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Freitag, 30. März 2018

Karfreitag 2018

Predigt am Karfreitag
Am Karfreitag hören wir jedes Jahr die Passionsgeschichte und beugen die Knie vor dem Kreuz und glauben und sagen, wie Paulus: wir verkünden Christus, den Gekreuzigten, (1Kor:1:23) Dieser Satz ist der älteste geschriebene Text über die Kreuzigung und über das Kreuz Jesu. Paulus schreibt weiter, dass dieser Jesus für die Juden ein Ärgernis und für die Griechen eine Torheit ist. (IKor.1:23) Paulus schreibt auch sehr deutlich, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist (1Kor.15:3; Gal. 1:3;). Er ist für uns gestorben, sagt Paulus. (1Thes, 5:10; Rom.5:8) Eine andere Variante über den Tod und den Grund des Todes Jesu in den Paulusbriefen sind: Jesus ist „für euch“ gestorben, er ist „für uns“ gestorben; er ist „für viele“ gestorben oder „für alle“ gestorben. (1Thes 5:10; 2Kor. 5:14; Gal.1:3ff; Röm.5:6).

Diese Erfahrung des Apostels Paulus und seine Verkündigung wurde bald in den vier Evangelien aufgenommen und später verkündigten es die Kirchenväter und so wurde diese Verkündigung zur Lehre der Christen, mit dem Bekenntnis, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist und er uns durch seinen Tod die Erlösung gebracht hat.

Diese Verkündigung des ersten Jahrhunderts und die Erfahrung der Apostel und der Kirchenväter ist heute noch unser Bekenntnis und unsere Verkündigung. Am Karfreitag dürfen wir diese Liebe Christi in unserem Innersten erfahren.

Gegen diese Erfahrung der Jünger Christi und der Verkündigung der Kirche treten heutzutage viele Menschen auf, wie zum Beispiel in der Fastenzeit dieses Jahres Jemand  mir in einem seelsorglichen Gespräch sagte, dass er nicht an so einen Gott glauben könne, der für seine Sünden sterben musste. Er selber würde für seine Sünden büßen, nicht Gott. Für dieses Gespräch konnte das Argument von St. Anselm von Canterbury, dass die verletzte Ehre Gottes nur Gott wiederherstellen kann, nicht der Mensch und deswegen Gott selber Mensch werden und sterben musste, keine Anerkennung bekommen. Ich denke auch, dass so eine Denkweise die Kreuzigung Jesu nicht ganz rechtfertigen kann.

Ich habe dann versucht zu sagen, dass Jesus Christus in seiner Einstellung gegenüber dem Leiden, der Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und dem Gottesglauben das höchste Vorbild für uns ist und diese Vorbildlichkeit, die sonst kein Mensch auf der Erde uns so perfekt gezeigt hat, uns bewegt zu glauben, dass Jesus der perfekte Mensch sei und deswegen nennen wir ihn Gott und Gottes Sohn. Mit dieser Antwort war mein Gesprächspartner etwa ruhiger.

Ein zweites Gespräch und zweites Problem mit dem Leiden und Tod Jesu, mit dem ich in der Fastenzeit dieses Jahres konfrontiert wurde, war die Frage eines jungen Mannes, dass in dieser wissenschaftlich hochentwickelten modernen Zeit, er nicht einen leidenden Christus als Gott erkennen könne und er sich übrigens keinen monotheistischen Gott vorstellen könne. Ich fragte ihn, was er mit dem monotheistischen Gott meine. Seine Antwort dazu war eine Frage, ob wir uns einen Gott als Vater oder König, in der Hostie oder als Bruder vorstellen müssen. Er sagte, Jesus als Gott anzuerkennen wäre für ihn kein Problem, aber, er wissen wolle, wo lebt Jesus, im Himmel oder auf der Erde, unter den Armen oder in den Schlössern, in einem selber im Herzen oder ob wir ihn sehen mit einem christlichen Glauben als einen Gott, der sich entäußerte und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich und der sich erniedrigte.

Dazu konnte ich erwidern, dass es von jedem Gläubigen abhängig sei, ob er seinen Gott, der in Jesus offenbart wurde, in sich in den Herzen erkennt oder als Gott der Vater und der Sohn.

Ich denke, das ist die Botschaft des Karfreitags. Der gekreuzigte Jesus, der Sohn Gottes ist weder in Palästina oder im Himmel, sondern unter uns. Die Kreuzigung, das Leiden und die Verlassenheit, die Grausamkeit, Terror, Schmerz, Gewalt, Ungerechtigkeit sind auch heute schreckliche Realität. 

Wenn wir an die heutigen Kriegsgebiete denken, Nachrichten über Terror und Gewalt in vielen Regionen der Welt hören, über Hungersnöte, unerwartete schwerwiegende Krankheiten und Epidemien und Naturkatastrophen wissen, werden wir überzeugt, dass es Grausamkeit und Terror gegen die Gerechten und Unschuldigen immer auf der Welt gab und dass diese Verbrechen heute mindestens so oft geschehen, wie in der Zeit Jesu. Es gibt viele unschuldige Menschen die brutal leiden und sterben müssen, wie damals Jesus sein Leben unschuldig hingab.


Jesus ist Gottes Sohn, weil Jesus in sich das Leiden der Menschheit der Vergangenheit, Gegenwart und der Zukunft erlebt hat und vorbildlich damit umgegangen ist. Durch die Lebenseinstellung Jesu sind die Kranken, Alten, Armen, Schwachen wenigstens vor der Lehre der Christen in der Gesellschaft genauso wichtig und würdig wie die Mächtigen und wie gesunde Menschen. Wenn wir den Mut haben, wie Jesus, Leid anzunehmen und uns seine Lebenseinstellung zu eigen zu machen, dann werden wir auch Söhne und Töchter Gottes, wie Jesus selber und wir werden dann Gott in unseren Herzen finden.