Weihnacht2014Christmette
2014
Einführung
Einen ganz herzlichen Gruß Ihnen
allen, die heute zur Feier der Heiligen Nacht in die Pfarrkirche Heilige
Familie gekommen sind. Wir beginnen den Gottesdienst im Namen des.....
Liebe weihnachtliche Festgemeinde!
Nach vielen Vorbereitungen und freudigen
Erwartungen in den letzten Wochen feiern wir heute Weihnachten, das
schönste Fest des Jahres und wir freuen uns sehr darüber. Wir freuen uns nicht
wegen materieller Dinge, wie Weihnachtsgeschenke oder Weihnachtsessen; sondern
wir freuen uns, weil uns heute ein Retter geboren ist, Jesus. Er ist in unseren
Herzen, in unseren Familien, an unserem Arbeitsplatz, in unserem Land geboren:
Jesus der Christus, der Christus, der Gesalbte; Emmanuel; Gott mit uns. Seine
Geburt ist keine Vergangenheit; heute ist uns ein Retter geboren, ihn heißen
wir in unserer Mitte willkommen; ihn loben wir, ihn preisen wir, ihn bitten wir
um sein Erbarmen im Kyrie
Predigt zu Lk. 2:1-14
1. Nach christlicher Tradition ist Jesus
in Bethlehem in einer winterlichen Mitternacht geboren. Deswegen feiern die
Christen in vielen Gemeinden aller Kontinente in der Heiligen Nacht die
Mitternachtsmette.
Mitternacht ist aber keine schöne,
angenehme Uhrzeit. Die Zeit um Mitternacht wird als Geisterstunde bezeichnet,
in der die Toten, die Hexen, die Teufel oder die Geister herumlaufen. In der
Literatur beschreibt Goethe im Faust und Shakespeare in Hamlet die
erschreckende Mitternacht. Statistiken bestätigen, dass die meisten
gewaltbedingten Verletzungen in der Mitternacht geschehen.
Trotzdem ist Jesus in der Nacht in
Bethlehem als Kind in einem Stall geboren; nicht am hellen Tag, nicht in einem
Schloss; nicht uns zu erschrecken, sondern um die angstmachenden Elemente der
Nacht wegzuräumen, als Licht in der Dunkelheit, als Stern der Hoffnung, als
Schutz und Geborgenheit.
Deswegen ist uns diese Nacht keine
Geisterstunde, sondern eine Heilsstunde, eine heilige Nacht, geweihte Nacht,
Weihnacht.
Im Johannesprolog lesen wir: In ihm war
das Leben und das Leben war das Licht der Menschen und das Licht leuchtet in
der Finsternis (Jo. 1:4). Über ihn verkündete der Engel den Hirten: „Fürchtet
euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude. Die dem ganzen Volk
zuteil werden soll. Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er
ist Messias, der Herr.“
Heute, nicht damals, nicht morgen, heute;
Euch, nicht den Hirten damals, sondern uns ganz persönlich ist der Heiland
geboren, der Retter, der Friedensfürst, der gesalbte Gottes ist geboren; die
Erwartung der ganzen Menschheit für einen Retter ist heute in Erfüllung
gegangen.
Das bekannte Gedicht des Angelus Silesius
spricht uns heute sehr an:
„Wird Christus tausendmal in
Bethlehem geboren
und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich
verloren”.
Jesus bringt uns heute den Frieden in den
Streit und die Auseinandersetzungen in Familien und der
Gesellschaft; Jesus bringt uns die Freude in die Traurigkeit der Enttäuschung;
Jesus bringt uns das Licht in die Dunkelheit des persönlichen Lebens, Jesus
bringt uns die Liebe in die Lieblosigkeit des Alltags.
Um an den Frieden durch Jesus
erinnert zu werden haben wir das Friedenslicht aus Bethlehem geholt und in der
Krippe aufgestellt, das Friedenslicht brennt in der Kirche seit 10 Tagen.
Um Christus als Licht der Welt und Licht in unserem Leben zu bekennen haben wir
die Weihnachtsbäume beleuchtet;
Um Jesus als Liebe zu erfahren, empfangen
wir das Sakrament der Liebe, die heilige Kommunion.
Um an den Stall in Bethlehem zu erinnern
haben wir die schöne Krippe in der Kirche aufgestellt, mit den Figuren von
Jesus, Maria und Josef. Damals geschah die Geburt des Jesuskindes in der Nacht,
in einem Stall, in der Kälte mit Stroh, Kuhmist, ohne ausreichendes Licht und
ohne entsprechende Kleidung. Wir können es uns vielleicht vorstellen und
vergleichen mit einem heutigen Geburts- oder Krankenhaus mit allen fürsorglichen
Maßnahmen.
3. Das unvergessliche Bild gleich nach der
Geburt Jesu ist von seiner Flucht nach Ägypten. Es liegen ca. 600 Kilometer
zwischen Bethlehem und Ägypten, bei der damaligen Verkehrsmöglichkeit,
wahrscheinlich mit einem Esel, ein bedrohlicher und beschwerlicher Weg. Jesus
flieht in das Land woher seine Vorväter als Juden unter Leitung von Mose
wegfliehen mussten. Es scheint sehr traurig und widersprüchlich, dass Jesus aus
der eigenen Heimat und vor den eigenen Leuten aus Angst vor dem Tod in einem
Land Asyl sucht, das ihm in der Geschichte des Volkes kein Land der Freude ist,
sondern das Land von dem seine Vorväter aus dem selben Grund der
Lebensbedrohung fliehen mussten. Jesus ist unser Retter, aber er hat die
Heimatlosigkeit und Flucht am eigenen Leib erfahren. Die Angst der Eltern
Joseph und Maria um ihr Kind, das getötet werden sollte, erleben wir heute
wieder durch die Erfahrung der Bürgerkriege und der vielen Flüchtlinge, durch
die Ermordung der Schüler in Pakistan, der Kinder und Schüler in Somalien,
Nigeria, Syrien oder Iraq oder in vielen Menschen die aus ihrer Heimat fliehen
müssen, um ihr Leben zu retten. Erschöpft und verzweifelt erreichen sie ein
sicheres Land, nicht ein Land der eigenen Kultur, nicht das Land der Vorväter,
sondern ein Land in dem Menschlichkeit, Menschsein, Menschenwürde und Freiheit,
geprägt von der christlichen Kultur, die größten Werte haben und das
Weihnachtslied: „Stille Nacht, heilige Nacht“, von allen Gruppen und Kreisen
gesungen wird.
Wenn ich mich in die Situation der
Flüchtlinge hineindenke, versuche ich die Erfahrung von Jesus, Josef und Maria,
der Heiligen Familie als Flüchtlinge in Ägypten zu
verstehen, wo sie zwei Jahre blieben und nach dem Tod
des Herodes in ihre Heimat Nazareth zurück kehrten. Wenn die Menschen in Not
sind und ihr Leben bedroht ist, sollte das Menschsein im Vordergrund stehen,
nicht die Vergangenheit, nicht die Unterschiede oder Gedanken über die künftige
Entwicklung. Jede Zeit hat seine Probleme und mit Gottes Hilfe
finden wir auch passende Lösungen für gegebene Probleme. Die Botschaft des
Evangeliums sollte immer im Vordergrund stehen. Papst
Franziskus sagt: “Jesus Christus ist in der Erwartung, in den Migranten und den
Flüchtlingen, in den Vertriebenen und den Heimatlosen erkannt zu werden.”
(Botschaft des Papstes zum Welttag des Migranten und Flüchtlingen 2015)
4. Wir haben uns in den letzten Tagen mit
den Vorbereitungen zur Weihnacht, beschäftigt. Weihnacht geschieht auch ohne
Vorleistungen wenn Freude, Frieden, Licht und Liebe in
uns sichtbar werden. Wenn Sie nach dem Gottesdienst zu Hause
sind, ist wahrscheinlich das Christkind bei Ihnen schon eingekehrt und hat
reiche Geschenke gebracht, die große Freude bereiten. Wir feiern heute, weil
wir von Gott in unterschiedlicher Art beschenkt worden sind. Das größte
Geschenk ist die Botschaft des Evangeliums. Deswegen können wir uns überlegen
auch Jesus etwas zu schenken, ein Geschenk mit Herz. Diese Weihnacht sollte
eine Weihnacht des Geschenkes und der Liebe sein.
Dann wird uns die Geisterstunde um
Mitternacht zur Heilstunde, zur Heiligen Nacht. Ihnen und Ihrer Familie und
Freunden wünsche ich den Frieden, die Liebe, die Freude und das Licht der
Weihnacht. Besonders den Kranken und alten Menschen in unserem Pfarrverband,
die heute zu Hause bleiben müssen, allen die durch Dienste verhindert sind und
den Einsamen und den enttäuschten Mitmenschen wünsche ich von Herzen etwas von
der Freude der Weihnacht. Gesegnete, gnadenreiche Weihnachtstage.
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