Christmette 2017
Begrüßung
In dieser hochheiligen
Nacht sind Sie in die Kirche gekommen um Weihnachten, den Geburtstag Jesu mit
einem Gottesdienst zu feiern, in dem unser Glaube an Gott und unser Vertrauen
zu ihm im Mittelpunkt stehen. Der heutige Abend war bestimmt ein besonderer
Abend mit besonderen Aufgaben, erfreulich und erwartungsvoll. Wir wollen
unseren Dank vor Gott bringen und für manche menschliche Verfehlungen um
Verzeihung bitten. Wir hören im Gottesdienst die Worte des Engels an die
Hirten: "Heute ist euch in der Stadt Davids
der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr." Diese Botschaft über den Retter der Welt empfangen wir
heute in der Zuversicht, dass Jesus Christus und seine Botschaft uns und
unseren Mitmenschen den Frieden bringen kann. Mit Lob und Dank an Gott unseren
Vater bitten wir im Kyrie.
Predigt zur Christmesse 2017
„Auf dem
Weg zum Frieden“. Mit diesem Motto wurde im Advent das Friedenslicht in der
Geburtsgrotte Jesu Christi in Bethlehem angezündet und am dritten
Adventssonntag in Deutschland verteilt mit dem Aufruf an „alle Menschen guten
Willens“, sich für den Frieden einzusetzen. Seit 1986 wird jedes Jahr das
Friedenslicht aus Bethlehem nach Deutschland gebracht. Dieses Jahr brennt
dieses Friedenslicht auch in unserer Kirche vor der Krippe.
In der
Krippe liegt das Jesuskind neben Maria und Joseph. Wenn wir von der Krippe aus
einen Blick nach oben werfen, sehen wir den schön geschmückten beleuchteten
Weihnachtsbaum.
Neben dem
Weihnachtsbaum hängt das Kruzifix, eine Darstellung, die wir vielleicht an
Weihnachten nicht sehen möchten.
Das
neugeborene Jesuskind und das Kruzifix sind fast wie eine Gesamtdarstellung,
obwohl diese Gesamtheit nicht bewusst geplant war.
Geburt und
Tod, Freude und Leid, Hoffnung und Angst, Jubel und Gewalt in einer
Darstellung, als ob wir diese Gegensätze am selben Tag erleben könnten.
Bethlehem und Jerusalem am selben Tag als eine Einheit.
Beim Blick
auf die Krippe wird der Lobgesang der Engel und die schönen Weihnachtslieder in
unseren Ohren klingen „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den
Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lk, 2.14). Aber wenn wir das Kruzifix sehen,
denken wir an die Schreie, kreuzige ihn oder an die Worte Jesu, „mich dürstet“,
oder „es ist vollbracht“.
In
diesem Paradox der Freude und des Leidens, der Hoffnung und der Hoffnungslosigkeit
lebten die Menschen in Bethlehem und Jerusalem, 500 Jahre vor der Geburt Jesu
in Erwartung einer friedvollen Zukunft. Darüber schrieb der Prophet Jesaja 500
Jahre vor Christus, „Ein Kind wird uns geboren, ein Sohn ist uns
gegeben,...wunderbarer Ratgeber, ewiger Vater, starker Gott. Friedensfürst.
(Is.9,5).
Diese
Angst, Sorge, Unsicherheit und die Hoffnung, die das Volk Israel in
Ägypten, in der Wüste und später im gelobten Land erlebte, erlebten die
Menschen in Jerusalem und Bethlehem während der Geburt Jesu, durch die römische
Besatzung.
Heute 2000
Jahre nach der Geburt Jesu, trotz verschiedener UNO Treffen und ihren
Vereinbarungen und trotz verschiedener Ankündigungen von mächtigen Ländern,
sind Bethlehem und Jerusalem wieder umfangen von Angst, Unsicherheit und
Konflikt.
Aber diese
Unsicherheit und Angst ist eigentlich nicht auf Jerusalem und Bethlehem
begrenzt. Das Gute und das Böse erleben wir immer in jeder Zeit in
der Geschichte. Dieses Paradox von Freude und Angst erleben wir in jedem Land,
jeder Kultur, in jedem Menschen, auch jeder in sich selber. jederzeit kann das
Leben uns eine große Freude oder eine große Trauer bringen.
Wir feiern
Weihnachten inmitten des Paradoxes. Das ist Weihnachten: Mitten im Leben
wird Gott geboren, als Friedensfürst, als Retter, als starker Gott, als ewiger
Vater auf den wir vertrauen können.
Das
Friedenslicht, das Jesus selber ist, beginnt in Bethlehem und endet in
Jerusalem und bleibt immer als Osterlicht der Freude und des Friedens. Wie das
Motto des Friedenslichts dieses Jahres, und wie der Engel den Hirten sagte,
alle Menschen guten Willens müssen sich zusammenschließen in dieser Welt des
Paradoxes von Frieden und Terror, Freude und Trauer, um sich für Freude
und
Frieden einzusetzen. Wie ein Gebet aus dem 4. Jahrhundert sagt: Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu
tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.“
Vorletztes Jahr besuchte ich eine Kirche in Israel, die einmal
jüdische Extremisten zum Teil zerstört hatten. Wir hören oft die Nachricht,
dass in Syrien, Ägypten oder in Afrika die Kirchen von muslimischen Extremisten
zerstört werden und die Menschen ermorden. In Myanmar werden Muslime von
Buddhisten vertrieben. In Indien wurden dieses Jahr kurz vor Weihnachten zwei
verschiedene christliche Versammlungen von hinduistischen Extremisten
angegriffen. Es ist interessant zu wissen, dass kein Hindu in Europa jemanden
angreift, keine Muslim in Myanmar jemanden angreift, keine Christen in Syrien
jemanden angreifen, keine Buddhisten in Indien jemanden angreifen. In allen
diesen Fällen sind die Minderheiten verfolgt. Das bedeutet: Der Grund der
Verfolgung ist weder der Glaube noch die Religion noch die Konfession, sondern
die Macht und der Einfluss der Mehrheit, die den Glauben ausnutzen, um die
Minderheiten zu vernichten. Aber Jesus selber gehörte auch zu der Minderheit,
er gehörte zu den Armen und Vertriebenen und in die Heimat später
Zurückgekehrten.
In einer
Welt der Angst, Sorge und Unsicherheit ist dieses Kind in Bethlehem geboren, um
den Menschen guten Willens Hoffnung und Geborgenheit zu schenken. Dieses
Geschenk der Hoffnung und der Geborgenheit empfangen wir heute aus der Krippe
und aus dem Friedenslicht aus Bethlehem, mit der Botschaft: auf dem Weg zum
Frieden mit allen Menschen guten Willens zu sein. Unser Glaube an Christus kann
uns und unserer Welt Frieden und Freude bringen.
Glaube ist
etwas, was unser Herz bewegt. Dem Glauben an Christus schenken wir das
Wertvollste, einige Stunden unserer Zeit, wir werden es nicht bereuen. Wir
werden Frieden, Ruhe und echte innere Freude erleben.
Ich
wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen von Herzen eine frohe und friedvolle
Weihnacht.
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