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Donnerstag, 31. Januar 2019

3. Sonntag im Jahreskreis 2019

Neujahresempfang 2019 in Heilige Familie
Gottesdienst zum Neujahrsempfang der Mitarbeiter in Heilige Familie
Begrüßung
Liebe Gottesdienstgemeinde, 
Herzlich Willkommen zum Gottesdienst am 3. Sonntag des Jahreskreises. Es freut mich, dass das ganze Seelsorgeteam am Altar steht und die meisten haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Gottesdienst mit anschließendem Empfang gekommen sind. Ich begrüße Sie alle sehr herzlich. Für mich persönlich ist diese Messfeier und das anschließende Treffen ein guter Anlass, ihnen allen für die wertvolle Mitarbeit Danke zu sagen. Ohne die fruchtbare Zusammenarbeit und ohne den guten Zusammenhalt wären die lebendige Art und der heutige Stil der Seelsorge nicht möglich. Deswegen sage ich aufrichtig herzlichen Dank für ihre Bereitschaft und ihr Engagement in den verschiedenen Bereichen der Gemeindearbeit.
Ich begrüße herzlich unseren 2. Oberbürgermeister Herrn Manfred Pretzl, den Bezirksausschussvorsitzenden Herrn Clemens Baumgart und die anwesenden Bezirksausschussmitglieder Herrn Ferdinand Bringmöller und Herrn Konrad Engel. Die Kirche und die Christen sind ein Teil des Staates und daher ist ihre Unterstützung für die Kirche wichtig. Herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit und für ihre Anwesenheit.
Wir haben uns versammelt als Glaubende und Hörende, Erfahrende und Verkündende. Jesus Christus, der Herr ist unser Führer und unser Vorbild. Ihn rufen wir in unsere Mitte. 

Predigt
Liebe Mitchristen!
Am Dienstag dieser Woche besuchte ich einen ökumenischen Gottesdienst in der Matthäuskirche anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen, den der evangelische Bischof Bedford-Strom leitete, die Predigt hielt unser Kardinal Marx. In seiner Predigt über das Leitwort der Gebetswoche dieses Jahres, „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit, ihr sollst du nachjagen“, ein Zitat aus dem Buch Deuteronomium, sagte er, dass zwei Dinge wichtig sind, um Gerechtigkeit gewährleisten zu können. 

Erstens: Gleichheit, nämlich Gleichheit aller Menschen, als Einzelne und als Völker und die Gleichheit von Menschen, als Männer und Frauen.

Zweitens: Demokratie. Dazu sagte er, dass 400 Jahre vor Christus in Europa durch die Griechen die Demokratie ihren Anfang nahm und heute noch sind wir auf dem Weg zur vollen Verwirklichung dieser Demokratie. Als ich mit guten Eindrücken über diese Predigt auf dem Rückweg in der U-Bahn saß, dachte ich, dass ohne eine gute Bildung die Gleichheit oft nicht anerkannt wird und die Demokratie keine guten Ergebnisse bringen kann. Gleichheit, Demokratie und Bildung sind wichtige Themen auch in christlichen Gemeinden. Der Titel eines Buches, das ich neulich gelesen habe, lautet: „Fromme Gefühle sind nicht genug. Der Glaube muss erwachsen werden. Daran arbeiten wir zusammen, mit gewählten, gesandten und freiwillig zugesagten haupt-  und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir haben ein gemeinsames Ziel mit unterschiedlichen Aufgaben und mit verschiedenen Begabungen. 

In der Lesung hörten wir den Apostel Paulus über das gemeinsame Ziel aller Christen in Korinth für den Aufbau der Gemeinde, die er 51 nach Christus gründete. Paulus vergleicht alle Mitglieder seiner Gemeinde als verschiedene Glieder eines Leibes. Juden, Griechen und Sklaven sind Glieder eines Leibes mit Christus, nämlich die Gleichheit aller Menschen, egal aus welchem Beruf, egal welcher Herkunft und wozu er gehört, Anerkennung der Gleichheit ist für das Christsein Voraussetzung. Wenn Paulus sagt, der Fuß kann nicht sagen, ich bin nicht Hand, ich gehöre nicht zum Leib, oder das Ohr kann nicht sagen, ich bin nicht Auge, ich gehöre nicht zum Leib, oder wenn Paulus fragt, wenn alles zusammen nur ein Glied wäre und wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wird uns die Botschaft verständlich und klar.

Verschiedene Menschen mit verschiedenen Aufgaben und Begabungen bilden die Gemeinde. Es gibt kein unwichtiges oder besonders wichtiges Mitglied, es gibt nur verschiedene Aufgaben.

Paulus schreibt über einen Leib und verschiedene Glieder im Kontext der Streitigkeiten und Spaltungen in der Gemeinde Korinth zwischen Menschen
verschiedener Abstammungen, Kulturen und Sprachen und verschiedenen Einteilungen in der Gesellschaft wie Juden, Sklaven und Griechen. Globalisierung und die Vielfältigkeit der Gesellschaft waren in Korinth die Ursache von Spaltungen und Problemen.  

Paulus fordert Einheit und Harmonie in der Gemeinde, Zusammenhalt und Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Gaben des Geistes. 

Wenn wir an unsere Pfarrei oder unseren Pfarrverband denken, oder wenn wir an andere christliche Gemeinden auf der Welt denken, bin ich der Meinung, dass die Themen und die Denkweise vom Apostel Paulus heute noch eine große Bedeutung haben. Egal in welchem Land und in welchem Zeitalter wir leben, wird es bestimmt Meinungsunterschiede und daraus kommende Konflikte und Probleme geben.

Wie ich in meiner Silvesterpredigt dieses Jahres sagte, wichtig ist, wie wir mit uns selber, mit den Mitmenschen und mit Themen, Unterschieden, Konflikten und Problemen umgehen. In dieser Hinsicht ist uns Jesus Christus selber und der Apostel Paulus Vorbild als Führungspersonen. Viele von uns haben eine Führungsaufgabe in kleinen oder großen Gruppen, egal in welcher Ebene, wahrscheinlich haben die meisten Menschen eine Führungsaufgabe, da kaum jemand nur für sich alleine lebt. Paulus hatte Mut Themen anzusprechen, Hinweise und Ermahnungen zu geben, Forderungen zu stellen, Wünsche zu äußern, situationsgemäß und Personen zentriert zu reagieren,Menschen zu bewegen und zu begeistern und mit Entschiedenheit und Härte umzugehen.

In der Verwirklichung einer Gemeinde als ein Leib und verschiedene Glieder, in Christus durch einen Geist, finde ich die Anerkennung der Gleichheit, Demokratie und die dazu notwendige Bildung eine wichtige Voraussetzung.
  
In diesem Sinne wünsche ich uns weiterhin eine engagierte, lebendige Pfarrgemeinde und einen Pfarrverband, wo jedes Mitglied, egal welchen Alters und welcher Begabung sich respektiert weiß und einen Mitarbeiterkreis in dem sich alle wohlfühlen, wie verschiedene Glieder an einem Leib, in dem Christus, der Leib mit seinem Führungsstil uns bewegt, begeistert und wir uns mit seiner Leitidee identifizieren und einsetzen.



































Montag, 21. Januar 2019

Predigt zum ök. Gottesdienst in ev. Luth. Emmauskirche am 20.01.2019


Gebetswoche für die Einheit der Christen
Liebe Schwestern und Brüder in Christus
„Ora et labora“: Beten und Arbeiten. Diese benediktinische Regel erkennen wir als Christen, wie eine für uns alle geltende Regel für unseren Alltag. Heute sind wir zusammengekommen um zu beten für die Ökumene. Aber wir vergessen nicht, dass das Gebet allein nicht reicht; wir müssen auch daran arbeiten.

Auf der Titelseite des Gebetsheftes von ACK steht der Titel „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit, ihr sollst du nachjagen“ (Dt.16,20a). Dieser Titel als Schlagwort und Thema deutet die wichtige Richtlinie des jüdischen Volkes an, in der der Autor des Buches Deuteronomium Hinweise gibt, dass das jüdische Volk gerecht sein soll und sich für das Wohlwollen aller Bewohner des Landes verantwortlich zeigen soll, seien es Kinder Abrahams, Knechte oder Fremde. 

Die zweite Lesung aus dem Römerbrief über die verschiedenen Gnadengaben im Dienste der Gemeinde und der Hinweis auf den einen Leib in Christus und viele Glieder mit unterschiedlichen Ämtern, Aufgaben, Kräften und Fähigkeiten, die in Verbundenheit untereinander und mit Christus, für das Wohlwollen der Gemeinde ausgeübt werden sollen, sind ein Hinweis für die Offenheit, Toleranz und Großzügigkeit im alltäglichen Leben. 

 Der heutige Text aus dem Evangelium über die Predigt Jesu in seiner Heimat, in der die Worte des Propheten Jesaja zitiert werden, zeigen uns, dass Jesus in seiner Heimat über seine Aufgaben und Dienste, weder das jüdische Volk noch ein anders Volk benennt, sondern, dass er verschiedene Themen oder Gruppen der Menschen aufgreift, die Armen, die Gefangenen, die Blinden, die Unterdrückten, egal zu welchem Volk sie gehören, denen er die Frohbotschaft verkündet.

In allen diesen drei Lesungen gibt es einen bestimmten Hinweis, dass alle Menschen zusammengehören, dass alle Menschen zusammenarbeiten und zusammenleben sollen und alle Menschen, egal wo und in welchem sozialen Status sie leben, das gleiche Recht haben müssen.

Wenn wir bei einem ökumenischen Gottesdienst diese Lesungen vom Alten und Neuen Testament mit den Themen der Offenheit, Großzügigkeit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung hören, wäre es gut, uns bewusst zu machen, dass das Fremdwort Ökumene eine ähnliche Bedeutung hat. Das griechische Wort Ökumene bedeutet, die ganze Erde, die ganze bewohnte Erde; und im kirchlichen Kontext, zur Kirche gehörend, zu allgemeinen kirchlichen Gültigkeit besitzend usw. Weiterhin wird dieses Wort definiert mit: weltweit, universal, missionarisch, zur Einheit dienend, zu einer Kirche verwirklichend oder allgemein kirchlich dienend.

Wenn wir in der Gebetswoche für die Einheit der Christen beten, sollten wir deswegen nicht nur die katholischen und lutherisch evangelischen Kirchen im Blick haben, sondern auch die hunderten kirchlichen Konfessionen und freikirchlichen Bewegungen. Wir sollten nicht nur die christlich und kirchlich verankerten Traditionen, Bewegungen und Gruppen ernst nehmen und für deren Einheit beten, sondern auch für alle gottgläubigen Menschen, weil die Erfahrung Gottes, kein Monopol und kein Privatbesitz der Christen ist. Die Einheit aller gottgläubigen Menschen und die Begegnung mit gegenseitiger Akzeptanz und entsprechendem Respekt, wird dem Wohlwollen der Gesellschaft dienen. Wohlwollen und Harmonie sind in der Gesellschaft und unter den Menschen das wichtigste Ziel unseres „Ora et Labora“ – unseres Betens und Arbeitens. Die Nichtgläubigen sollen wir auch nicht vergessen, weil nach unserem Glauben und unserer Erfahrung, der Geist auch in solchen Menschen wirkt; nur, dass sie es noch nicht in der Art erkannt haben. 

Wenn das Wort Ökumene für die ganze Erde und für die ganze bewohnte Erde steht, soll die Bewahrung der Schöpfung in jeder ökumenischen Diskussion und in jedem ökumenischen Gottesdienst und Gebet ein wichtiges Anliegen sein, wie der indische Gelehrte Mahatma Gandhi einmal sagte: „Wir haben das Land nicht von unseren Vorfahren geerbt, sondern wir haben das Land von unseren Kindern geliehen. 

Lasset uns beten, dass alle unsere ökumenischen Unternehmungen und Bemühungen nicht zu einer fundamentalistischen Einheitlichkeit führen, sondern zu der Größe einer Offenheit für alle und für alles, zu einem liberalen Denken, um alle Menschen mit ihren Verschiedenheiten und Besonderheiten verstehen und akzeptieren zu können.   

Beten wir für eine Großzügigkeit und Toleranz gegenüber uns unbekannten, ungewohnten, ungern haben wollenden Themen, Arten und Situationen, für eine Loyalität gegenüber einer ökologisch gesunden Erde und zu einem väterlichen und einem mütterlichen Gott, der allumfassend ist und alle Menschen in seinen Armen hält.
Amen.

2.Sonntag im Jahreskreis 2019

Gottesdienst zum Neujahresempfang der Mitarbeiter in Maria Immaculata

Begrüßung
Liebe Gemeinde, 
ich begrüße Sie herzlich zum Gottesdienst am 2. Sonntag im Jahreskreis. Es freut mich, dass heute Pfarrvikar Hagl,  Pfarrer Muck und Diakon Brünker zur Konzelebration mit mir am Altar sind. Obwohl mit dem zweiten vatikanischen Konzil die fast 2000-jährige Tradition von mehreren einzelnen Messfeiern mit Konzelebration erlaubt wurde und danach Konzelebration als ideale Form der Messfeier von vielen Christen bezeichnet wurde, ist nach 60 Jahren kaum noch Konzelebration möglich. So schnell verändert sich die Welt, die Kultur und die Menschen. Aber heute sind bis auf Pfarrer Weis der verhindert ist, alle Seelsorger im Gebiet des Pfarrverbandes gekommen, um die Verbundenheit mit der Gemeinde zu feiern. 

Genauso ist es mit allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die der Einladung gefolgt sind, heute gemeinsam Eucharistie zu feiern, -Eucharistie bedeutet Danksagung- und anschließend sich zu treffen. Für mich persönlich ist diese Messfeier und das anschließende Treffen ein guter Anlass für die wertvolle Mitarbeit ihnen allen Danke zu sagen. Ohne die fruchtbare Zusammenarbeit und ohne den guten Zusammenhalt wäre die lebendige Art und der heutige Stil der Seelsorge nicht möglich. Deswegen sage ich aufrichtig herzlichen Dank für ihre Bereitschaft und ihr Engagement in den verschiedenen Bereichen der Gemeindearbeit. Sie sind wichtige Bausteine der Kirche und Arbeiter im Weinberg des Herrn, wie der emeritierte Papst Benedikt sagte und ich schon mehrmals im Gottesdienst seine Worte zitierte. Wir danken Gott für das Geschenk des Glaubens und bitten ihn um Kraft und Segen, um mit Themen, Wünschen, Problemen, Erwartungen, Konflikten und Unterschieden von uns selber und den Anderen korrekt, würdig und angemessen umgehen zu können.

Predigt
Nach der Aufführung des Schäfflertanzes im Rathaus in München gestern Abend, konnte ich mich mit drei Tänzern kurz unterhalten. Als sie von mir hörten, dass die Schäffler am 31.01. die gleiche Aufführung um 14.00 Uhr und 15.00 Uhr am Kirchplatz der Pfarrei heilige Familie und Maria Immaculata nacheinander halten würden, freuten sie sich und waren interessiert, gerne mit mir zu reden. Unter anderen Themen lobte einer der Tänzer mein Interesse am Schäfflertanz und meine Offenheit für die Bräuche und Traditionen der Kultur, die nach seiner Meinung beibehalten und gepflegt werden sollten.  Dazu sagte ich ihm, dass sich die Welt durch die Reisen, Kommunikation, Globalisierung und Migration zu einer globalen Kultur entwickeln wird und wir diese gemeinsame Entwicklung zu einer Weltkultur nicht aufhalten können. Er erwiderte, dass in diesem Fall die Kultur wie der Schäfflertanz, der seit 500 Jahren zur deutschen Tradition gehört, verloren gehen wird, was wir nicht erlauben dürfen. Ich sagte ihm, dass wir die Entwicklung der verschiedenen Kulturen zu einer globalen Kultur vergleichen können, mit dem Wachsen eines Kindes zu einem 100- jährigen Menschen, der in seine Entwicklung nicht nur die Vergangenheit seiner Eltern und seines Dorfes einfügen wird, sondern alles was er gesehen und gelernt, erfahren und erlitten, aufgenommen und abgelehnt hat, alles was ihn von innen und außen beeinflusst hat. Auch das Wachsen einer Pflanze zu einem 2000 Jahre alten Baum können wir mit der Entwicklung einer Kultur vergleichen. Der Unterschied zwischen einem hundertjährigen Menschen und seiner Kindheit vor 100 Jahren sind gewaltig.  Die kulturellen Aufführungen wie der Schäfflertanz sind, wie ein erwachsener Mensch, der die Fotos seiner Kindheit anschaut, weil sogar die heutigen Schäffler Tänzer nicht wie die Menschen vor 500 Jahren leben, sondern mit allen heutigen technischen und sozialen Möglichkeiten, Entfaltungen und Strukturen. Meiner Meinung nach können wir durch eine Gegenwirkung des Zeitgeistes den Trend nur verlangsamen, aber nicht verhindern, erklärte ich.

Da ich meine gestrige Erfahrung und Gespräche in die Predigt aufgenommen habe, möchte ich dazu eine passende kleine indische Geschichte vortragen, die ich vor drei Wochen in einer gemeinsamen Sitzung der Pfarrgemeinderäte unserer beiden Pfarreien erzählte. Einmal lebte ein Guru, der jeden Abend mit seinen Schülern eine Meditation hielt. Da die Katze des Gurus herumlief und die Meditation störte, hat der Guru die Katze an einen Stuhl im Meditationsraum angebunden. Als der Guru starb, übernahm ein Schüler das Amt des Gurus der bei der Abendmeditation die Katze angebunden hat und handelte genauso. Als die Katze starb, holten die Schüler eine andere Katze, die ebenfalls bei der Abendmeditation angebunden wurde. Viele Jahre sind so vergangen und einige Schüler schrieben wissenschaftliche Arbeiten über die Bedeutung einer angebundenen Katze bei der Abendmeditation und hielten Seminare darüber. Später haben die Leute ihr Interesse an der Abendmeditation verloren und hielten sie nicht mehr. Aber jeden Abend haben sie im Meditationsraum eine Katze angebunden.

Diese Geschichte und meine Diskussion gestern Abend über Kultur und kulturelle Veränderung möchte ich mit dem Thema der aktuellen Situation der Kirche verbinden und vergleichen. Ich überlege mir, ob in der Kirche etwas Anderes passiert, als in der Gesellschaft oder ob die Situation der Kirche anders ist, als die Situation der Gesellschaft heute. Meine Antwort ist ein Nein. In der Kirche passiert nichts Neues und die Situation der Kirche ist nicht anders als die Situation der heutigen Gesellschaft.  Die Frage ist, ob wir die Veränderungen auf der Welt verstehen, ob wir mit der Entwicklung der heutigen Zeit umgehen können, ob wir für die Neuigkeiten und Veränderungen offen sind, ob wir bereit sind, aus unserem eigenen Denken, Handlungsweisen, Vorstellungen, lieb gewordenen Gewohnheiten für etwas Neues uns zu befreien.  Ich möchte nicht einzelne Versuche der deutschen Kirche für neue Strukturen in der Kirche, wie Errichtung von seelsorglichen großen Zentren, statt klassischen Pfarreien oder verschiedene Trends von Veränderungen in der Kirche, wie z.B. Weihe für Alle oder verschiedene Meinungen über die Verteilungen der Ämter oder Ansprüche für unterschiedliche Leute für unterschiedliche Aufgaben aufzählen oder bewerten und dazu Stellung nehmen. Ich rede aber gerne über die grundsätzliche Offenheit für Menschen, Ideen, Werte, Prinzipien, Neuigkeiten, Veränderungen oder für alles was der Zeitgeist uns bringt, um dann selber zu wissen und zu prüfen in welcher Offenheit und für welche Veränderungen im Leben wir als einzelne Personen stehen. Erneuerung geschieht, wenn sie im einzelnen Menschen begonnen wird.

In der heutigen Lesung aus dem Korintherbrief gibt Paulus Hinweise auf verschiedene Gnadengaben, Dienste und Kräfte in einer Gemeinde, aber auf einen Geist, einen Herrn und einen Gott. Paulus schreibt diesen Text im Kontext der Konflikte und Spaltungen in der Gemeinde von Korinth und versucht durch das Bild einer Gemeinde, einem Geist und einem Gott und verschiedenen Gaben und Diensten Einheit und Harmonie unter den Christen in Korinth zu schaffen.  Ein Grund der Spaltung damals in Korinth war die Vielfältigkeit der christlichen Gemeinde, genauso wie die Vielfältigkeit der Stadt Korinth, durch das Kommen von Menschen anderer Kulturen nach Korinth durch den Handel. Eine andersartige Globalisierung von Korinth hat damals Konflikt und Spaltung verursacht. Verschiedenheit und Einheit waren dann die Themen des Apostels Paulus für die Situation von Korinth, in dem ihm Einheit wichtiger ist als die Verschiedenheit und Ansprüche der verschiedenen Gruppen. 

Dieses Streben des Apostels Paulus in der Gemeinde Korinth möchte ich wiederum vergleichen mit der heutigen globalen Situation der Kirche, mit den Konflikten und Meinungsunterschieden zwischen gläubigen Christen, angefangen bei den Kardinälen im Vatikan bis zu den Gemeindemitgliedern, die durch die heutigen Medien schnell verbreitet werden, und dadurch von einzelnen Personen und Kreisen weltweit ausgenützt werden. Wie der Apostel Paulus sagte, glauben wir alle an Gott, Christus ist unser Herr, der Geist bewegt uns und Jede und Jeder, egal welche Aufgabe er in der Kirche hat, jeder hat seinen Platz in der Kirche und jeder ist gleich wichtig, aber keiner ist absolut und keiner kann allein seinen Glauben leben. In dem Moment, in dem Jemand seine Erfahrung und seine Überzeugung für absolut hält und sich ganz dafür einsetzt und nicht offen und bereit ist, darüber dialogisch zu diskutieren und mit der Bereitschaft von der Seite aller Betroffenen sich zu ändern, ist es die Geburtsstätte des Fundamentalismus. Ein religiöser Fundamentalismus kann in jeder Religion passieren und bei jedem Gläubigen, egal welche Aufgabe er hat. Das ist weder christlich noch menschlich. 

Ich bin überzeugt, dass die Entwicklung der Kultur und Entwicklungen in der Gesellschaft die Glaubenserfahrung und Glaubensgestaltung sehr prägen kann und wir es nicht ablehnen und eigene Weg gehen können. Jesus war sehr offen im Denken, großzügig in seinem Handeln und loyal zum Vater in seinem Tun. As Jünger Christi lernen wir von Jesus.

Fest Taufe Jesu

Ungekürzte Fassung des
Evangeliums zum Fest der Taufe des Herrn, Lesejahr C:
Lk 3,15-22

Liebe Gemeinde,
während meiner Pilgerfahrten nach Israel durfte ich einige Ufer des Flusses Jordan anschauen. Zweimal besuchte ich die Stelle am Jordan, wo vermutlich Jesus von Johannes die Taufe empfing. Bei jedem dieser Besuche versuchte ich, mir persönlich die damalige Situation und die Gefühle der Menschen bei der Taufe Jesu vorzustellen. Wie wir heute im Evangelium hörten, waren die Menschen damals voll Erwartung und überlegten und redeten miteinander, ob Johannes selber der Messias sei, doch Johannes lehnte es ab und gibt den Hinweis auf einen Anderen. Bei Johannes war es wie eine Massenbewegung, da viele Menschen zu ihm kamen und sich taufen ließen. Die Evangelisten nennen ausdrücklich Soldaten, Zöllner und sogar Pharisäer und Sadduzäer. Keine dieser Gruppen hatte damals in der Gesellschaft einen guten Ruf und einige von ihnen wurden als Sünder bezeichnet. Da Johannes die Taufe zur Sündenvergebung spendete, war es für alle selbstverständlich, dass die Menschen bereit waren in Demut und Reue ihre Sünden zu bekennen und durch die Taufe und die Sündenvergebung einen Neuanfang zu wagen. Als viele Menschen im Wasser standen und andere auch am Ufer des Jordans, kommt Jesus ins Wasser dazu. Zunächst fällt Jesus niemandem auf, außer Johannes. 

Wahrscheinlich waren sich Jesus und Johannes als Verwandte schon einige Male im Leben begegnet, vielleicht fand die einzige Begegnung während des Besuches von Maria beim Elisabeth im Mutterleib statt; darüber haben wir keine Hinweise in den Evangelien. Jesus steht im Wasser mit allen anderen Sündern und in der Gesellschaft von diskriminierten Menschen, die sich selber verändern wollen und eine neue Perspektive im Leben haben wollen. Alle die zu Johannes kamen, waren nicht untereinander bekannt und daher war dieser Fremde Jesus nicht auffallend und sie haben auch Jesus Raum gegeben, zu stehen oder ins Wasser zu tauchen, da der Jordan kein großer Fluss ist, wie die Donau oder der Rhein, sondern eher ein kleiner Bach in unserer Vorstellung. Diese Solidarisierung Jesus mit den Schwachen, Sündern, Diskriminierten, mit denen die Reue zeigten oder die eine positive Veränderung im Leben wünschten, mit Menschen die bereit waren über ihre Schwachheit, Fehler und Probleme nachzudenken und mit Gottes Hilfe einen Neuanfang zu wagen und die überzeugte Einstellung Jesu, dass er unter diesen Menschen sei, als einer von ihnen. Jeder fühlte sich vereint mit Jesus als Mensch im selben Boot und Jesus fühlte sich als einer von ihnen.

Das erste Zeichen, das die Menschen bei der Taufe Jesu sahen, war eine Taube, die auf ihn herabkam. Obwohl der Evangelist schreibt, dass der Hl. Geist wie eine Taube auf Jesus herabkam, haben damals die Menschen im und am Wasser des Flusses Jordan und die Menschen in Israel nichts über den Hl. Geist gehört und so dachten sie auch nicht in diese Richtung. Aber die Menschen haben Tauben gekannt und auch das Symbol einer Taube. Bestimmt haben die Menschen nicht gewusst, alles was wir heute als Symbol in Gestalt einer Taube bezeichnen, z. B. was Hochzeitstauben bedeuten. Viele von Ihnen kennen bestimmt den Text von Gen. 8.11., wo eine Taube mit einem frischen Olivenzweig zur Arche Noah zurückkommt und seitdem ist die Taube im Alten Testament und in der Politik der Antike ein Symbol des Friedens, der Einfalt, der Sanftmut, der Unschuld, der Treue und der Liebe. Bis heute ist die Taube ein Symbol des Friedens geblieben. 

Wie ein Symbol der Treue und Liebe, ist die Friedenstaube des Künstlers Pablo Picasso als politisches Friedenssymbol 1949 bei der Pariser Friedenskongress vielen bekannt. Als die Menschen im Wasser des Jordans und am Wasser eine ungewöhnliche Taube auf Jesus herabkommen sahen, dachten sie bestimmt an die besondere Bedeutung dieses Mannes mit den Sündern im Wasser. Diese Erfahrung mit Jesus am Jordan als einem, der mit Friedenssymbolik etwas zu tun hat, haben die Christen in späteren Jahren gedeutet und sind zur Erfahrung des Hl. Geistes gelangt, die der Evangelist zum Ausdruck brachte, in dem Satz, „der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab“. 

Nicht nur eine Taube haben die Menschen bei diesem fremden Jesus im Jordan gesehen, sondern sie haben auch eine Stimme gehört. Eine fremde Stimme, ohne den Ursprung wissen zu können, aber als Hinweis auf Jesus als geliebter Sohn, an dem Wohlgefallen gefunden wurde, konnten die Menschen erahnen, dass etwas Außerordentliches geschah und dieser Jesus ein außerordentlicher Mensch sei. Diese Erfahrung wurde auch später als Stimme Gottes, des Vaters interpretiert und Jesus als Sohn Gottes, den Gott der Vater als geliebten Sohn bezeichnete und der Hl. Geist auf ihm ruht.

Was bedeuten die Taufe Jesu und die Erfahrung der Menschen am Jordan und Johannes der Täufer mit Jesus bei der Taufe?

Ich meine, es ist die solidarische Einstellung und Haltung Jesus mit den sündigen, schwachen, bereuten Menschen zusammenzustehen und sich ihnen gleich zu stellen. Unauffällig mit diesen Menschen im Wasser des Jordans zu stehen und sich taufen zu lassen, war die Größe und der Höhepunkt, dass Jesus als Sohn Gottes erfahren wurde und der Hl. Geist auf ihn herab kam. Die Demut und Solidarität Jesu hat ihn bis zum Sohn Gottes erhöht. Diese Erlebnisse im Jordan mit Jesus beweisen uns, dass keiner etwas erreichen kann, ohne Demut und ohne Solidarität.

Demut und Solidarität können wir von Jesus lernen, diese zwei bedeutungsvollen Tugenden sind mit die wichtigsten Bausteine allen Erfolges. 

Fest der Hl. Familie

Lk. 2, 41-52
Predigt
Warum habt Ihr mich gesucht? Warum habt Ihr auf mich gewartet? Warum habt Ihr Euch wegen mir Sorgen gemacht? Wusstet Ihr nicht, dass ich Dieses und Jenes tun musste? Diese oder ähnliche Gespräche von 12- oder 13-jährigen Kindern haben viele von ihnen bestimmt schon mal gehört. In der Phase des Erwachsenwerdens, beginnen die Kinder selbständig zu agieren und selber zu entscheiden, aber die Eltern sorgen sich, wenn ihre Kinder längere Zeit nicht in der Nähe sind und eigene Wege gehen. Die Kinder beginnen sich langsam von den Eltern zu lösen,es ist ein normaler Entwicklungsprozess und ein Lernprozess für beide Seiten. 

Der Text und die Situation des heutigen Evangeliums über Jesus, Maria und Joseph könnte man in dieser Hinsicht als der Alltag auch in einer heutigen Familie verstehen. 

Aber die Entwicklung eines normalen Kindes, mit üblichen familiären Beziehungen mit Ausbildung, Berufstätigkeit, Gründung einer Familie, später eventuell mit eigenen Kindern und Enkelkindern gab es im Leben Jesu nicht.

Jesus war ein besonderer Mensch und sein Leben, sein Lebensstil, seine Lebenseinstellung und Lebenswerte waren außerordentlich besonders. Deswegen geht es heute um ein besonderes Kind und um eine besondere Familie.

Diese Erzählung über die Pilgerreise nach Jerusalem mit 12 Jahren und die Suche der Eltern nach Jesus und sein Auffinden im Tempel, wo Jesus mit den Gelehrten diskutierte, ist das einzige Ereignis, das wir über Jesus hören, in der Zeit zwischen seiner Geburt und seinem öffentlichen Wirken mit 30 Jahren.  Außerdem lesen wir den Bericht über die Kindheit Jesu und die Pilgerreise der Familie von Jesus, Maria und Joseph nur im Lukasevangelium.  Der Evangelist Lukas hatte ein bestimmtes Ziel, als er über die Kindheit Jesu und über den12-jährigen Jesus im Tempel in Jerusalem erzählt. Sein Ziel beschreibt er in den ersten Sätzen seines Evangeliums, dass er der Reihe nach durch Überlieferungen und Berichte von Augenzeugen und Dienern des Wortes aufschrieb, um über die Lehre zu überzeugen.

(Lk. 1:1-4). Diese Lehre erwähnt der Evangelist Markus im ersten Satz seines Evangeliums: „Das Evangelium Jesus Christus, dem Sohn Gottes“ (Mk.1:1). D.h., der Evangelist Lukas schreibt über die Pilgerreise der Familie von Jesus und über den Aufenthalt Jesu im Tempel ohne dass seine Eltern davon wussten, um zu berichten, dass Jesus nicht nur ein hochbegabtes besonderes Kind ist, sondern viele Menschen ihn als Sohn Gottes erleben. Dieses Bekenntnis war die Erfahrung und das Bekenntnis der Christen des ersten Jahrhunderts, in der Zeit, als Lukas sein Evangelium schrieb. Lukas schreibt über das christliche Bekenntnis Jesus der damaligen Zeit.

Das Verhalten Jesu, im Tempel zu bleiben ohne Information an seine Eltern und die Sorge der Eltern wegen des verlorenen Sohnes zeigen uns, wie ähnlich wir das menschliche Verhalten von Eltern und ihren Kindern in jeder Zeit und jeder Kultur erleben können. Weil solche eigenständigen Verhalten der Kinder oft schiefgehen, machen sich die Eltern berechtigte Sorgen. Aber es ist bedeutsam, wo Jesus sich aufgehalten hat, was er unternommen hat und in welchem Kreis und mit welchen Menschen Jesus diskutierte, bei wem er geblieben warund wen er hörte und Fragen stellte. Da Jesus mit den Gelehrten der damaligen Zeit diskutierte und die Gelehrten über die Begabung, die Fragen, seine Antworten, sein Verständnis und seine Weisheit staunten, hat bewiesen, dass Jesus ein besonderes Kind war und die Eltern trotz ihrer Angst und Sorgen bestimmt auch stolz waren. Jesus nahm sich die Freiheit mit 12 Jahren und fand es nicht nötig oder hat vergessen, die Eltern über seinen Aufenthalt im Tempel zu informieren oder er hat es als selbstverständlich genommen, weil erim Tempel Gottes war. Er ist im Gotteshaus geblieben und war involviert mit Themen und Aufgaben des Tempels. 

Das Verhältnis zwischen Jesus, Maria und Joseph und das Leben in der Familie war für Jesus und seine Familie ganz normal und gleichzeitig außerordentlich. Normal in dem Sinne, dass das Verhalten und die Beziehung miteinander ähnlich waren, wie in jeder Familie damals und heute, aber die Werte und Themen von Jesus waren außerordentlich, weil er sich zielstrebig, intelligent, verantwortungsbewusst und begabt zeigte, dass die Menschen in Jesus Gott und Gottes Offenbarung erleben konnten und heute noch nach zweitausend Jahren erleben wir in Jesus Gottes Offenbarung in seiner Ganzheit. Jesus als Sohn, Maria als Mutter und Joseph als Vater oder Stiefvater sind uns Vorbilder. Von der Familie Jesu können wir lernen, Familie zu sein.