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Sonntag, 14. Juli 2019

15. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Predigt
Lk 10.25-37

Der erste Satz des heutigen Evangeliums zeigt das schlechte Verhalten eines damaligen Menschen gegenüber Jesus als Fallbeispiel.  Ein einflussreicher Mann stellt Jesus eine Frage, um ihn auf die Probe zu stellen.

Vielleicht haben einige von uns auch ähnliche Erfahrungen im Leben gemacht: die Menschen stellen einem Fragen, nicht um etwas wissen zu wollen, sondern um uns auf die Probe zu stellen. Solche Menschen erwarten von uns eine falsche Antwort, um uns niederdrücken zu wollen.

Im Judentum sind die Gesetzeslehrer die Fachleute über die Thora und nur sie durften für die Thora eine offizielle Auslegung geben und sie sind fast wie das Lehramt und die Glaubenskongregation des Judentums. Diese Schriftgelehrten haben über den Glauben, Moral, religiöse Tradition eine ausgelegte Lehre für das Volk gegeben. 

Jesus war kein Gesetzeslehrer und daher konnten alle Meinungen von Jesus widersprochen werden. Als Jesus lehrte und das Volk auf ihn zukam, um ihn zu hören und von ihm geholfen zu werden, das hat dem Gesetzeslehrer nicht gefallen. 

Deswegen stellt dieser Gesetzeslehrer die Frage:
 „Was soll ich tun um das ewige Leben zu erben?

Mit der Gegenfrage Jesu: „Was steht im Gesetz geschrieben, was liest du?  meinte Jesus, dass er selber als Gesetzeslehrer es wissen müsste und nicht fragen sollte.

Mich fasziniert die Art und Weise wie Jesus mit solchen unehrlichen Menschen umgeht und wie genau und klug Jesus solchen Menschen antwortet. Falls Jesus etwas Neues unterrichtet hätte, hätte dieser Gesetzeslehrer es nicht akzeptiert und aufgrund des Gesetzes hätte er Jesus widersprochen. Aber als Jesu ihm sagte, das zu befolgen, was im Gesetz steht, war es ihm nicht genug.  Er denkt, er könne Jesus ausfragen und etwas finden, um ihm eine Falle zu stellen. 

Zu der Frage, wer ist mein Nächster, erzählt Jesus ein Gleichnis, wie er es immer tat. Im Gleichnis des guten Samariters zeigt Jesus, dass die Menschen die in Not sind undunsere Hilfe brauchen, unsere Nächsten sind. 

Das war doch eine neue Auslegung der Thora der Juden und eine neue Lehre für die Zuhörer, weil nach der Auslegung vom Gesetzeslehrer die Verwandten, Freunde und Nachbarn die Nächsten für die Juden waren.  

Außerdem ist zu bemerken, dass die Menschen die in der jüdischen Gesellschaft hoch angesehen waren, die Priester und Leviten, die notleidenden Menschen ignorierten.  D.h. die Menschen, die sich für sehr wichtig hielten und in der Gesellschaft Anerkennung hatten, waren nach dem Urteil dieses Gesetzeslehrers keine guten Menschen. 
Wie im letzten Satz des Evangeliums der Gesetzeslehrer antwortete:
“Der, barmherzig an ihm gehandelt hat. 
Das war auch die Meinung Jesu. Deswegen sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du genauso!”

D.h. In dem Moment bekennt der Gesetzeslehrer nicht die traditionelle Auslegung des Gesetzes, die die Schriftgelehrten gaben, sondern er gibt die neue Auslegung, die Jesus geben wollte. Jesus veranlasst seine Gegner zu sagen, was Jesus selber sagen und lehren wollte. Diese Art von Jesus und wie es Jesus gelingt, so mit Menschen umzugehen und die Menschen zu bewegen seine Lehre von dem Mund seiner Gegner zu verkündigen, was Jesus selber verkünden wollte, fasziniert mich. 

Wie ich oft in meinen Predigten geäußert habe, ist in allen Gleichnissen Jesus, er selber der Hauptdarsteller.  D.h. in diesem Gleichnis steht der gute Samariter für Jesus. Jesus selber ist derjenige, der den Menschen in ihrer Not helfen will. Das Bekenntnis des Gesetzeslehrers, dass der Nächste derjenige ist, der barmherzig an ihm gehandelt hat, ist eigentlich ein Bekenntnis für Jesus. 

Nämlich das Jesus, seine Lehre und seine Person das Vorbild seien und die Auslegung von Jesus die richtige Auslegung der Thora sei.  Obwohl der Gesetzeslehrer es nicht ganz bewusst gesagt hat, sind seine Worte eine Bestätigung von ihm für Jesus und seine Auslegung.

Von diesem Gleichnis vom guten Samariter möchte ich zwei bedeutende Themen aufgreifen und sie darauf aufmerksam machen. Erstens: Jesus sagt uns, wer unser Nächster sei und wer unser Vorbild sein kann für unsere Nächstenliebe, nämlich der gute Samariter oder Jesus selber.

Zweitens, nicht nur, dass die Themen, Ereignisse, die Lehre und Botschaft Jesus uns bewegen und beeinflussen, sondern auch die Art und Weise wie Jesus mit Menschen umgeht, wie er mit schwierigen Fragen konfrontiert, wie er mit ehrlichen und unehrlichen Menschen umgeht und wie Jesus durch seine Echtheit und Klugheit alle Situationen seines Lebens gemeistert hat. 

Mittwoch, 3. Juli 2019

13. Sontag im Jahreskreis 2019, Lesejahr C

Predigt
LK 9:51-62
Zwei wichtige Themen des christlichen Glaubens und des christlichen Lebens sind mir im heutigen Evangelium aufgefallen. Das erste Thema ist, die Situation von Jesus selbst, worüber wir uns oft nicht bewusst sind. Zweitens über die Einstellung unseres christlichen Lebens oder mit anderen Worten, über die Nachfolge Jesu.

Über das Leben und die Situation Jesu sagt Jesus selber folgendes: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“. 

Es bedeutet, dass die Situation von Tieren und Vögeln auf der Welt besser und würdiger ist, als die Situation in der Jesus lebte und wirkte. An einer anderen Stelle sagte Jesus: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Beide Aussagen Jesu möchte ich zusammenlesen und verstehen. Ich habe den Eindruck, dass es den Menschen in manchen Gegenden der Welt schlechter geht als den Tieren und Vögeln in anderen Gegenden der Welt. Wenn Jesus sich mit Menschen denen es schlecht geht, identifiziert und er selber große Unsicherheiten erfahren musste, erkennen wir in seinem Leben aber auch, das er mit großem Gottvertrauen gelebt hat. Dieses Vertrauen mit Gott wünscht er auch von seinen Jüngern.

Das zweite Thema ist über die Nachfolge Jesu. Die Nachfolge bedeutet nicht nur die besonderen Berufungen, wie von Priestern und Ordensleuten, sondern das Leben und Wirken aller Menschen als Christen. Den Menschen im heutigen Evangelium, die Jesus nachfolgen wollten, aber zuerst ihre Verantwortungen erfüllen wollten, sagt Jesus: 
„Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurück blickt,
taugt für das Reich Gottes.“
Es bedeutet. Die Nachfolge soll jeden Tag mit der alltäglichen Verantwortung parallel geschehen, nicht als eine Aufgabe nach der Erfüllung aller anderen Aufgaben und Verpflichtungen. Es heißt, wir als Christen, die in der Nachfolge Jesu leben, sollen zu jeder Zeit in allen Verantwortungen und Verpflichtungen denken und handeln, wie Jesus es getan hat. 

Lass uns Jesus und sein Geist erleuchten, damit wir Ihn und seine Botschaft verkünden und nach seinem Vorbild leben können.