31. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Mk. 12,28-34
Predigt
Wenn
viele Menschen zu Jesus kommen und ihm Fragen stellen, könnten wir
normalerweise denken, dass diese Menschen Jesus für einen Gelehrten halten und
ihn anerkennen. Wir könnten auch denken, dass diese Menschen Jesus als Messias,
der Gesandte Gottes erkannt haben könnten.
Aber
in den meisten Fällen stellten die Menschen damals, während der Lebenszeit
Jesus Fragen an ihn, vor allem die Schriftgelehrten, um ihm eine Falle zu
stellen. Wenn ein Schriftgelehrter im heutigen Evangelium Jesus eine Frage
stellt, die lautet: Welches Gebot ist das Erste von allen? stellte er diese
Frage nicht unbedingt, um etwas darüber von Jesus zu hören, weil ein
Schriftgelehrter die Bibel kennt. Der Schriftgelehrte sollte aufgrund seines
Studiums und des Berufes wissen, welches Gebot das Erste sei, obwohl die Reaktion
dieses Schriftgelehrten auch vernünftig scheint. Er fragt Jesus meiner Meinung
nach, um Jesus zu testen und von ihm vielleicht eine falsche Antwort zu hören,
um dann zeigen zu können, dass die Menschenmasse um Jesus nicht das
Entscheidende, in Wissen über Gott und Welt hat, sondern die traditionelle
Macht und der Einfluss der Schriftgelehrten, die überliefert dieses Amt
ausüben.
Der
letzte Satz des heutigen Textes lautet: „Keiner wagte mehr Jesus eine
Frage zu stellen“, das bedeutet, die Absicht dieses Schriftgelehrten ist nicht
ganz in Ordnung und da Jesus jede Art von Fragen korrekt und vernünftig
beantworten konnte hat keiner gewagt, mit weiteren Fragen und mit bösen
Absichten vor Jesus zu treten.
Auch
in solchem unfairen Handeln und unangenehmen Situationen reagiert Jesus sehr
vernünftig, sachlich, biblisch, historisch und aus der Tradition der Juden.
Deswegen konnte niemand Jesus mit Argumenten und Diskussionen in die Irre
führen.
Nicht
nur in seinen Argumenten und Diskussionen, sondern in seiner Vorbildlichkeit
und der Umsetzung des jüdischen und menschlichen Gesetzes konnte niemand Jesus
zurückstellen oder geringachten. Die Gesetze und Traditionen sind, wie Jesus
selber sagt und aus der Bibel zitiert, zuerst Gott zu lieben und die Menschen zu lieben, wie sich selbst.
Diese
Gebote sind nicht schwierig zu verstehen und auch zu praktizieren; aber die
Menschen versuchen diese einfachen Gebote zu interpretieren und maximal
kompliziert auszulegen, damit sie es nicht mehr wahrnehmen können und wollen.
Liebe ist eigentlich etwas, das alle Menschen gerne erleben und
auch zeigen wollen, sei es gegenüber Gott oder gegenüber den Nächsten. Zu der
Frage, wer sind die Nächsten, gibt es mehrere Antworten, aber zu unseren
Nächsten verstehen wir die Familie, Ehepartner, Kinder, Eltern oder Geschwister
oder auch der Freundeskreis und die Nachbarn. Unsere Erfahrung zeigt, dass die
Menschen es oft nicht einfach finden, in diesem engen Kreis Nächstenliebe zu
praktizieren.
Bei
Hochzeitspredigten zitiere ich manchmal einen Satz aus dem alttestamentlichen
Buch Hohelied Kap. 8 Vers 6: „Stark wie der Tod ist die Liebe“. Aber wenn nach
dem Entschluss für ein gemeinsames Leben in einiger Zeit die Liebe gestorben
ist und die Paare auseinandergehen, fragt man sich, wie lieben die Menschen
einander.
Über
Gottesliebe und die Nächstenliebe gibt es viele schöne Sprüche in der Bibel,
insbesondere aus den Texten von Johannes. Er sagt:
"Wir
wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat." (Joh 4,19) und in einer
anderen Stelle lesen wir: "Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns
geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es." (Joh 3,1).
Oder
er sagt: „Wer seinen Bruder nicht liebt, ist ein Mörder.“
Wir
wissen viel über die Liebe Gottes und über die Nächstenliebe. Es fehlt nur
eines. Wir müssen immer neu den Anfang setzen und beginnen unsere Überzeugung
über die Gottesliebe ernst zu nehmen und die Nächstenliebe in die Tat
umzusetzen; Christen zu sein, die Gott lieben und die Nächsten lieben, wie sich
selbst.
Wer
sich selbst und die Nächsten nicht liebt und sagt Gott zu lieben, der ist ein
Lügner, sagt Johannes. Deswegen sind wir als Christen verpflichtet, diese nicht
einfache Aufgabe der Nächstenliebe zu tun.
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