Predigt
Über den Tod schreibt
der libanesische Schriftsteller Khalil Gibran folgendes:
Leben und Tod sind eins,
sowie der Fluss und das Meer eins sind. Traut den Träumen, denn in ihnen ist
das Tor zur Ewigkeit verborgen.
Wenn Khalil Gibran das
Leben und den Tod mit Fluss und Meer vergleicht, wissen wir, dass das
Gemeinsame vom Fluss und Meer das Wasser ist und das Fluss- und Meereswasser
verschieden sind. Die grundsätzliche Verbundenheit zwischen Leben und Tod und
das Verständnis vom Tod als Verlängerung vom Leben sind das Thema bei
Gibran. Als Christen glauben wir fest, dass das Leben und der Tod und das Leben
nach dem Tod nicht ganz verschieden sind, sondern ein Übergang von der
Sichtbarkeit zur Unsichtbarkeit ist.
Wenn wir einen lieben
Menschen verloren haben und die Trauer uns überwältigt, überfällt uns Schmerz
und Ohnmacht.
Über das Leben und den
Tod zu philosophieren und sie mit verschiedenen Bildern und Symbolen zu
vergleichen, haben wir dann weder die Kraft noch den Verstand,
sondern reagieren sprachlos mit dem Gefühl des Verlustes und des
Verloren seins.
Am letzten Freitag
musste ich persönlich einen plötzlich verstorbenen Freund beerdigen. Heute zwei
Tage danach fällt es mir nicht leicht viel über den Tod, ewiges Leben und die
Auferstehung zu denken und zu reden. Ich hätte gerne berichtet, wie schön und
bereichernd die Zeit mit ihm war und wie vorbildlich er gelebt hat und wie
freundlich er mit Menschen umgegangen ist. Mir wäre lieber, über diese Zeit
zu denken und zu reden
als über seine Zeit in der Ewigkeit, weil ich ihn noch bei mir haben will und
ihn noch nicht los lassen kann.
Ähnlich haben es
bestimmt viele von Ihnen schon erfahren müssen, dass die Trauer einen beim
Tod lieber Angehörige für Tage, Wochen oder Monate ohnmächtig und wie gefangen
hält. Man möchte die Situation einfach nicht wahrnehmen. Aber ich
denke, dass die größte Liebe von unserer Seite gegenüber unserer verstorbenen
Angehörigen wäre, sie loszulassen, damit sie von uns befreit bei Gott in die
Welt der Heiligen in Ewigkeit gehen können.
Das Zitat:
“Man lebt zweimal: Das
erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung”
lädt an dieser Stelle zum Nachdenken ein..
Auch wenn wir die
verstorbenen Angehörigen los lassen, die Erinnerung wird uns ermutigen den
guten Beispielen unserer lieben Verstorbenen zu folgen und für sie bei Gott zu
beten.
Im heutigen
Evangeliumsabschnitt mit der Geschichte der Auferweckung von Lazarus steht der
Glaube an die Auferstehung und das Vertrauen zu Jesus im Mittelpunkt.
Jesus ist die
Auferstehung und das Leben. Dieser Glaube und dieses Vertrauen stärken uns
in der Situation von Trauer und Verlust mit Zuversicht und Hoffnung weiter zu
leben.
Das Grab ist nicht die
letzte Ruhestätte der Verstorbenen, sondern ein Ort der Erinnerung ihres
irdischen Lebens. Die Verstorbenen leben ewig bei Gott, ein Leben worauf auch
wir hoffen.
Am Allerselentag wollen
wir besonders an unsere lieben Verstorbenen denken und ihnen unsere Dankbarkeit
erweisen für alles was sie für uns und für die Menschheit durch ihr Leben und
ihr Vorbild bewirkt haben.
Einen
Tag nach dem Fest Allerheiligen, folgt am 02. Nov. der Gedenktag Allerseelen,
wo wir uns dankbar erinnern an unsere verstorbenen Angehörige, Freunde,
Bekannte und Gemeindemitglieder und für sie beten wollen. Zu Beginn des
Gottesdienstes lesen wir die Namen der verstorbenen Gemeindemitglieder vor und
zünden für Jeden eine Kerze an. Wir wollen sie Gott anvertrauen mit der
Hoffnung, dass Gott ihnen auf seiner rechten Seite Platz gab und sie
mit Gott in eine ewige Freude und ewigen Frieden gelangen.
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