Predigt
Predigt am 26.12.2017 Stephanustag
Am zweiten
Weihnachtsfeiertag hören wir im Evangelium über die Verfolgung der Nachfolger
Christi und den Aufruf Jesu, bis zum Ende standhaft zu bleiben. Dieser Text des
Evangeliums wurde für den heutigen Tag gewählt, als Gedenken an den Todestag
des ersten Märtyrers, des heiligen Stephanus. Wir könnten meinen, dass die
Freude der Weihnacht sich in Trauer, Angst und Sorgen verwandelt hat. Es könnte
auch gedacht werden, dass die Entscheidung in der Nachfolge Christi zu sein,
uns kein Glück und keine Sicherheit garantieren kann, sondern Verfolgung und
Sterben.
Es ist nicht einfach, am
Folgetag des Hochfestes der Geburt Christi mit der Botschaft „Fürchtet euch
nicht“ zu erleben und zu gedenken, dass einer wegen seiner Treue zu der
Botschaft Christi gesteinigt und umgebracht wird. Es ist nicht verständlich,
den Frieden auf Erden den Menschen guten Willens zu wünschen und am nächsten
Tag an die Steinigung und an den Tod eines ersten Christen zu denken.
Aber die Zusammenhänge
von Freude und Leid, Geburt und Tod ist uns aus menschlicher Sicht nicht neu.
Das gleiche Volk, das Jesus am Palmsonntag zujubelte, schrie nach vier Tagen
die Worte, kreuzige ihn.
Der heilige Stephanus
war einer der ersten sieben Diakone, die für die gerechte Verteilung der Güter
eingesetzt war. Da die ersten Christen wie in einer Gütergemeinschaft lebten,
mussten die Mitglieder aus Spenden verteilt bekommen, was sie zum Leben
brauchten. Das Leben der Christen damals war ähnlich, wie noch vielfach das
Leben in heutigen Klöstern. Alle Mitglieder haben alles Notwendige ausreichend
bekommen, aber keiner durfte eigenen Besitz haben. Der Besitz gehörte allen
gemeinsam. Für diesen Lebensstil mussten bestimmte Regeln und Strukturen
eingeführt werden, damit alle ausreichend das zum Leben Notwendige bekamen. Die
Diakone waren dafür zuständig, dass alle Mitglieder gerecht ihren Anteil
bekamen.
Es war vielleicht ein
Zufall, dass der Diakon Stephanus als erster aufgrund seines Christseins
ermordet wurde.
Der Heilige Stephanus
ist ein Vorbild dafür, dass er seiner Überzeugung und seinem Bekenntnis
standhaft die Treue hielt, bis zu seiner brutalen Ermordung. Deswegen konnte er
in einer Vision den Himmel offen sehen, sein tiefer Glaube und seine
Überzeugung dienten ihm bis zu seinem Tod als Unterstützung und Hilfe. Seine
letzten Worte, die er kurz vor seinem Tod rief, lauteten: "Herr Jesus,
nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne
ihnen diese Sünde nicht an!" (Apg 7,59 f).
Dieser Ruf zeigt
deutlich, wie christlich und menschlich er den Tod erlitten hat. Seine
Standhaftigkeit und seine Überzeugung sind uns ein bedeutendes Vorbild. Es gibt
bestimmt Momente auch in unserem Leben, dass wir uns unterdrückt und wie
verfolgt fühlen. Und es ist uns dann manchmal nicht einfach, ohne nachgeben zu
wollen, standhaft zu bleiben und zu unserer Überzeugung zu stehen. Da müssen
wir nicht unbedingt unser Glaubensleben und Christsein als Beispiel nennen,
sondern kennen andere Beispiele aus unseren alltäglichen Aufgaben, im Beruf, in
der Familie oder in der Partnerschaft. Bei einer wichtigen Überzeugung oder
einem Bekenntnis standhaft bleiben zu können, ohne die Konsequenzen zu
fürchten, dafür ist Stephanus uns ein ehrbares, gutes Vorbild.
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