21. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B, Jo. 6, 60-69
Predigt
Ein
Thema des heutigen Sonntagsevangeliums beinhaltet die Spaltung und Krise der
Jüngerschaft Jesu und der Gemeinde des ersten und zweiten Jahrhunderts. Diese
Krise gab es, während der Zeit da Jesus noch lebte und aktiv wirkte und auch
nach seinem Tod und seiner Auferstehung. Wenn wir an die Christen seit der
Entstehung der christlichen Gemeinschaft denken, können wir feststellen, dass
es immer in der Geschichte des Christentums Spaltungen und Krisen gab, die mit
der Zeit und Mühe von vielen gläubigen Christen überwunden wurden. Die Krise im
heutigen Abschnitt des Evangeliums, im ersten und zweiten Jahrhundert wird als
„galiläische Krise“ benannt, weil damals viele Jünger der ersten christlichen
Gemeinde aus Verfolgung und anderen Gründen das Christentum verlassen haben und
gleichzeitig viele neue Jünger dazu kamen. Petrus als Leiter der Gemeinde wird
als Vorbild der Jüngerschaft Jesu dargestellt, mit seinen Worten, „Zu wem
sollen wir gehen, Du hast Worte des ewigen Lebens. Diese Krise in den Gemeinden
spüren wir heute viel stärker und intensiver als in früheren Jahren, wenn wir
die Kirchenaustritte und den Rückgang der Kirchenbesuche betrachten.
Diese
ernste Situation in der Kirche ist nicht nur auf Deutschland begrenzt. In den
ersten drei Wochen im August dieses Jahres durfte ich zwölf Pfarrgemeinden in
vier verschiedenen Bistümern Australiens kennen lernen. Ich konnte in
Gottesdiensten teilnehmen und konzelebrieren und mich mit den Pfarrern
unterhalten. Mit zwei Bischöfen führte ich ein Gespräch und konnte mir so ein
Bild über die Kirche in Australien machen. Dabei stellte ich fest, dass die
Situation der Kirche in Australien nicht anders ist als die Lage der Kirche in
Deutschland. Wenn wir die Situation der Kirche weltweit betrachten, habe ich
den Eindruck, dass das Interesse an der Kirche unter dem Volk Europas immer weniger
wird, aber das Interesse an der Kirche unter dem Volk Afrikas und Asiens etwas
stabiler bleibt, egal in welchem Kontinent sie leben. Die Suche nach den
Gründen und Maßnahmen, um kirchliches Leben und die Bezeugung christlichen
Glaubens zu retten, gehen oft schief, bzw. haben die verschiedenen Versuche der
letzten Jahrzehnte nicht viel zu einer positiven Wende beigetragen. Einige
Verantwortliche haben alle Versuche für eine Neuevangelisierung aufgegeben und
begonnen sich zu beschäftigen mit dem Verkauf und der Umwidmung von kirchlichen
Gebäuden. Es gibt aber auch ermutigende Aktionen von vielen gläubigen Christen,
die nach Gründen suchen und neue Wege gehen, um die Gemeinschaft und die
Gemeinden der Christen lebendig und aktiv zu halten.
Es steht
genau im Text des heutigen Evangeliums, dass
einige Jünger Jesu „murrten“ und sagten; „Was er sagt ist unerträglich, wer
kann es anhören“. Wenn wir die vorherigen Abschnitte lesen, wissen wir, was
Jesus gesagt hat und welche Rede von Jesus seine Zuhörer störte. Nach der
Brotvermehrung und Sättigung von tausenden Menschen sagte Jesus: „Ich bin das
Brot des Lebens“, wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt wird ewig Leben.
Diese Rede und Aussage Jesu wird als Vorankündigung der Einsetzung der
Eucharistie beim letzten Abendmahl betrachtet. Die eucharistische Theologie und
der Streit um das Abendmahl haben bestimmt immer wieder einige Christen von der
Kirche entfernt, wie es im Protestantismus einmal intensiv diskutiert wurde.
Genauso wie die Jünger damals, verstehen viele der heutigen Menschen nicht, was
wirklich Eucharistie bedeutet oder was es bedeutet, wenn Jesus sagt: Ich bin
das Brot des Lebens. Genauso gibt es viele andere Worte Jesu wie, Ich bin das
Licht, Ich bin der gute Hirt, ich bin der Weinstock, Ich bin die Wahrheit. Ich
bin das Leben, ich bin der Weg oder ich bin die Tür.
Wer
Jesus intensiv erlebt und sich mit ihm persönlich verbunden fühlt, wie Petrus,
wird nicht weggehen, kann nicht weggehen: Zu wem sollen wir gehen, Du hast
Worte des ewigen Lebens, sagte Petrus. Wer Jesus und seine Worte als unser
Leben, Weg und Wahrheit erlebt und seine Gegenwart und Begleitung im eigenen
Leben spürt, kann von ihm nicht weggehen. Die Kirche verkündet diese Botschaft
Jesus und die Verkündigung ist die Ermutigung zu Jesus zu halten. Ich wünsche
uns die Gnade und das Vertrauen in Jesus
„die Worte des ewigen Lebens“ zu finden.
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