreinen und schmutzigen Händen das Brot aßen. Hygiene war ein wichtiges
Gebot für die Juden. Aber es ging den Pharisäern nicht nur um die Hygiene,
sondern um Rituale und Vorschriften, wie z.B., dass die Juden vor dem Essen
eine Hand voll Wasser nahmen und eine rituelle Waschung der Hände durchführten.
Es gab mehrere ähnliche Überlieferungen und Vorschriften der Juden damals wie
das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die
Pharisäer betrachteten die Menschen, die diese Vorschriften und Überlieferungen
nicht einhielten als Menschen zweiter Klasse.
Die
Antwort Jesu warnt die Pharisäer, dass die bösen Gedanken viel schlimmer
sind als die Nichteinhaltung von Ritualen oder fehlender Hygiene. Zu diesem Bösen zählen Unzucht, Diebstahl, Mord,
Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung,
Hochmut und Unvernunft. Mensch zu sein und
menschlich zu sein, verständlich zu sein und die Anderen in ihrer Situation zu
verstehen, das ist die Lehre Jesu.
Nicht
nur für die Juden, auch für uns heute ist Hygiene ein wichtiges Gebot. Wir
haben auch viele Überlieferungen und Vorschriften z. B. bei einer Feier oder
einer Begegnung, bei einem Treffen oder einer Bewerbung, im Arbeitsleben und in
der Familie. Unsere Haltung gegenüber den Menschen die anders reagieren und
sich anders verhalten und die wir nicht verstehen, können wir mit der Reaktion
Jesu vergleichen und auf dem Hintergrund der Werte Jesu beurteilen.
Die
Texte im heutigen Evangelium wurden auch im Kontext der damaligen ersten Klasse
Christen und der zweiten Klasse Christen geschrieben, nämlich der jüdischen
Christen und der heidnischen Christen. Die jüdischen Christen hielten alle
jüdischen Überlieferungen und Vorschriften ein und betrachteten die heidnischen
Christen als Christen zweiter Klasse. Die Reaktion Jesu im heutigen Evangelium
ist auch eine Warnung gegen die besser Wissenden, besser könnenden, besser
seienden jüdischen Christen und das Bekenntnis der Kirche, dass alle Menschen
aller Niveaus gleich sind und gleich zu behandeln sind, diese Botschaft gilt auch für Jeden von uns. Es stellt sich aber
die Frage, ob dieses Ideal unter den Menschen machbar und erreichbar ist. Ich
denke, es gibt einen Menschen in diesem Jahrhundert, der diese Gleichheit unter
den Menschen respektiert und dieses Verständnis von Menschen und Gott
authentisch und ehrlich praktiziert und es ihm einigermaßen gut gelingt. Wenn
ich sage, einigermaßen, bin ich überzeugt, dass viele unter ihnen der Meinung
sind, dass ihm diese Lehre Jesu zu hundert Prozent gelingt. Dieser Mann ist aus
meiner Sicht Papst Franziskus.
Vor
zwei Tagen konnte ich den Dokumentarfilm: „Papst Franziskus-Ein Mann seines
Wortes“ anschauen und feststellen, dass dieser Film die Worte und Taten des
Papstes seit seiner Amtseinführung bis heute, mit seinen Werten und Visionen
ganz genau und gut darstellt. Wenn der Papst die Freiheit der Menschen schätzt
und sagt, dass jeder Mensch frei ist zu lieben und nicht zu lieben, zu glauben
und nicht zu glauben, Christ zu sein oder andersgläubig oder sogar Atheist zu
sein, verheiratet zu sein oder schwul zu sein und diese Freiheit
und Würde des Menschen respektiert und anerkennt und sich nicht berechtigt
fühlt über Andere zu urteilen, dann denke ich, dass dieser Papst die Freiheit
der Kinder Gottes in sich erlebt und für uns verkündet. Seine Fähigkeit, wie er
mit der gleichen Ausstrahlung und Begeisterung mit Armen, Obdachlosen, Kranken,
Schwachen, Flüchtlingen, Wissenschaftlern, Königen, Staatsoberhäuptern wie
Obama und Trump umgeht, ist bewundernswert. Wenn ein Papst sagt, dass es sehr
viel Armut auf der Welt gibt und es ein Skandal ist und wenn er eine
ermutigende Antwort gibt zu der Frage eines Jungen, ob sein verstorbener Vater,
der Atheist war, in den Himmel kommen kann, dann können wir überzeugt sein,
dass der Papst ein Christentum vorstellt, das ursprünglich war, nämlich eine
Gemeinschaft der Armen, Schwachen, Sklaven oder Fischer und eine
Gemeinschaft die sich um die Armen und die Schwachen gekümmert hat.
Die
Rituale der Pharisäer und die vornehme Art zeigt sich erst, wenn die
Grundbedürfnisse der Menschen erfüllt sind. Es gibt auf der Welt Millionen
Menschen deren Grundbedürfnisse unerfüllt sind.
Aber
die menschliche Gleichheit von Armen und Reichen, Schwachen und Starken können
wir oft erfahren, wenn Menschen Naturkatastrophen erleben und ausweglos in Not
geraten, sei es in Europa, Amerika, Indien oder in Afrika. Jeder ist dann
gleich bedürftig und jeder versucht trotzdem anderen Betroffenen zu helfen. Möge die Botschaft des heutigen Evangeliums in unser
Denken und Handeln einfließen, so wie Papst Franziskus es uns vorlebt.
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