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Samstag, 29. Januar 2022

4. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C


Predigt:  LK 4,21-30

In der heutigen schwierigen Zeit der Kirche weltweit und auch hier bei uns im Erzbistum München und Freising, hören wir im Gottesdienst die Lesung aus dem Apostelbrief an die Korinther über die Liebe, die alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, und allem stand hält. Aber in der heutigen Situation ist es menschlich und natürlich zu fragen: Ist es für uns noch möglich, alles zu ertragen? Ist es selbstverständlich für uns, alles zu glauben? Ist es vernünftig und klug, auf alles zu hoffen und allem standzuhalten, wie der Apostel Paulus es erwartet. 


Wir spüren es, dass nicht nur für die obersten Verantwortlichen der Kirche die Herzen schwer sind, sondern auch für Jeden von uns, weil wir als getaufte Christen zu dieser großen
Glaubensgemeinschaft der Kirche gehören und uns die momentane Situation erschüttert. 

 

Wir nennen unsere Kirche, heilige Kirche. Aber wir müssen feststellen, dass nicht alles bei der Kirche heilig ist, wie es sein sollte und wie es erwartet wird. Man könnte sagen: Es gab auch in der Vergangenheit schlimme Zeiten der Kirche. Aber die schwere Krise der Kirche wurde in der Vergangenheit während der Zeit der Säkularisation und der Zeit der Verfolgung durch äußere Gegner der Kirche verursacht, aber die heutige Krise der Kirche wird von innen verursacht. 

 

Der erste Schritt der Erneuerung und einem Neuanfang wäre, vor Gott um Verzeihung zu bitten und sich bei betroffenen Menschen aufrichtig zu entschuldigen.  

In meiner Predigt möchte ich nicht eingehen auf Details der Probleme, sondern

Gott bitten, dass die Worte des Apostels Paulus an die Korinther heute wahr werden und Liebe, Glaube, Hoffnung in uns stärke und vertiefe, um glaubwürdige Christen zu sein und unseren Glauben an Gott und Jesus Christus standhaft bezeugen zu können.  

 

Im heutigen Evangelium redet Jesus über zwei Propheten: Elija, der in einer Hungersnot zur Witwe Serepta gesandt wurde und Elischa, der zu dem Aussätzigen Namaan gesandt wurde und ihn heilte. Jesus meint damit, dass Jesus selber in die Not der Menschen gekommen ist, um den Menschen zu helfen, wie diese beiden Propheten, um Menschen in ihrer schwierigen Situation beizustehen. Die Witwe erlebte bittere Hungersnot und Namaan hatte eine unheilbare Krankheit. Die Witwe hat Elija freundlich aufgenommen und Namaan war dankbar gegenüber Elischa. Aber die Zuhörer Jesu trieben Jesus aus der Stadt und versuchten ihn umzubringen. 

Das heißt, die Menschen waren damals nicht bereit, die Stimmen der Zeit zu hören, die Zeichen der Zeit zu verstehen, die Offenbarung und die prophetischen Worte Jesu wahrzunehmen. 

  

Ich denke, wir sind heute in einer ähnlichen Situation, wie damals. Gott gibt uns auch heute prophetische Zeichen. Alles was wir hören und lesen sind Stimmen der Zeit, die uns bewegen und überzeugen sollen, unsere Denkweise und unser Handeln ändern zu können. Die Situation verlangt von der Kirche in manchen Dingen umzudenken und sich neu zu orientieren: im Denken, im Handeln, im Reden und im Umgang mit Menschen. Es ist Offenheit und Bereitschaft gefragt, Verschulden anzuerkennen und um Verzeihung zu bitten. Wir sind heute wie die hungrige Witwe Serapta und der aussätzige Namaan. Jesus Christus kann uns Nahrung geben und das Heil bringen, wenn wir uns vor ihm öffnen und ihn um Heilung bitten.  

Wir beten im heutigen Gottesdienst besonders für alle von Missbrauch betroffenen Opfer in der Kirche und übernehmen damit Mitverantwortung für das Unrecht, dass ihnen zugefügt wurde.