Lk. 16:19-31
Begrüßung
Im heutigen Evangelium hören wir das
Gleichnis des armen Lazarus und des reichen Mannes. Das Wort Lazarus bedeutet
"Gott hilft." Der reiche Mann im Evangelium hat keinen Namen. Lazarus
im Gleichnis trägt denselben Namen wie der Freund von Jesus mit Namen Lazarus,
der den Jesus auferweckt hat. Wie der Name Lazarus bedeutet: Gott hilft uns;
möge Gott auch uns helfen.
Lasst uns um das
Erbarmen Christi bitten und ihn im Kyrie rufen.
Predigt
Als ich als Kind das Gleichnis vom armen
Lazarus und dem reichen Mann hörte, war ich sehr erbost gegen den reichen Mann
und ich wollte wie der arme Lazarus sein, um in den Himmel kommen zu können.
Arm zu sein und leiden zu müssen, um in den Himmel zu gelangen war für mich
damals selbstverständlich und parallel gab es auch den Gedanken, sogar wenn
möglich, Verfolgung zu erleiden und Märtyrer zu sein, um heilig zu werden.
Erst später habe ich erkannt, dass solche
Gedanken auch falsch sein können und manchmal zur Ausbeutung führen. Diese
Gegengedanken bekam ich, als ich in meiner Jugend eine englische Übersetzung
des Buches des gekreuzigten Jesus von dem deutschen evangelischen Theologen
Jürgen Moltmann las. In diesem Buch deutet er an, dass die Verehrung des
gekreuzigten Jesus am Karfreitag zu Motivierung beitragen kann, Menschen zu
beeinflussen, dass Leiden und Armut mit dem Leiden und der Armut Jesu zu
vergleichen und sie dadurch mit ihrer Situation zufrieden bleiben, anstatt sich
daraus zu befreien. In dem Fall werden Spiritualität und spirituelle Praxis zu
einer Ausbeutung. D.h. Armut und Leiden sind an für sich nicht etwas Positives.
Arm zu sein und Leiden und Sterben bringen nicht selbstverständlich das
Himmelreich. Es ist nicht entscheidend ob einer arm oder reich ist, intelligent
oder weniger intelligent, hochbegabt oder weniger begabt, sondern wie einer mit
seinen beschenkten Gaben umgeht und was man daraus macht.
Ich möchte nun diese Geschichte des armen
Lazarus und des reichen Mannes zusammen fassen. Jesus erzählt über das
luxuriöse Leben eines reichen Mannes und über seine Gleichgültigkeit gegenüber
eines armen und kranken Lazarus, der vor der Haustür dieses Mannes lag und von
den Essensresten und dem Abfall seinen Hunger stillte. Im ersten Teil dieser
Geschichte vergleicht Jesus das Leben des reichen Mannes mit dem Leben des
Lazarus. Die Kleider und der Lebensstil des reichen Mannes zeigen, wie er sich
nur mit sich selbst beschäftigte und die Welt um ihn herum für ihn fremd und
gleichgültig war. Die Tatsache, dass die Hunde mit dem Lazarus das Essen
teilten und die Hunde seine Wunden leckten, überzeugt uns, wie arm und
ausweglos dieser arme Lazarus lebte. Dieser Vergleich und diese Darstellung des
Kontrastes im irdischen Leben führt uns zum zweiten Teil dieser Geschichte:
Nämlich die Erfahrung des reichen Mannes und des Lazarus nach ihrem Tod.
Lazarus wurde in den Himmel aufgenommen und
der reiche Mann in die Hölle. Lazarus genießt die Freude des Himmels mit den
Propheten, Vätern, Engeln und Gott dem Vater; der reiche Mann, dessen Namen wir
nicht kennen, brennt und leidet im Feuer. Alle Bitten an Vater Abraham, für
sich und für seine Verwandten wurden nicht erhört, sondern er verwies den
Reichen, dass seine Brüder auf Moses und die Propheten hören sollten.
Wenn wir diese Geschichte hören, könnten
wir gleich denken, genauso wie ich in meiner Kindheit gedacht habe, dass reich
zu sein etwas Negatives und unerwünscht ist. Mehrmals kritisiert Jesus die
Reichen seiner Zeit durch die Gleichnisse. Eigentlich sagt Jesus nichts gegen
die Wohlhabenden und den Reichtum, sondern gegen die, die ein übertriebenes
Luxusleben führen und gegenüber Notleidenden, Kranken und Hungernden kein
Mitleid zeigen.
Entscheidend ist nicht was man hat, sondern
wie man mit dem Reichtum umgeht. Zum Reichtum gehören nicht nur materielle
Dinge, Geld und Eigentum, sondern auch geistige, körperliche Fähigkeiten und
Begabungen. Ohne die von Gott geschenkten Talente und Begabungen zu nutzen und
nur auf materielle Güter von anderen zu warten wird von Gott nicht anerkannt.
Es sollte selbstverständlich sein den
wirklich schwachen, armen und kranken Menschen zu helfen und sie zu
unterstützen. Aber faule, verschwenderische Menschen, die ohne Disziplin leben
und dann in der Sackgasse landen, sind genauso dumm wie der reiche Mann im
Evangelium, der kein Mitleid gegenüber seinen Mitmenschen hatte.
Deswegen können wir nicht beurteilen, wer
unter uns wie Lazarus nach dem Tod bei Gott aufgehoben sein wird und wer wie
der reiche Mann von Gott abgelehnt wird. Es gibt viele Menschen wie Lazarus
unter uns, aber auch Menschen die sich verhalten wie der reiche Mann. Es kann
sein, dass der sehr arm aussehende Mensch unter uns wie der reiche Mann im
Evangelium vor Gott sein kann und umgekehrt, ein reicher Mann unter uns wie
Lazarus von Gott aufgenommen werden kann.