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Donnerstag, 13. Mai 2021

20 Sonntag des Jahreskreises, Lesejahr A, 2020



20. Sonntag des Jahreskreises, Lesejahr A, 2020

Predigt  

MT 15,21-28  

Im ersten Teil des heutigen Evangeliums hörten wir, dass eine kananäische Frau zu Jesus kam und ihn um die Heilung ihrer Tochter bat, die nach ihrer Meinung von einem Dämon besessen war.  Jesus verweigert zu helfen und sagte der Frau: "Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt."

 

Es bedeutet: Jesus wird nur den Juden helfen und heilen, nicht den Heiden nämlich den Mitgliedern eines anderen Volkes. Dann sagte Jesus ihr auf die wiederholte Bitte: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern (Israels) wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.“ Es bedeutet: Jesus nennt die Heiden als Hunde und die Juden als Kinder; d.h. Jesus betrachtet die Heiden als zweitrangig und minderwertig.  

 

 Es ist für uns schwierig zu glauben, dass Jesus sich mit dieser Art diskriminierend verhalten hat und diese Worte des Evangeliums zur Botschaft Jesu gehören sollen.  

 

Doch wir können diesen Text des Evangeliums im Kontext der damaligen Christen in Jerusalem, Samaria und Syrien besser verstehen. Die Urgemeinde der Christen war in Jerusalem, die aus Juden und Nichtjuden bestand. Judenchristen dachten, dass sie das auserwählte Volk unter den Juden sein könnten. Viele Christen waren nicht bereit, nichtjüdische Menschen in die Gemeinschaft der Christen aufzunehmen. Sie bezeichneten die Nichtjuden als Heiden und betrachteten sie als minderwertige Menschen, obwohl die Juden selber unter der römischen Führung unterdrückt waren. Viele Judenchristen waren damals der Meinung, dass nur die Juden in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen werden sollten, weil Jesus für sie der jüdische Messias war und die Juden das auserwählte Volk. Im Konzil von Jerusalem zwischen 45 und 48 nach Christus wurde wegen des eindringlichen Wunsches von Paulus beschlossen, dass Jesus für alle Menschen das Reich Gottes verkündete und deswegen Menschen aus allen Völkern in die christliche Gemeinschaft aufgenommen werden können. Obwohl theoretisch alles ordentlich und korrekt beschlossen wurde, waren viele jüdische Christen nicht bereit, nichtjüdische Christen gleichwertig zu akzeptieren. In der Geschichte des Christentums lesen wir, dass es 48 nach Christus einen Streit zwischen Petrus und Paulus gab, der als antiochenischer Zwischenfall bezeichnet wurde. Der Grund dafür war, dass Petrus Rücksicht auf die jerusalemischen jüdischen Christen nahm und sich weigerte mit den unbeschnittenen, heidnischen Christen am Tisch zu sitzen, weil nach dem jüdischen Gesetz keine Tischgemeinschaft mit Nichtjuden erlaubt war. Das war aber eine Diskriminierung gegenüber den heidnischen Christen in Antiochien. Der Aufstand von Paulus wegen dieses Verhaltens und die Mutlosigkeit Petrus heißt der antiochenische Zwischenfall.   

 

Als Matthäus das Evangelium etwa 45 Jahre später schrieb, gab es sogar in seiner Zeit diesen Konflikt zwischen jüdischen und heidnischen Christen. Im ersten Teil des heutigen Evangeliums wird von dieser Meinung der jüdischen Christen berichtet.   

 

Zu Beginn hörten wir, dass Jesus in den Gebieten von Tyrus und Sidon ging. Falls Jesus wirklich geglaubt hätte, dass er nur für Juden gesandt war, wäre er nicht in diese heidnischen Gebiete gegangen. Es bedeutet, der Evangelist Matthäus legt in den Mund Jesu, was die jüdischen Christen hören wollten und was die jüdischen Christen geglaubt haben.  

 

Aber im zweiten Teil des heutigen Evangeliums kommt die Botschaft Jesu und die Kritik für die jüdischen Christen und die Korrektur ihres Stolzes.   

Als die kananäische Frau Jesus in Demut, Vertrauen und Hoffnung wiederholt bat, sagte Jesu: "Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt." Es bedeutet: Jesus ist auch für die Heiden da. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Volk Gottes und den Heiden. Juden waren stolz auf ihre Nachkommenschaft mit der Bezeichnung über sich, als Kinder Abrahams.  Jesus sagt ausdrücklich, dass es keinen Unterschied zwischen den Kindern Abrahams und den Kindern der Heiden gibt. Alle Menschen sind Kinder Gottes und Erben des Reiches Gottes.  

 

Jesus lobt die heidnische Frau und bezeichnet sie als Vorbild des Glaubens für die Kinder Abrahams. Es zeigt, dass der Glaube einer Heidin beeindruckender und tiefer war als der Glaube der Kinder Abrahams. Jesus beziehungsweise der Evangelist zeigt, dass die jüdischen Christen nicht aufgrund ihrer Herkunft stolz

sein können, sondern vor Gott dem Vater und Jesus Christus Juden und Heiden gleichberechtigt sind, wie im Konzil von Jerusalem beschlossen wurde.   

 

Grenzenloses Vertrauen zu Gott und grenzenloses Erbarmen Gottes für die Menschen, Offenheit für alle Menschen und Gleichberechtigung aller Menschen und aller Gender können als Botschaft des heutigen Evangeliums verstanden werden. 

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