Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 1. Januar 2013

Buß und Bettag 2012 in der evangelischen Emmauskirche

Liebe Mitchristen, sehr oft höre ich von meinen Mitchristen, dass die Kirche sich mit Themen beschäftigt, die nicht aktuell oder nicht zeitgemäß sind. Nach ihrer Meinung sind die Themen und die Art der Darstellung mancher Themen Gründe für das mangelnde Interesse von Menschen an der Kirche. Wenn die Kirche deswegen mehr interessante Themen aufnehmen würde, wie Urlaubsgestaltung, Sport, Business, dann wären wir keine Kirche mehr. Die Themen der Kirche sind fast immer gleich.

Heute am Buß- und Bettag reden wir auch über zwei Themen, die für viele Mitmenschen nicht nachvollziehbar sind: Beten und Buße tun.

Es gab und wird  immer Menschen geben, die zu Gott beten und andere die es nicht tun, ebenso gab und gibt es auch Menschen, die an Gott glauben und andere die nicht an Gott  glauben.  Es gibt Menschen, die täglich  an Gott denken und zu ihm beten und Menschen, die eher selten mit Gott in Verbindung treten. Genauso ist es mit dem Thema Buße. Für viele Menschen ist das Thema Buße sehr fremd und es gibt Menschen, die bereit sind, Buße zu tun. Als gläubige Christen und Kirchenbesucher gehören wir zu den Menschen, die zu Gott beten und deswegen sind wir heute am Buß- und Bettag hier zusammen gekommen. Wir wollen   uns über das Thema Beten Gedanken machen und Buße tun, weil wir vor Gott schuldig geworden sind. 

In der zweiten Lesung haben wir über das große Bedürfnis der Jünger Jesu gehört, die wissen wollten, wie sie beten sollten. Der Glaube an Gott und das Gebet zu Gott waren für sie selbstverständlich. Sie wollten von Jesus lernen, zu beten. Jesus hat die Bitte gehört und sie gelehrt zu beten. Dieses Gebet haben wir seither gebetet und dieses Gebet Jesu betrachten wir heute noch als das wichtigste Gebet des Christentums. Auch die Gottgläubigen Nichtchristen schätzen dieses Gebet.

Das „Vater unser“ ist ein Bittgebet. In diesem Gebet bitten wir Gott um Vieles. Heute möchte ich nicht über alle Bitten dieses Gebetes sprechen. Ich möchte nur über die fünfte Bitte des „Vater unser“ Gebetes sprechen. Die fünfte Bitte lautet: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ (Micha 6: 1-8; Lk. 7: 36-50).  Das Wort Schuld hat in der  griechischen Sprache mehrere Bedeutungen. In erster Linie ist die Rede über die Sünde, wie es im Lukasevangelium steht. (Lk.11:4) Zweitens steht das Wort Schuld für einen Verstoß gegen ein Gesetz oder eine Norm und drittens für die Entleihung von Geld und die dadurch entstandene finanzielle Schuld (Mt.6:12).

Die Sünde kann nur Gott vergeben. Als Jesus einmal sagte: Deine Sünden sind dir vergeben, dachten die anderen Gäste, wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt (Lk. 7:48-50). Es ist nicht nur der Glaube der Juden, dass nur Gott Sünden vergeben kann, sondern auch unser Glaube. Nur Gott kann uns Vergebung der Sünden geben. Wir bitten Gott um Vergebung der Sünden.

Falls wir mit dem Wort Schuld die Sünden meinen, brauchen wir über den zweiten Teil der Bitte nicht mehr reden, wo es heißt „wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Wir können nicht die Sünden der anderen Menschen vergeben, weil wir nicht Gott sind. Was nur Gott tun kann, vermögen die Menschen nicht zu tun.

Wenn ein Verstoß gegen ein Gesetz oder eine Norm vorliegt, dann ist die Rede nicht von Vergebung, sondern von Wiedergutmachung oder Sühne. Wiedergutmachung können wir in mehreren Bereichen des Lebens und gegenüber mehreren Mitmenschen tun, wenn wir einen Verstoß begangen haben. Bewusst oder unbewusst passieren manchmal Verstöße, die wieder gut gemacht werden müssen. In unserer Beziehung mit Gott, kommen Verstöße gegen ein Gesetz oder eine Norm nicht vor, weil Gesetze für Menschen da sind, nicht für Gott. Unsere Beziehung mit Gott ist nicht mit Gesetzen und Normen geregelt, sondern mit Liebe und Vertrauen, genauso wie Jesus sagte, der Sabbat ist für Menschen gemacht, nicht für Gott.

Falls es in der Bitte um eine Kreditschuld geht, geht es im Thema um eine Rückzahlung oder einen Erlass. Der Erlass einer Kreditschuld von Menschen und Ländern sind damals wie heute ein häufiges Thema. Im Matthäusevangelium Kapitel Mt. 18.20-34  lesen wir die Geschichte eines Königs, der seinem Diener die ganze Schuld erlassen hat, obwohl es sich um zehntausend Zentner Silber handelte. Aber dieser Diener ließ einen seiner Schuldner mit geringerem Betrag ins Gefängnis werfen. Als der König davon erfuhr, hat er seinem  Diener gesagt, dass er auch seinem Schuldner die Schuld erlassen müsse, so wie er selber Erlass bekommen hatte. Dann übergab der König ihn dem Gefängnis, bis er alles zurück bezahlt hatte. Das Thema in diesem Gleichnis ist auch ein Erlass, der ein Mensch gegenüber einem Anderen tun kann.

Der Erlass von Kredit ist aber kein Thema in unserer Beziehung mit Gott. Erlass, Kredit und Rückzahlung sind Themen unseres  menschlichen Geschäftes und Verhaltens.

In unserem  menschlichen Miteinander kommt eine Wiedergutmachung von Verstößen gegen Gesetze und Erlass von Schulden oder Erlass beim Unrecht öfter vor. Petrus fragte einmal Jesus, ob er seinem Bruder sieben Mal vergeben soll, der ihm gegenüber Unrecht getan hat. Jesus sagte siebzig Mal sieben Mal. Das heißt, dass wir unendlich oft oder immer vergeben sollen.

In unserer Beziehung mit Gott ist in der fünften Bitte im „Vater unser“ die Sündenvergebung gemeint, die nur Gott geben kann. Aber die Sündenvergebung wird hier mit unserem Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen verknüpft. Wiedergutmachung der Verstöße gegen Gesetze und Normen, Erlass der Schulden, Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Vertrauens in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen und einen Neuanfang sind verlangt, damit Gott uns unsere Sünden vergibt. Die Großzügigkeit Gottes wird hier dargestellt und wir sind ebenso gefordert großzügig zu sein. Alle Arten von Hartherzigkeit werden abgelehnt und zurück gewiesen. Gegenseitiges Vertrauen und Verständnis für die Situation der anderen Menschen sind Voraussetzung, um die Sündenvergebung von Gott zu wünschen.

Jesus lehrt uns zu beten, dass  wir Gott bitten, entsprechend unseres menschenfreundlichen Verhaltens unsere Sünden zu vergeben.

Heute am Buß- und Bettag besinnen wir uns, dieses Verhalten im menschlichen Miteinander unseres Alltags wieder mehr zu beachten und Gott für unsere Schwächen um Vergebung zu bitten.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen