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Freitag, 19. April 2019

Notre Dam Paris und der Karfreitag

Predigt am Karfreitag 2019-04-06
Vier Tage vor dem heutigen Karfreitag wurde die weltberühmte und am meisten besuchte Kathedrale der Welt, Notre-Dame in Paris durch ein dramatisches Feuer in Brand gesetzt und teilweise völlig zerstört. In nur vier Tagen nach dem Brand wurden für den Wiederaufbau über 900 Millionen Euro gespendet, davon haben vier Unternehmer Frankreichs 600 Millionen Euro zugesagt. Bestimmt gibt es mehrere Personen und Einrichtungen, die weitere 100e Millionen Euro spenden möchten und so wird das Geld für den Wiederaufbau kein Problem sein. Mit modernen Möglichkeiten werden die Menschen diese Kathedrale noch schöner aufbauen und vielleicht kann der unerfüllte Wunsch des Turmbaues Babel endlich erfüllt werden. So wird die Aussage des Präsidenten Macron, die Hälfte Frankreichs brennt und seine Zusage, dass das Wahrzeichen Notre-Dame wieder neu aufgebaut wird, eine Realität. Man könnte denken, der Brand bringt nicht nur Trauer, sondern auch Freude auf etwas Neues, noch Schöneres.

Als ich am Montagabend die Nachricht über den Brand in Paris hörte, dachte ich, dass viele Menschen vor einiger Zeit bereit waren, die Kreuze aus öffentlichen Gebäuden zu entfernen, um zu zeigen, dass wir kein religiöses Monopol haben wollen. Danach wurde überlegt, was mit den leer werdenden Kirchen geschehen soll, verkaufen, umwidmen oder sogar abreißen. Und nun brennt eine große Kathedrale.

Ich fragte mich, ob die Zeichen und Symbole des Christentums von der Welt nach und nach ganz und für immer verschwinden werden. Heute Notre-Dame, morgen vielleicht anderswo ein christliches Kulturdenkmal. Wir lasen in der Nachricht, dass Am Mittwochabend, zwei Tage nach dem Brant in Paris ein junger Mann in der Kathedrale St Patrik in New York mit Benzin im Behälter gefunden und danach verhaftet worden ist.

Als ich über den Wiederaufbau gelesen habe, wollte ich wissen, ob die Bereitschaft für den Wiederaufbau dieser Kathedrale geschieht, um die Symbole des Christentums zu erhalten und wieder bekannter zu machen und um die Werte des Christentums auch in der Zukunft wach zu halten und zu verkünden. 

Dann entsteht auch die Frage, ob damals solche großen Kathedralen gebaut wurden, um die Symbole und die Werte des Christentums bekannt zu machen. 

Bestimmt war damals wie heute das Hauptziel solcher prächtigen Bauten nicht unbedingt, um den Armen eine gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen die Entlassung zu verkünden, den Blinden das Augenlicht zu geben, den Zerschlagenen die Freiheit zu beschaffen und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen. 

Am Karfreitag dürfen wir uns fragen, wie intensiv wir Christen und die Kirche damals wie heute, seit der Etablierung des Christentums und nach der Zeit der Verfolgung, die Frohbotschaft für die Armen und die Kranken verkündeten. Wie gut wir während des Streites um die wahre Lehre in den ersten vier Jahrhunderten den Frieden stifteten. Wie offen und wie großzügig wir während der theologischen und bauwerklichen goldenen Epoche die Gegenmeinungen achteten und respektierten. 

Auch heute in der unruhigen Zeit des mehrfachen Skandals in der Kirche, gilt die Frage, wie stehen wir als Kirche und getaufte Christen zu leidenden, erniedrigten, vernachlässigten, ausgebeuteten Menschen. 

Damals wie heute gibt es die Versuchung, wie die Mächtigen der Welt Größe zu zeigen, die Ersten sein zu wollen, Macht und Einfluss zu gewinnen.

Wenn Kirchen Museen werden und weniger wertvolle Kirchen verkauft werden, dann werden die Werte Jesu kaum noch verkündet. Wenn durch den Wiederaufbau der Kirche ein großartiges, wunderbares Museum gebaut wird, werden die Werte Jesu dadurch nicht verkündet. Wenn wir im Namen Gottes Macht zeigen und Macht ausüben,  damit wird die Botschaft Jesu nicht verkündet und verwirklicht. 

Der verlassene Christus am Kreuz, der verleugnete Christus, der erniedrigte, der ermordete Christus, dessen wir heute mit der Kreuzverehrung besonders gedenken, bittet uns seine Botschaft zu leben und zu verkünden und gegen alle Versuchungen nach Macht und Gewinn Widerstand zu leisten.

Der ungerecht verurteilte und gedemütigte Jesus bittet uns Liebe zu üben, Frieden zu stiften, Hoffnung zu geben und er sendet uns heute erneut mit diesem Auftrag.

Am Gründonnerstag zeigt Jesus, Dienst ist die größte Macht. Am Karfreitag verkündet er vom Kreuz aus, die Machtlosigkeit ist seine Macht. Erniedrigt sein bis zum Tod ist seine Erhöhung bis zum Himmel. 

Unsere Kirchen und Kathedralen, das Kreuzzeichen und andere religiöse Symbole und Riten sind dafür da, dass wir die Werte Jesu und die Werte der Bibel wahrnehmen, verinnerlichen und verkünden und nach diesem Vorbild versuchen zu leben. 

Manchmal werden Zeichen zum Wahrzeichen und Wahrzeichen werden Zeichen eines Sieges ohne über den eigentlichen Wert viel zu wissen oder sich Gedanken zu machen. 

Wenn alle Kirchen und Kathedralen durch Feuer und andere Ursachen vernichtet würden, aber Jesus und seine Werte lebendig blieben, das wäre besser als tausende Kirchen und Kathedralen, die mehr Museen gleichen und nur bauliche Meisterwerke darstellen.

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