Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 28. März 2015

Palmsonntag 2015, Lesejahr B

Liebe Gemeinde!
Wenn wir jedes Jahr die würdevolle, schöne Palmsonntagsprozession erleben und die Texte aus dem Evangelium über den feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem hören, könnten wir denken, dass Jesus als König der Juden von der ganzen Bevölkerung anerkannt worden sei. Aber nur vier Tage nach diesem Jubel in Jerusalem, schrie das gleiche Volk über Jesus die Worte, „kreuzige ihn“, der römische Kaiser ist unser König.

D.h. die Menschen damals und auch heute sind unberechenbar. Einzelne Personen und ganze Völker können schnell ihre Meinung ändern und diese Unberechenbarkeit der Menschen haben  Auswirkungen, die sogar Katastrophen verursachen können.
 
Wir denken, dass wir den meisten Menschen vertrauen können. Das ist gut so, weil wir ohne dieses Gefühl einer sicheren Vertrauensbasis zu den Menschen im Beruf, in der Gesellschaft und in der Familie kaum ein friedvolles, geglücktes Leben führen könnten. Wir fühlen uns auch ziemlich sicher, was das Vertrauen in die heutige Technik betrifft. Eine modern funktionierende Technik ist hilfreich in vielen Situationen und macht unser Leben leichter und bequemer, doch auch da erleben wir Grenzen.

Die Erfahrung Jesu vom Palmsonntag bis zum Karfreitag und unsere eigene Erfahrung beweisen, dass wir weder den Menschen noch der Technik hundertprozentig vertrauen können.

Das zeigen uns auch die erschütternden Ereignisse des Flugzeugunglückes in der vergangenen Woche.

Hundertprozentiges Vertrauen finden wir nur, wenn wir uns voll einlassen auf eine feste Beziehung mit Gott.

Gott hat Jesus nicht verlassen. Jesus hatte volles Vertrauen mit Gott und Gottes Verheißung. Die Vollendung jesu im Tod und in der Auferstehung geschah als Erfüllung dieses Vertrauens und als Hingabe für uns. Deswegen dürfen wir voll auf Gott vertrauen und wir können sicher sein, dass Gottes Wort und seine Verheißungen uns immer die letzte Hoffnung und ein immer bleibender Halt sein werden; davon berichten viele Menschen, die schwere Krisensituationen durchleben mussten.  Deswegen hat das Gebet eine große Bedeutung und einen echten Sinn.

Die kommenden Tage der Karwoche, in der wir der Passion, dem Leiden und Sterben Jesu gedenken, können unseren Glauben vertiefen und ein festes Gottvertrauen wachsen lassen. Die Momente des persönlichen Gebetes können uns helfen und bewegen, die Texte der Gottesdienste wieder aufmerksamer zu hören und den Weg des Leidens Jesu zu verinnerlichen. Dazu wünsche ich uns allen den Blick auf das Vorbild Jesu, auf seine Kraft und Stärke und dass wir die Karwoche, die auch Heilige Woche genannt wird, ruhig und besinnlich erleben können und den Segen und die Gnade Gottes spürbar erfahren.


 

5. Sonntag der Fastenzeit, Lesejahr B




Am 5. Fastensonntag begehen wir jedes Jahr den Misereor-Sonntag mit der Misereor-Kollekte für Projekte des bischöflichen Hilfswerkes Misereor. Das Leitwort der Misereor Fastenaktion 2015 lautet: „Neu denken, Veränderung wagen“. Dieses Jahr beschäftigt sich die Misereor-Aktion mit dem Klimawandel und der globalen Erwärmung. Der Klimawandel und die globale Erwärmung verursachen Naturkatastrophen, wie Stürme, Sturmfluten oder Erdbeben. Der Südpazifik und die Philippinen sind mit Naturkatastrophen die mit am meisten betroffenen Länder. Mit der heutigen Kollekte in über 10.000 Pfarrgemeinden in Deutschland helfen wir Menschen, die von Naturkatastrophen betroffen sind.

 
Zu Beginn des Gottesdienstes wollen wir um das Erbarmen Christi bitten.
 
Predigt, Jo. 20, 22-33
 
Der 5. Fastensonntag trug früher den Namen Passionssonntag. Im heutigen Evangelium wird die Passion Christi angekündigt und die nächsten 14 Tage sind die Tage der Passion Christi, die mit dem Fest der Auferstehung Christi enden. Im 11. Jahrhundert wurde ab diesem Sonntag bis zum Karsamstag der ganze Altar mit einem Tuch bedeckt, um zu zeigen, dass der Verzicht in der Fastenzeit auch für die Augen ein Verzicht sein sollte. Ab dem 12. Jahrhundert wurden die Kreuze in der Kirche mit einem Tuch in der Farbe Lila verhüllt. Die Enthüllung des Kreuzes wird in der Karfreitagsliturgie mit den Worten, „Seht das Holz des Kreuzes.“ vollzogen.
 
Ab dem Brauch der Verhüllung des Altares mit einem Tuch entstand der Begriff Fastentuch oder Hungertuch. Seit 1976 lässt das bischöfliche Hilfswerk Misereor alle zwei Jahre ein Fastentuch von Künstlern aus verschiedenen Ländern mit religiösen Motiven gestalten. Das Fastentuch dieses Jahres stammt vom chinesischen Künstler Dao Zi.

Der Künstler hat es gestaltet unter dem Titel
„Gott und Gold“, wie viel ist genug?
Im Altarraum der Pfarrkirche Maria Immaculata ist das Fastentuch dieses Jahres wieder zu sehen.
 
Die Passion Christi und die Leiden der Menschen sind Themen in der Fastenzeit, insbesondere in der Passionszeit.

Jesus sagt im heutigen Evangelium, dass das Leiden Christi und das Leiden der Menschen im Namen Christi nicht umsonst sein werden. Die Verherrlichung und  Erhöhung des Menschensohnes, das Hinauswerfen der Herrscher dieser Welt und das Versprechen Jesu alle zu sich zu ziehen, die mit ihm und wegen ihm leiden müssen, bedeuten diese Verheißung und diese Hoffnung.
 
Das bedeutet nicht, dass wir Verfolgung und Leiden zulassen sollen oder dagegen passiv bleiben sollen, sondern, dass wir daran glauben können, das unvermeidbare Leiden im Namen Christi  positive Auswirkungen haben werden.

Durch sein Leiden hat Jesus viele menschliche Werte vermittelt und seine Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und ein menschliches Miteinander erhoben. Die Botschaft Jesu hat damals viel Positives in der Gesellschaft bewirkt und sein Leben hat die damalige Gesellschaft beeindruckt und verändert. Diese Veränderung fand nicht nur in den Gebieten der Heimat Jesu statt, sondern in Rom, Griechenland im ersten Jahrhundert und danach in West- und Osteuropa und später auch weltweit.
 
Mit der Zeit wurde aber der Einfluss der Botschaft Christi in der Welt weniger und weniger. Wenn wir überzeugte Christen sein wollen, haben wir die Aufgabe, in allen Bereichen des sozialen Lebens den Einfluss der Botschaft Christi mit unseren Möglichkeiten, wieder neu zu beleben und dem Frieden und der Gerechtigkeit die höchste Priorität zu geben.  

Ich finde es gut, sich in der Fasten- und Passionszeit Gedanken zu machen, wie weit der Begriff mit Christus zu leiden und mit Christus auferstehen in unserem alltäglichen Leben Einfluss nehmen. D.h., um die Werte Christi verbreiten zu können, müssen wir auch manchmal Leiden auf uns nehmen, die aber letztendlich nicht umsonst sein werden. Wenn wir merken, dass die Gesellschaft dadurch etwas christlicher, friedvoller oder menschenfreundlicher wird oder insgesamt besser, dann war unser Beitrag erfolgreich. Mögen die Tage der Passionszeit uns bewusst machen, dass wir uns im Denken, Reden und Tun wieder mehr an Christus orientieren wollen, um seine Botschaft glaubhaft und mutig verbreiten zu können.  
 
 

Sonntag, 15. März 2015

4. Fastensonntag, Laetare, Lesejahr B

Begrüßung
Laetare (lateinisch laetare „freue dich!“) heißt der heutige 4. Fastensonntag, es bedeutet „freue dich“. Heute dürfen wir uns freuen, weil wir mit einem eventuell gefassten Verzicht für die Wochen der Fastenzeit, die Halbzeit erreicht haben. Die Erstkommunionkinder dürfen sich freuen, weil sie mit ihrer Vorbereitung zur Erstkommunion fast zu Ende gekommen sind. Heute erneuert Ihr Euer Taufversprechen, das für die meisten von Euch Eure Eltern und Paten bei Eurer Taufe übernahmen. Gemeinsam mit den Erstkommunionkindern wollen wir alle unser Taufversprechen erneuern. Wegen des freudigen Charakters des heutigen Laetare Sonntages ist die liturgische Farbe im Gottesdienst rosa und nicht violett. Der heutige Sonntag hatte früher auch den Namen Rosensonntag, weil an diesem Sonntag vom 11. bis zum 19. Jahrhundert eine goldene Rose gesegnet wurde, die der Papst  besonders verdienten Personen und Institutionen verlieh.
Dieser 4. Fastensonntag wird auch als Brotsonntag bezeichnet wegen der Brotvermehrungsgeschichte in der Bibel, die oft an diesem Sonntag gelesen wird, heute aber nicht und als Todessonntag, weil der Winter tot ist und der Frühling beginnt. Mit dem Aufruf, freuet euch, beginnen wir den Gottesdienst und bitten Jesus um seine Gegenwart und um sein Erbarmen.
Predigt
Jo.3:14-21
Am vergangenen Freitag, dem 13. März 2015, feierte Papst Franziskus sein zweijähriges Amtsjubiläum als Papst. Viele Zeitungen schreiben sehr positiv über den Papst und andere Medien berichten auch, dass die Menschen ihn als einen bescheidenen und beliebten Papst erleben. Sein soziales Wirken und die Liebe zu den Armen und Notleidenden beeindrucken viele Gläubige. Durch die soziale Einstellung des Papstes haben viele katholische Einrichtungen, Diözesen und Pfarreien sogar entsprechende Bewegungen in vielen Ebenen begonnen.
So war auch die Person Jesus. Jesus zeigte sich sehr bescheiden, er hat die Armen geliebt und den Menschen in Not geholfen, egal ob sie materiell arm oder reich waren. Dort wo er auftrat, konnte Jeder mit seinem Anliegen zu Jesus kommen und keiner musste enttäuscht zurück bleiben.
Im heutigen Evangelium redet Jesus mit einem einflussreichen, gut angesehenen, reichen Pharisäer Nikodemus, der an Jesus glaubte, Jesus sehr schätzte und von Jesus hören wollte. Jesus beginnt über die Erhöhung des Menschensohnes zu reden. Diese Erhöhung geschieht am Kreuz, Jesus bezeichnet sein Leiden und seinen Tod als Erhöhung vor Gott und als Erhöhung für die Menschen. Es ist für uns vielleicht unbegreiflich und schwierig zu verstehen, dass Jesus sein Leiden und seinen Tod, sein Verzicht auf den göttlichen Status und seinen Niederschlag vor den Menschen als Erhöhung bezeichnet.
Wir erleben auch hier bei uns immer wieder unterschiedliche Niederschläge, Probleme, Krankheiten, Armut, Verlust oder Not. Diese Schicksale können wir nicht als positiv und gute Geschenke bewerten, sondern als Situationen, die wir vermeiden oder überwinden wollen oder wofür wir nach Lösungen suchen.
Jesus bezeichnet seinen Tod als Erhöhung, weil dadurch die Liebe Gottes geoffenbart wird, die den Menschen ewiges Leben schenkt, weil dadurch viele Menschen die im Dunkeln leben zum Licht kommen können oder weil die Wahrheit dadurch siegt und die Taten Gottes offenbar werden.  Wir hörten im Evangelium: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, das er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“.
D.h., wenn durch den Verlust, Niedergang und das Leiden eines Menschen, anderen Menschen oder Völkern, eine Hilfe, Erlösung oder Gewinn zufließt, wird der Verlust positiv und kreativ. Der christliche Glaube ermutigt uns zu verstehen, dass wir durch einen Verzicht einem anderen Menschen Hilfe geben oder einen anderen Menschen retten können.
So ist solidarisches, christliches Denken und Handeln zu verstehen. Nur durch Verzicht von einigen Menschen können andere etwas profitieren. D.h. wenn alle nur an den eigenen Vorteil und Profit denken, kommt es oft zu Ausbeutung, Korruption, Streit und Unehrlichkeit. Menschen, die nicht nur auf sich selbst schauen, sondern ihre Mitmenschen und deren Situationen im Blick behalten, können viel Positives bewirken, wie Jesus es lehrt und er es uns vorgelebt hat.
Die Fastenzeit erinnert uns daran, dass wir mit einem Verzicht anderen Menschen viel Gutes tun können, materiell oder auch spirituell.

Der christliche Glaube verlangt ein Leben für die Mitmenschen, ein Ohr für die anderen Menschen, eine Bereitschaft auf etwas wegen der Mitmenschen zu verzichten, damit sie durch uns etwas gewinnen können oder bereichert werden. Diesen Glauben haben wir in der Taufe versprochen, dieses Versprechen wollen wir heute durch die Tauferneuerung noch einmal bezeugen.

3. Fastensonntag, Lesejahr B



Predigt
Liebe Mitchristen!
 
So kennen wir Jesus nicht. Jesus war immer ein Freund der Armen und der Sünder, er kümmerte sich um Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten, er war ein Friedenstifter, ein Heiler, ein Redner über die Liebe Gottes oder ein guter Hirt, der seine verlorenen Schafe sucht. 

Aber im heutigen Evangelium sehen wir ihn als einer, der mit Geißeln die Leute aus dem Tempel trieb, einer der laut wurde, einer der fast seine Kontrolle verloren hat. Er sagte: „Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.“

Wenn wir die Geschehnisse genau betrachten, verstehen wir, dass Jesus die echte Autorität hatte, einmal wütend und ärgerlich zu werden und spontan die Geschäfte im Tempel zu beenden oder die Händler hinaus zu treiben.

Obwohl die Juden ihn nach einem Beweis seiner Autorität fragen, wagten sie nicht, ihn zu hindern.

Es ist unglaublich, dass Jesus, als ein normaler Besucher des Tempels so streng mit Autorität redet und eine große Änderung vornimmt und die Verantwortlichen des Tempels und des jüdischen Volkes das nicht verhindern, sondern nur insgeheim vorhaben, Jesus zu überführen um ihn zu töten.

Die Echtheit Jesu in Worten und Taten befähigten ihn, das Wort Gottes zu verkünden und die Leute zu ermahnen. Wegen seiner Autorität und seiner Echtheit konnten seine Feinde nicht direkt etwas gegen ihn unternehmen.

Jesus sagt, dass er den Tempel in drei Tagen wieder aufrichten würde, falls er zerstört wird. Hier finden wir, dass die Juden nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollten, was Jesus damit meinte. Hochwahrscheinlich ist es so, dass die Juden die Worte Jesu nicht verstehen wollten und sie deswegen die Worte Jesu wörtlich interpretierten. Das Ziel der Juden war, Jesus zu vernichten, weil er anders war als die Führer des jüdischen Volkes und weil sie Angst hatten, vor der Echtheit und der Autorität Jesus. Den gerechten Jesus wollten die korrupten Juden töten und sie haben es geschafft. Keiner konnte etwas dagegen tun.

Es ist auch heute die Frage, warum die Gerechten leiden müssen oder warum viele gerechte Menschen unterdrückt und verfolgt werden.

Wenn viele Christen heute verfolgt und gekreuzigt werden und viele unschuldige Menschen ihre Heimat verlieren, bleibt die drängende Frage, warum die Gerechten leiden müssen.

Aber wir wissen auch, dass nicht nur in Syrien oder ähnlichen Kriegsländern die Gerechten leiden, sondern auch in unseren Städten und manchmal vor unseren Augen, obwohl es uns nicht immer auffällt.

Als Jünger Jesu haben wir alle den Auftrag gegen Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit in kleinen und großen Gruppen und Kreisen unsere Stimme zu erheben und für inneren und äußeren Frieden und Gerechtigkeit zu sorgen. Jeder von uns kann es als eine Aufgabe der Fastenzeit wahrnehmen und versuchen gegen das Leiden der Gerechten etwas zu tun.