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Samstag, 9. Oktober 2021

28.Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Predigt


Mk. 10:17-30 

Jesus hat den liebenden Gott verkündet, anstatt den strafenden Gott.  Jesus hat die Gebote Mose neu ausgelegt und den Menschen Heil gebracht, anstatt die Schwachen, Kranken, Armen und die Schwierigen als von Gott Verlassene zu bezeichnen.  

 

Jesus hat einen sich entäußernden Gott verkündet, als einen in Macht stehenden Gott. Dieser entäußernder Gott ist in der Person Jesus verkörpert; wie Paulus im Philipperbrief sagt: „er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen“ (Philipper 2, 8).  

 

Die Jünger Christi haben diese Botschaft des Auferstandenen weltweit verkündet und viele Menschen für Christus gewonnen. Die neue Bewegung Jesu wurde Staatsreligion und eine große Glaubensgemeinschaft.  

 

Aber der Gott des Alten Testamentes blieb gleich. In Gott gibt es keine Veränderung, die Veränderung geschah in den Herzen der Menschen, im Denken der Menschen, in der Einstellung der Menschen, in der Auslegung des alten Gebotes.  

 

Wie Jesus selber damals es getan hat, müssen vielleicht auch wir heute die Botschaft Jesu für die modernen Menschen neu auslegen.  

   

In einem Buch mit dem Titel: Digitale Theologie von Johanna Haberer habe ich vor fünf Jahren die 10 Gebote für die digitale Welt gelesen.  

Die Autorin formuliert die 10 Gebote wie folgt:  

 

Du darfst dich nicht vereinnahmen lassen.  

Du sollst keine Unwahrheiten verbreiten.  

Du darfst den netzfreien Tag heiligen.  

Du musst ein Datentestament machen.  

Du sollst nicht töten.  

Du brauchst keine schwachen Beziehungen einzugehen.  

Du sollst nicht illegal downloaden.  

Du darfst nicht digitalen Rufmord betreiben.  

Du hast Verantwortung für persönliche Daten anderer.  

Du gestaltest die Gesellschaft, wenn du dich im Netz bewegst.  

 

 Diese Auslegung der 10 Gebote für die digitale Welt oder diese neuen 10 Gebote als Auslegung der alten oder parallel oder zusätzlich zu den 10 Geboten des Alten Testamentes, sind nach meiner Meinung nur einige notwendige Vorschriften für die heutige Zeit der Medien, die leider nicht von vielen Menschen wahrgenommen werden.  

 

Dazu gehören unter anderem auch digitaler Rufmord, illegaler Download, unkritischer Umgang mit Daten anderer, Verbreitung von Unwahrheiten durch digitale Medien, Verursachung von Unstimmigkeiten und schlechter Stimmung durch Rundmails im Beruf und privaten Leben.  

 

 Wenn wir glauben, dass Jesus um uns zu erlösen, gestorben ist, können wir auch glauben, dass Jesus auch wegen der genannten Sünden, um uns zu erlösen gestorben ist, und wegen diesem und ähnlichen Verhalten von uns gekreuzigt wurde und noch täglich gekreuzigt wird.  

 

Wie damals der junge Mann traurig von Jesus wegging, würden auch heute viele Menschen von dem Vorschlag der neuen 10 Gebote für eine digitale Welt ausweichen wollen, denke ich. Wenn einmal Strom und Wasser ausfallen, sind  viele Menschen nicht so nervös, als wenn das Internet ausfällt. Außerdem sind heute viele Firmen, Unternehmen und Banken ohne Internet nicht mehr arbeitsfähig. Als vor zwei Tagen für vier Stunden Facebook und WhatsApp ausfielen, gab es einen finanziellen Verlust von mehreren Millionen Euro.   

 

Ich möchte unsere 10 Gebote der Bibel und der Christenheit mit den zehn Geboten von Johanna Haberer weder vergleichen noch ersetzen. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass wir neben den 10 Geboten der Bibel einige Gebote für die digitale Welt brauchen. Wenigstens müssen wir unsere biblischen 10 Gebote in der heutigen Zeit der Digitalisierung neu verstehen und neu interpretieren.   

 

Im heutigen Evangelium sagt Jesus, dass um ihm zu folgen, mit ihm verbunden zu leben und in das Himmelreich zu gelangen, sollten die Menschen auf alles verzichten und alles verlassen. Auf den ersten Blick scheint dieses Gebot für uns hart und nicht praktikabel. Aber beim Tod eines Menschen erleben wir, dass die Menschen manchmal unerwartet plötzlich alles aufgeben und verlassen müssen. Es bedeutet, nichts sollte uns von unserer Wertvorstellung und christlicher und menschlicher Lebenseinstellung zurückhalten dürfen.  

 

 Leider erleben wir, dass in der modernen digitalen Welt viele menschliche und christlichen Werte und Gebote vernachlässigt und sogar widerlegt werden. Wir sollen mit den vielen digitalen Möglichkeiten verantwortlich Umgehen. 

Deswegen  sind neben den 10 Geboten der Bibel auch die Gebote für die digitale Welt nötig, um uns aktuell, zeitgemäß und neu zu orientieren.   

 

  

Samstag, 2. Oktober 2021

Erntedank2021/27.Sonntag im Jahreskreis

Predigt  

 

Mit verschiedenen Gaben der Schöpfung wie allerlei Früchten, Getreide, Obst, Blumen, Gemüse und Brot wurde auch dieses Jahr in unserer Pfarrkirche ein schöner Erntedankaltar gerichtet. Die Erntekrone am Erntedankaltar ist ebenso ein Zeichen unserer Danksagung. 

  

Dieses Jahr danken die Menschen in Marktschellenberg, Bischofswiesen, Berchtesgaden, Schönau und Umgebung für die Schöpfung und Gabe der Natur inmitten ihrer Erfahrung von Verlust und Zerstörung durch die Überflutung Mitte Juli. Die Ergebnisse fleißiger Arbeit von vielen Menschen wurden plötzlich unwiderruflich zerstört. 

 

 Viele Betroffene fragen sich:  

 Warum müssen ausgerechnet wir davon betroffen sein? 

Warum haben unser Glaube, unser tägliches Gebet und sogar der Wettersegen uns nicht geholfen?   

Wie können wir dieses Jahr Gott danken, wenn viele Menschen Wertvolles verloren haben, um ihre Existenz bangen und auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sind? 

 

Diese und ähnliche Fragen treffen uns, wenn wir dieses Jahr Gott für die Ernte des Jahres, für das gute Wetter und für die Schöpfung danken und ein Fest feiern.  

 

Es ist nicht einfach, diese Fragen der Menschen zu beantworten und zu ihren Sorgen zu reagieren, wenn sie von Naturkatastrophen oder Krieg getroffen wurden und in ihrer Panik und Verzweiflung Fragen an Gott und an Mitmenschen stellen. 

Diese Fragen kann auch ich heute nicht bis ins Letzte beantworten.  

  

 Nach der christlichen Theologie ist die Schöpfung Gottes eine Selbstmitteilung Gottes. 

Gott teilt sich selber in der Schöpfung mit.

In der Schöpfung erleben wir Gott. 

Die wunderbare, erholsame Berg- und Seenlandschaft, die Wälder, Wiesen, Blumen, Flüsse, die 4 Jahreszeiten, alle Lebewesen, alles was wir auf der Welt sehen, kann uns an Gott selber erinnern.   

 

Gott hat eine große Verantwortung für die Schöpfung gezeigt, weil er die Welt erschaffen hat. 

Deswegen glaube ich fest, dass Gott seine Schöpfung zu bewahren wird.  

 

Aber wenn Gott die ganze Verantwortung in seine Hand nehmen würde und Gott seine Schöpfung schützen und bewahren würde, hätten wir Menschen wenig zu denken und zu planen. 

 

Wenn die Menschen selber keine Ideen und Fortschritte entwickelt hätten, könnten wir heute die Welt nicht so erleben, wie es heute ist. 

 

Alle Menschen werden mit unterschiedlichen Begabungen und Talenten geboren und sind dazu berufen, diese Fähigkeiten zu entwickeln, um Neues zu erfinden, zu gestalten, zu verbessern und zu pflegen. 

 

Im Buch Genesis lesen wir, dass Gott den Menschen die Schöpfung anvertraute, um sie zu nutzen, zu genießen und zu bewahren. Unsere Fähigkeiten zu denken, zu planen, zu forschen, zu pflegen, zu erahnen oder zusammenzuhalten haben wir von Gott erhalten und Gott erwartet, dass wir eine Mitverantwortung für die Schöpfung übernehmen.   

 

Die Forschungen zeigen, dass die Menschen verantwortlich sind für den Klimawandel, für viele Naturkatastrophen und Zerstörungen.   

 

Mit täglich weggeworfenen tausenden Tonnen Lebensmitteln könnten wir tausende hungrige Menschen ernähren.

 

Mit weniger Verwendung von Pestiziden würden verschiedene Krankheiten vielleicht nicht auftauchen. 

 

Auswirkungen des Klimawandels und Folgen der Verschmutzung von Wasser sind heute wichtige Themen um die Schöpfung bewahren zu können. 

 

Jeder Einzelne von uns ist gefragt, in seinem Umfeld die Schöpfung zu bewahren.    

 

Ich denke, dass in der jetzigen Zeit bei der Bevölkerung das Bewusstsein über ihre Mitverantwortung und die Bewahrung der Schöpfung deutlicher spürbar ist. 

 

Die Corona-Pandemie und die Naturkatastrophen dieses Jahres haben Viele überzeugt, dass wir unsere Haltung ändern müssen und es nicht mehr wie bisher weitergehen wird.  

  

Das Erntedankfest schenkt uns jedes Jahr Anlass  Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung zu übernehmen und Gott für seine Schöpfung zu danken. 

 

Es ist unser Auftrag verantwortlich mit den Gütern dieser Erde umzugehen, jeder mit seinen Möglichkeiten, im beruflichen und im privaten Bereich.  

 

 

Donnerstag, 30. September 2021

26.Sonntag in Jahreskreis, Lesejahr B

Predigt

Mt.9:38-48

 

Als ich den ersten Teil des heutigen Evangeliums las, dachte ich an das Patentamt und die heutigen Möglichkeiten, etwas zu patentieren.   

„Die Patentierung schützt das geistige Eigentum an einer (in der Regel technischen) Erfindung und ermöglicht es dem Inhaber des Patents, die Nutzung der Erfindung durch andere zu erlauben, zu versagen und daraus (Tantiemen) eine Vergütung zu beziehen.“  

 

 Die Jünger Jesu fanden einen anderen Menschen, der den Namen Jesu genutzt hat, um Dämonen auszutreiben. Die Jünger Jesu haben im Namen Jesu Kranke geheilt und Dämonen ausgetrieben. Nun wollen sie die Nutzung des Namens Jesu patentieren und eventuell in Zukunft Tantiemen beziehen.   

 

Aber Jesus will sich nicht für bestimmte Interessen verkaufen lassen. Sein Dienst, seine Verkündigung und seine Taten und Wundertaten der Nächstenliebe haben ihre Ziele in sich selbst. Die Worte und die Taten Jesu sind seine Ziele. Jeder darf seine Frohbotschaft des Reiches Gottes verkünden und jeder darf seine Taten der Nächstenliebe tun. Alle, die den Namen Jesu nutzen, seine Worte sprechen und seine Taten tun, gehören zu ihm. D.h. Jesus und sein Name sind kein Eigentum von einigen seiner Jünger. Keiner darf den Namen Jesu für seine eigenen Interessen nutzen. Jesus und seine Botschaft gehört allen Menschen. Jeder, der im Namen Jesu wirkt und ihm folgt, können wir als Christ wahrnehmen und Christ nennen. In diesem Sinne können wir viele Christen unter uns finden, die vielleicht nicht unbedingt zu unserer Gemeinde gehören oder sich nicht ausdrücklich als Christen bezeichnen. Jesus zählt alle Menschen guten Willens als zu ihm gehörig.  

 

 

Eine zweite Botschaft des heutigen Evangeliums heißt, dass wir keinem Menschen Ärgernis geben dürfen. Manche gut gemeinten Worte und Taten können für unsere Mitmenschen ein Ärgernis bedeuten. Daher ist eine gewisse Achtsamkeit im Umgang mit Menschen und mit Themen erforderlich. Wenn Jesus den Tod für besser hält als ein Ärgernis zu geben oder vorschlägt Hand oder Fußabzuhauen oder ein Auge auszureißen und besser verstümmelt zu sein, als ein Ärgernis zu geben, dann können wir verstehen, wie hart Jesus Ärgernisse gegenüber Mitmenschen verurteilt. Jesus verlangt eine direkte und ehrliche Art, um in das Reich Gottes gelangen zu können.  

 

Auf der einen Seite wünscht Jesus eine große Offenheit der Jünger Jesu gegenüber anderen Menschen in Worten, in Taten und im Handeln. Auf der anderen Seite warnt Jesus seine Jünger, darauf zu achten den Mitmenschen kein Ärgernis zu geben.   

 

Diese Einstellung und Ermahnung Jesu gilt auch für uns heute. Manchmal meinen wir gut und richtig zu agieren, aber gleichzeitig bleiben wir geschlossen und exklusiv und vergessen, dass Vieles kein Eigentum von uns ist und Vieles wir uns nicht zu eigen machen können. Jesus gehört allen, die ihn brauchen.  Amen.

 

Samstag, 18. September 2021

25. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Mark 9:30-37

Predigt  

Nächstes Jahr im Oktober findet eine Synode in Rom statt mit dem Thema „Für eine synodale Kirche, Gemeinschaft, Partizipation und Mission“. 

In einer Synode werden verschiedene Themen diskutiert, um zu einem Konsens zu kommen und damit die Gemeinschaft zeitgemäß zu aktualisieren, zu prüfen und zu stärken. 

 

Der am 01. Januar 2020 in Frankfurt begonnene synodale Weg der deutschen Kirche hat auch ein ähnliches Ziel: Reform, Zeitmäßigkeit und Modernisierung.  Im heutigen Evangelium hörten wir über eine ähnliche Versammlung mit synodaler Diskussion unter den Jüngern Jesu. Bei dieser Synode der Jünger Jesu stand damals nur ein Thema zur Diskussion: Wer der Größte sei unter ihnen.  

 

Die Jünger Jesu diskutierten dieses Thema zu einem Zeitpunkt, in dem Jesus über sein Leiden und sein Sterben redete.  „Der Menschensohn wird ausgeliefert und getötet“, sagte Jesus zu ihnen. Aber diese Worte und das mögliche Schicksal Jesu haben seine Jünger damals nicht getroffen.  Sie haben sich mit der Auseinandersetzung über Macht und Rangordnung beschäftigt. Sie waren gedanklich weit weg von wesentlichen Themen und Ereignissen in Bezug auf die Mission und Verkündigung Jesu.  

 

Nicht nur während des Lebens Jesu, sondern auch später in der Geschichte des Christentums haben Christen das Wesentliche der Botschaft Jesu vernachlässigt und sich mit unwesentlichen Themen beschäftigt. Manche Meinungsunterschiede und Streitigkeiten in der Geschichte des Christentums haben sich verwandelt in das Thema: Wer der bessere Christ sei? Diese Frage taucht nicht nur auf unter verschiedenen Konfessionen, sondern auch unter Christen derselben Konfession. 

 

Das Bestreben vieler Menschen, der Erste oder der Bessere zu sein, gibt es nicht nur in weltlichen Angelegenheiten, sondern in allen Ebenen des menschlichen Lebens.  

 

Der bessere Christ und der Größte unter den Christen ist Derjenige, der allen dient und im Herzen wie ein Kind bleibt, belehrt Jesus seine Jünger.

Nach Auffassung Jesu sollen in allen Diskussionen und Synoden unter den Christen das Thema Dienst an den Menschen und die Einfachheit und Herzlichkeit eines Kindes die Christen bewegen. Eine Rangordnung im weltlichen Sinne hat für Christus keine Bedeutung. 

 

Für Christus zählen eindeutig die Bereitschaft zum Dienen und die Offenheit eines Kindes. Diese Eigenschaft des Christseins erwartet Jesus in allen Ebenen der Gemeinschaft der Kirche, die Jeder in seinem Umfeld praktizieren kann.  

 

In diesem Sinne ist es eigentlich einfach und unkompliziert Christ zu sein, aber viele Christen verstehen es nicht, dass das Christentum ein Weg des Suchens und der Begegnung ist, um sich untereinander zu helfen und zu dienen. Jeder einzelne Christ ist dazu berufen und wir als christliche Gemeinschaft haben den Auftrag von Christus den Menschen zu dienen.  

Mittwoch, 15. September 2021

24.Sonntag des Jahreskreises, Lesejahr B


Predigt  
Mk.8:27-37
Für wen haltet Ihr mich? Zu dieser Frage Jesu an seine Jünger antwortete Petrus, der Führer des Jünger Kreises mit der Antwort: Du bist der Sohn Gottes, der Messias.  
 
Das weitere Gespräch Jesu mit Petrus zeigt, dass Petrus mit dieser Antwort nicht für den ganzen Jünger Kreis eine Antwort gab, sondern er für sich als der Mensch Petrus antwortete. Petrus machte aus seiner persönlichen Erfahrung und seiner Erkenntnis ein persönliches Bekenntnis.  
 
 Seine häufigen Begegnungen mit Jesus und der wiederholte Besuch Jesu bei Petrus in seiner Heimat Kafarnaum könnten aus meiner Sicht Gründe sein, dass Petrus ihn erkannte. Das Zuhören der Botschaft in den Predigten Jesu und die Teilnahme an den meisten Ereignissen des Wirkens Jesu könnten auch Petrus geholfen haben, Jesus zu erkennen.   
 
Jesus bezeichnet dieses Bekenntnis Petrus als eine Offenbarung Gottes des Vaters.   
 
Einige Zeit später hat aber Petrus bei einer Dienerin des Hauses eines Hohepriesters Jesus verleugnet und sagte drei Mal, dass er seinen eigenen Meister Jesus nicht kenne. Petrus hatte Angst, seine Erfahrung und Überzeugung vor der Dienerin des Hohepriesters kundzutun.   
 
Seine spätere Reue zeigt seine Liebe zu Jesus und den Mangel des Mutes und seine Hilflosigkeit in der Not, Jesus zu helfen. Wahrscheinlich wird Petrus an die Voraussage Jesu über sein Leiden und seinen Tod gedacht haben. Der Menschensohn muss leiden und sterben, sagte Jesus mehrmals zu seinen Jüngern. Vielleicht nahm die Angst an das gleiche Schicksal des Leidens und des Sterbens für sich selber von ihm den ganzen Mut weg.  
 
Wir kennen den gleichen Petrus nach dem Kommen des heiligen Geistes an Pfingsten, wo er mutig verkündet: „Ihr habt Jesus gekreuzigt, Gott hat ihn auferweckt, wir sind die Zeugen“. Es war die erste Verkündigung von Petrus vor Juden und vielen Menschen aus verschiedenen Sprachen und Kulturen.  
 
Im Verhalten Petrus und in seinem Leben kennen wir unterschiedliche Phasen der Freundschaft mit Jesus und sein Bekenntnis des Glaubens und der Treue zu ihm.  
 
Nach der Auferstehung Jesu erleben wir Petrus mit seiner Antwort zu der dreimaligen Frage Jesu, ob Petrus ihn liebe.  
Zu dieser Frage antwortete Petrus mit Leidenschaft mit einem Ja und empfängt von Jesus neue Verantwortung. Als Jesus auferstanden war, gehörte Petrus zu den ersten Zeugen und Bekennern.  
 
Zu der Erfahrung und des Bekenntnisses Petrus über Jesus können auch wir uns heute fragen, für wen halten wir Jesus? 
Was bedeutet für uns und für unser Glaubensleben die Offenbarung Gottes in Jesus?  
 
Ich denke, unser Glaube und das Glaubensleben haben bei Jedem von uns verschiedene Phasen der Höhe und Tiefe. Aber das Bekenntnis des Jüngers Petrus kann für uns schwache Menschen ein Vorbild sein, treu zu unserem Glaubensbekenntnis zu stehen. 
Wir können versuchen wie Petrus, Mut zu zeigen, sich offen zu Christus zu bekennen und vom Glauben überzeugt zu bleiben und zu leben.

Samstag, 28. August 2021

22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B



Predigt

Evangelium Mk. 7:1-8, 14-15, 21-23

22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B, Mk, 7, 1-8;14-15; 21-23  

 

Interessante und aktuelle Themen finden wir im heutigen Evangelium.   

Das erste Thema ist über die Waschung der Hände, das wir zu Beginn des heutigen Textes hörten. Unsere Hände zu waschen und die Desinfizierung mit Desinfizierungsmitteln praktizieren wir seit zwei Jahren ganz genau. Die Corona-Pandemie hat uns bewegt und uns überzeugt, oft die Hände zu waschen und genau auf die Hygiene zu achten, um uns vor Krankheiten zu schützen.  

 

Auch für die Juden damals war Hygiene ein wichtiges Gebot. Deswegen haben sie mehrmals am Tag ihre Hände und Füße gewaschen, insbesondere vor den Mahlzeiten. In diesem Kontext haben einige Pharisäer und Schriftgelehrten bemerkt und Jesus darauf aufmerksam gemacht, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten sagten genau, wie nach der Überlieferung die Juden ihre Hände waschen sollten. Sie sollten vor dem Essen mit einer Handvoll Wasser die Hände waschen, ebenso gab es Vorschriften über das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.  

 

Die Bemerkung von diesen Pharisäern und Schriftgelehrten über die Hygiene scheinen beim ersten Eindruck korrekt und richtig. Aber Jesus nennt sie Heuchler und als ein Volk, dass nur mit den Lippen ehrt, ohne ihr Herz dabei zu haben.   

 

Jesus kritisierte sie aus zwei Gründen. 

Erstens: die Juden achteten damals mehr auf die rituelle Waschung als auf die Hygiene. 

Aber das nicht jüdische Volk achtete nur auf die Hygiene und weniger auf das rituale Waschen.

 Unter den Zuhörern Jesu gab es Juden und Nichtjuden. Von den nicht jüdischen Zuhörern verlangte Jesus die jüdischen Rituale nicht. 

Aber die Juden erwarteten, dass alle Jünger Jesu die jüdischen Gesetze und Rituale achten sollten.   

 

Der zweite Grund für diese Kritik Jesu über die Juden ist die Spannung zwischen jüdischen und nicht jüdischen Christen im ersten und zweiten Jahrhundert. 

Der Verfasser des Evangeliums beschreibt diese Situation und die Haltung Jesus zu diesem Thema.   

Die nicht jüdischen Gläubigen achteten die vorgeschriebenen jüdischen Rituale nicht, obwohl die jüdische Christen von Allen es erwarteten. 

Nicht nur das:

die jüdischen Christen dachten, dass sie die erste Klasse Christen seien und die nicht Jüdischen, die zweite Klasse Christen bleiben sollten. 

Die Kritik über die Juden und die Lehre über die Reinheit des Herzens haben auch diesen Hintergrund.  

 

Der Evangelist berichtet über die Meinung Jesu, dass es nicht korrekt sei, über eigene Traditionen und Überlieferungen stolz zu sein und bestimmte Rituale für die Reinheit zu halten und gleichzeitig böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft sie überwältigen. Jesus nennt hier eine Reihe von Sünden.

Diese Behauptung der Juden und der jüdischen Christen über ihren besonderen Status auf der einen Seite und die Erfahrung von bösen Gedanken, Worten und Taten in ihrem Leben haben Jesus bewegt sie Heuchler zu nennen und zu sagen, dass 

Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.

Diese Mahnung Jesu an die Juden, an sein eigenes Volk, gibt Jesus jedem Christen, jedem seiner Jünger und es gilt auch für Jeden von uns.

Jesus verträgt keine Heuchelei, sondern er verlangt eine Gerechtigkeit, in der Juden und Nichtjuden vor Gott gleich anerkannt werden.  

 

Jesus lädt uns Christen ein, nicht nur unsere Hände zu waschen, sondern auch im Herzen rein zu sein. 

Ein reines Herz ist wichtiger als eine rituelle Händewaschung.