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Montag, 24. Juni 2019

5 Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C

Predigt: Jo.13:33-35

Predigt
Im Evangelium hörten wir eben einen Abschnitt über das uns gut bekannte neue Gebot. Was Jesus als neues Gebot bezeichnet, ist eigentlich kein neues Gebot. Es ist das alte jüdische Gebot.

„Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“

Aber Jesus bezeichnete dieses Gebot als neues Gebot und die Zuhörer verstanden es als neues Gebot, weil sie das alte Gebot nicht praktizierten und es für sie nicht denkbar war, die Mitmenschen selbstlos zu lieben, sondern sie liebten die Menschen, die eine Gegenleistung erbringen konnten. Deswegen fragt Jesus in der Bergpredigt, „wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. ...Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt.“

Im Buch Levitikus 19,18 lesen wir: „An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin JHWH.“

Das Verständnis von den Nächsten im Alten Testament ist ganz anders als das Verständnis Jesu. Oder wenigstens wurde im Alten Testament der Begriff Nächster anders interpretiert als ursprünglich gemeint wurde und Jesus es ausgelegt hat.

Der Nächste ist im Alten Testament der Verwandte, Freund, Nachbar oder Geliebter gegenüber dem Fremden oder Volksgenossen. 

Gegenüber den Feinden, Fremden, Armen und den Ausgegrenzten sollten aber im Alten Testament Hinwendung und Barmherzigkeit gezeigt werden. Aber das reichte nicht nach Auffassung Jesu, und deswegen nimmt Jesus das Gleichnis vom guten Samariter, der als Vorbild der Nächstenliebe und Feindesliebe bezeichnet wird. 
Die Liebe ist für Jesus viel mehr als Toleranz und Hilfe und Unterstützung. Die Nächstenliebe im Sinne Jesu bedeutet Andersdenkende, anders lebende Menschen mit anderer Weltanschauung, einem anderen Glauben, einer anderen Lebensart und Wertvorstellung zu akzeptieren und anzuerkennen, so, wie wir uns selbst lieben.

Die Worte Jesu über die Nächstenliebe schrieb Johannes 60 Jahre nach dem Tod und der Auferstehung Jesu in Kleinasien, in einer Zeit, da die Christen von Juden und anderen Religionsangehörigen verfolgt wurden. Inmitten der Verfolgung rät Johannes seinen Mitchristen, die Mitmenschen zu lieben, weder zu hassen oder sich zu verteidigen, sondern zu helfen, Gutes zu tun und zu Gunsten der Mitmenschen einiges zu opfern oder auf einiges zu verzichten. 

Diese Auffassung des Johannes ist vergleichbar mit den Worten Jesus zu Beginn des heutigen Evangeliums, wo er seinen Jüngern sagt, als Judas, der Verräter rausging, dass der Menschensohn durch das Leiden verherrlicht wird. Jesus meinte damit, dass er durch sein Leben, durch die Botschaft über die Nächstenliebe und die Hingabe für seine Mitmenschen viel Gutes tut und er lädt seine Jünger ein, seinem Beispiel zu folgen. D.h. um Gutes tun zu können, sollten die Christen bereit sein, auf einiges im Leben zu verzichten. Jesus war bereit sogar sein Leben hinzugeben, so sollten auch wir Christen bereit sein, wenigstens auf etwas im Leben zu verzichten und achtsam und wohlwollend auf unsere Nächsten zu schauen, um dem Beispiel Jesus folgen zu können und ebenso verherrlicht zu werden. 

Wenn wir dieses Gebot der Liebe heute als neues Gebot bezeichnen würden, denke ich, dass es auch für uns wie ein neues Gebot wäre, wie damals für die Juden und für die damaligen Christen, obwohl wir seit Jahren darüber hören und lesen, weil wir dieses Gebot oft nicht genau verstehen oder wir dieses Gebot vernachlässigen oder falsch auslegen und falsch konzipieren.

In dieser Hinsicht müssen wir die Frage stellen, was ist für mich Liebe, wer sind für mich die Nächsten und wen kann ich lieben. Ob die Nächsten für mich nur die Verwandten und die Freunde sind, wie für die Juden damals oder ob der Nächste, Jeder sein kann, dermeine Hilfe braucht, wie der gute Samariter im Gleichnis Jesus. 

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