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Mittwoch, 24. April 2013

Karfreitag 2013

 
Predigt
Die Passionsgeschichte, die großen Fürbitten und die Kreuzverehrung sind die wichtigsten Bestandteile der heutigen Karfreitagsliturgie. In der Passionsgeschichte begegneten wir dem gefangenen, verleugneten, gegeißelten und verspotteten Jesus, der gekreuzigt und begraben wurde. Durch die Kreuzverehrung bekennen wir unseren Glauben an ihn und stellen unsere Hoffnung auf Jesus. Durch die großen Fürbitten vertrauen wir unsere Ängste und Sorgen, Nöte und Wünsche dem dreifaltigen Gott an.
Für uns Christen sind nicht nur Weihnachten als Fest der Geburt Jesu, das weltweit am größten gefeiert wird und Ostern als Fest der siegreichen Auferstehung wichtig, sondern auch der Karfreitag als Tag des Todes Jesu. Wir glauben an einen Gott, der nicht nur auf der Erde geboren und zum Himmel aufgefahren ist, sondern an einen Gott, der auch verstorben ist. Um die Frage zu beantworten, ob Gott sterben kann oder bei seinem Tod, Gott seine Macht und Herrlichkeit verliert, sollten wir erst klären, was wir unter dem Tod verstehen.
 
Vor zwei Wochen sagte mir eine 82 jährige Frau beim Trauergespräch zum Tod ihres 85- jährigen Mannes, dass sie sich mit Gott nicht mehr anfreunden kann, weil Gott die Menschen so geschaffen hätte, dass sie sterben müssten.
 
Falls es aber keinen Tod geben würde, sollte es auch keine Geburt geben, weil ständige Geburten ohne Tod unvorstellbar wären. Ohne Tod und ohne Geburt, ohne Bewegung und ohne Ereignisse, ohne Glück und ohne Pech, ohne Krankheit und ohne Gesundheit, ohne Leiden und ohne Freude gäbe es kein gutes, bedeutendes Leben. Täler und Berge, Meer und Wüste gehören zum Leben dazu. Körperliche und seelische Schmerzen und Leiden, Freude und Trauer, Vertrauen und Misstrauen gehören zum menschlichen Leben. Gutes und Böses erleben wir im Leben. Wir müssen lernen mit dem Paradox dieser Gegensätze unseres menschlichen Lebens umzugehen und uns dieser Realität anzupassen. Dieses Paradox ist eine Notwendigkeit, um überhaupt leben zu können.
Der gekreuzigte Jesus ist die Antwort auf unsere Fragen über diese negativen und positiven Erfahrungen des menschlichen Lebens. In Jesus erfahren wir Gott als einen, der alle diese menschlichen Schicksale am Intensivsten erlebt. Am Karfreitag bekennen wir unseren Glauben an Gott, der unter uns lebt und mit uns leidet. Heute bekennen wir unseren Glauben an Gott, der wie wir die Liebe und den Hass erlebt. Heute bekennen wir unseren Glauben an Gott, der wie die Menschen stirbt. Gott wird mit uns leiden, er wird mit uns sich freuen, er wird mit uns Mahl halten, mit uns sterben. Gott ist in allem wie wir Menschen, außer der Sünde. Was uns Menschen von Gott unterscheidet ist die Sünde.
 
Die Feier der Karfreitagsliturgie ermutigt uns zu glauben, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern nur eine notwendige Wende oder ein Wechsel des Lebens ist. Gott stirbt, um uns zu überzeugen, dass der Tod eine normale Gegebenheit des Lebens ist. Wichtig ist, wie wir leben und glauben, als dass, was wir erreichen und leisten, weil wir nur im Verzichten wahre Freude erleben können. Nicht nur auf unsere Beziehungen und Besitze, Ehrungen und Erlebnisse müssen wir verzichten, sondern sogar auf unseren Körper werden wir einst verzichten müssen. 
 
Die Feier der Karfreitagsliturgie ermutigt uns zu glauben, wer Gott ist und wer wir sind. Gott ist einer, der unter uns ist und mit uns lebt, der wie wir leiden und sterben wird. Er ist unser Weg, unsere Tür, unser Licht. Er ist die Wahrheit, die Hoffnung, das Leben. Er ist die Ewigkeit. Ihm vertrauen wir und ihn beten wir an.

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