Fastenpredigt über Pater Rupert Mayer
Pater Rupert Mayer
Heute hören wir über den seligen P. Rupert Mayer, den der Münchener Erzbischof Michael Faulhaber den Ehrennamen „Oberapostel Münchens“ gab und viele Verehrer ihn als den 15. Nothelfer bezeichnen. Sie, liebe Zuhörer, kennen ihn wahrscheinlich besser als ich selber. Da der angekündigte Prediger Pfarrer Weis heute verhindert ist, habe ich gerne die Aufgabe übernommen, Sie an (diesen seligen Fürsprecher) oder an diesen „heiligmäßigen“ Priester zu erinnern. Wir werden im ersten Teil einiges über sein Leben hören und im zweiten Teil mehr über seine Spiritualität.
Musik
Seit dem Tod von Pater Rupert Mayer gehen täglich viele Menschen an das Grab von diesem von Gott berührten und mit Gott verbundenen Menschen Pater Rupert Mayer, der als erster süddeutscher Jesuit seliggesprochen wurde.
Pater Rupert Mayer wurde am 23. Jan. 1876 in Stuttgart, in einem Geschäftshaus des Marktplatzes geboren. Sein Vater stammte aus Rötenbach im Schwarzwald und seine Mutter aus Pforzheim. Er war das zweite von sechs Kindern des Ehepaares Rupert und Emilie Mayer, geborene Wehrle. Sein Vater war Kaufmann, mit einem Haushaltsgeschäft.
Als Kind führte Pater Rupert Mayer ein vorbildliches Leben. Die einzige kath. Kirche in Stuttgart war damals bis 1879 die St. Eberhard Kirche. Nach einem Jahr im Eberhard-Ludwig-Gymnasium in Stuttgart wechselte er nach Ravensburg, wo er über seine Mitschüler von den Jesuiten hörte.1894 erlebte er seine ersten Exerzitien in Pullach bei einem Jesuitenpater und seitdem wollte er Jesuit werden. Aber sein Vater meinte, dass er erst nach der Priesterweihe so eine Entscheidung treffen sollte. Deswegen studierte er Theologie 1894/95 in Fribourg in der Schweiz, 1895/96 in München, 1896/98 in Tübingen, so erwarb er in drei europäischen Hochschulen sein Wissen über Theologie. Nach dem Abschluss des Theologiestudiums trat er 1898 in das Priesterseminar in Rottenburg ein und empfing in der Domkirche St. Martin in Rottenburg von Bischof Paul Wilhelm Kepler die Priesterweihe am 02.05. 1899. Damals war er erst 23 Jahre alt. Spaichingen, eine kleine württembergische Stadt war die erste Wirkungsstätte von P. Rupert Mayer als Priester und Kaplan. Nach seiner Tätigkeit als Kaplan erhielt er die Zustimmung seines Bischofs durch Gespräche und Briefe, um in den Orden eintreten zu können. Die Aufnahme in die Gesellschaft Jesu erfolgte am 1. Oktober 1900. Seine gesamte Ausbildung als Ordensmann fand im Ausland statt. Er absolvierte in Feldkirch-Tisis, Vorarlberg in Österreich, das Noviziat. Nach einem Jahr Noviziat ergänzte er sein Philosophie- und Theologiestudium in Valkenburg in Holland und legte seine ersten Gelübde 1901 ab und die letzten Gelübde am 02. Feb. 1911.
Als Jesuit war seine Aufgabe in der Volksmission mitzuwirken und so war er von 1906 bis 1908 in Valkenburg und 1908 bis 1912 in Feldkirch-Tisis tätig und in diesen Jahren als Prediger und gefragter Exerzitienmeister in den Pfarreien und für Gruppen in Holland, im Rheinland, in Westfalen, Baden-Württemberg, Vorarlberg in Österreich und in der Schweiz wie ein „Volksmissionar“ tätig. Der Wanderprediger P. Rupert Mayer erhielt 1912 auf Wunsch vom Münchner Erzbischof Franz Bettinger die Anweisung als Seelsorger zum Dienst für zugewanderte Katholiken und Familien in der Stadt München.
1913 gründete er mit Msgr. Walterbach zusammen eine Schwesternschaft für die Familien und übernahm die geistliche Betreuung der Schwestern, die er bis zu seinem Tod innehatte. Im ersten Weltkrieg wurden weltliche und Ordensgeistliche Helfer bei den Soldaten gesucht, P. Rupert Mayer meldete sich freiwillig für diesen Dienst und 1915 wurde er als Devisionspfarrer von der 8. bayrischen Reservedevision ernannt. So war er zwischen 1914 bis 1916 als Krankenpfleger und Soldatengeistlicher tätig. 1916 wurde er verwundet und 1917 kam er schwer verwundet mit der Amputation eines Beines zurück aus Rumänien nach Deutschland und übernahm seine frühere Tätigkeit in der Stadtseelsorge. 1921 ernannte Kardinal Faulhaber ihn als Präses der marianischen Männerkongregation. In kurzer Zeit verdoppelte sich die Zahl der Mitglieder auf 7000.
Als 1919 Adolf Hitler mit zehn jungen Männern erschien und bis 1923 im Zirkus Krone Versammlungen abhielt, war Pater Rupert Mayer dabei ein regelmäßiger Besucher und berichtete anschließend dem Münchner Erzbischof und dem Nuntius von Bayern, Erzbischof Pacelli, dass Frieden zwischen dem Nationalsozialismus und der katholischen Kirche unmöglich sei.
1925 hielt er seinen ersten Gottesdienst im Wartesaal des Münchner Hauptbahnhofs, eine neue Art der Seelsorge und Glaubensverkündigung.
Am 7. April 1937 erhielt er Redeverbot durch die Nationalsozialisten. Während des Nationalsozialismus wurde er am 5. Juni 1937 verhaftet und in das Gefängnis des Wittelsbacher Palais gebracht und nach der Verhandlung im Münchner Justizpalast am 22. und 23. Juli 1937 für 6 Monate Gefängnis verurteilt. Als er vom Gefängnis nach München zurückkam, wollte er wieder seinen Dienst als Prediger aufnehmen; aber er durfte nur in privaten Gesprächen und Krankenbesuchen reden oder Beichte hören. Auf eigene Verantwortung predigte er einmal und danach erlaubte ihm der Provinzial am Stephanustag 1937 in der Michaelskirche zu predigen. Daraufhin wurde er am 05. Jan. 1938 wieder verhaftet. Die nächsten drei Monate verbrachte er in Haft in Landsberg, wo Erzbischof Faulhaber ihn besuchte und ihm erlaubte, die hl. Messe zu feiern. Bei der Rückkehr nach München am 3. Mai aus Landsberg blieb aber das Predigtverbot. In dieser Zeit hörte er Beichte und führte viele Glaubensgespräche. Am 3. Nov. wurde P. Mayer erneut verhaftet, weil er nicht bereit war, die Namen von zwei Männern weiterzugeben, die ihn im Gesprächszimmer besuchten.
Vom 3. Nov. 1939 bis 7. August 1940 wurde er im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin in Isolierhaft genommen. Wegen seiner Popularität und seinem Ansehen entließ man ihn mit der Bedingung, dass er völlig isoliert in einem Kloster leben sollte, in voller Abstinenz von jeder politischen Betätigung. 1940 bis 1945 verbrachte er im Kloster Ettal ohne Kontakt haben zu dürfen mit der Außenwelt. Als der zweite Weltkrieg im Mai 1945 zu Ende ging und die amerikanische Armee in München und im Dorf bei Kloster Ettal einmarschierte, durfte P. Mayer ein freier Mensch sein. Darüber schrieb er. „Als die Amerikaner kamen, habe ich meinen Hut genommen und bin durch den Ort gegangen zum ersten Mal nach langen Jahren.“ Er war der festen Meinung, dass er in Ettal sterben würde und hatte dort sogar einen Platz auf dem Friedhof ausgesucht. Aber er predigte wieder von der Kanzel der Klosterkirche Ettal am Fest Christi Himmelfahrt über die christliche Nächstenliebe. Am 11. Mai 1945 durfte er nach dem Aufenthalt von vier Jahren und zehn Monaten im Kloster Ettal nach München zurückkehren. In München besuchte er als erstes die Kapelle in der Klinik zur schmerzhaften Mutter Gottes, dann den Kardinal Faulhaber und danach bezog er die Wohnung bei seinen Mitbrüdern in der Maxburgerstrasse. In München nahm er seine gewohnte Tätigkeit als Beichtvater, Prediger, Präses und Caritasapostel wieder auf. Aber aufgrund seiner geschwächten Gesundheit musste er seine Aufgabe als Präses der marianischen Männerkongregation aufgeben. Am 1. Nov. 1945, am Fest Allerheiligen, bekam er während er die hl. Messe zelebrierte, einen Gehirnschlag und wurde in den liturgischen Kleidern vom Altar getragen, „Er ist der Herr...der Herr...der Herr,“ dies waren die letzten Worte, die aus dem Mund von Pater Rupert Mayer kamen. Er wurde von einer anwesenden Ärztin und Mitbrüdern in das Klinikum „Josephinum“ gebracht, neben der medizinischen Versorgung spendete man ihm dort das Sakrament der Krankensalbung, dann starb er gegen 11.00 Uhr am Allerheiligenfest.
Sein Begräbnis fand am 4. November um 8.30 Uhr statt, tausende Menschen kamen nach Pullach um „vom Apostel Münchens“ Abschied zu nehmen. Seitdem besuchten tausende Menschen sein Grab auf dem Ordensfriedhof in Pullach. Am 23. Mai 1948 wurden die Überreste von P. Rupert Mayer in der Kirche der marianischen Männerkongregation im Bürgersaal, München beigesetzt. An diesem Tag bezeichnete ihn Weihbischof Neuhäusler als „Männerapostel“.
Am 4. Okt.1945 wurde P. Anton Koerbling als Nachfolger von P. Rupert Mayer als Präses der marianischen Männerkongregation ernannt und am 1. Jan. 1959 übernahm er als Vizepostulator die Einleitung des Seligsprechungsprozesses von P. Mayer.
Im August 1975 unterschrieben 375.000 Menschen eine Empfehlung für die Seligsprechung von P. Rupert Mayer. Am Sonntag, den 3. Mai 1987 hat Papst Johannes Paul II. bei seiner zweiten Deutschlandreise im Olympiastadion München Pater Rupert Mayer, seliggesprochen, 42 Jahren nach seinem Tod.
82. 000 Menschen haben in diesem Gottesdienst teilgenommen. In seiner Predigt sagte Papst Johannes Paul II, dass Pater Rupert Mayer zu Recht Apostel Münchens genannt werde.
Musik
Zweiter Teil
Pater Rupert Mayer war ein bodenständiger Mensch, der sich sehr für die katholische Lehre einsetzte. Er war ein Mann der Praxis. „Der Eifer für dein Haus verzehrt mich“ ist für P. Rupert Mayer geltend.
Pater Rupert Mayer zeigte eine volkstümliche und leicht zu verstehende Art der Predigt. Seine Sonntags- und Feiertagspredigten zu hören, kamen hunderte Christen. Seine Predigten zeigten, dass er die Menschen und ihre Not kannte und der Prediger hinter seinem Wort stand. Aber als kirchenfeindliche und glaubensfeindliche Texte in Zeitungen erschienen, nahm er den Text in die Hand und predigte überzeugend seinen Glauben, gegen die Hasskampagnen der NS-Politik gegenüber der Kirche, mit der Auswirkung, dass er 1937 Redeverbot in Deutschland erhielt. Über seine Verhaftung durch die Nationalsozialisten schrieb P. Rupert Mayer später, dass er froh sei, wegen seines Glaubens willen verhaftet worden zu sein.
Pater Rupert Mayer war ein helfender, tröstender, verstehender und wegweisender Seelsorger. Zu seiner Hauptaufgabe in der Tätigkeit gehörte, Präses der marianischen Männerkongregation zu sein, Spiritual für die Schwestern der Hl. Familie, Prediger und Beichtvater, Militärseelsorger und Caritasapostel. Wegen seinem unermüdlichen Einsatz im Caritasbereich wurde er schon damals von vielen Menschen als der 15. Nothelfer der Stadt München benannt.
Aber sein mutiger Stand gegen den Nationalsozialismus zeigt, dass er nicht nur ein frommer Mensch und eifriger Seelsorger und Wegweiser war, sondern auch ein zukunftsorientierter Wegweiser für die ganze Menschheit.
Den Glauben leben, den Glauben verkünden und über Glaubensthemen theologisch und spirituell zu lesen, waren seine Anliegen, seine Motivation und seine Tätigkeit.
Er hatte große Freude die hl. Messe würdig zu feiern, Beichte zu hören, Anbetung zu halten und den Rosenkranz zu beten. Er war aber nicht nur ein Beter und Tröster, er war auch ein Aktivist: Er hat mutig gegen Kommunismus und Nationalsozialismus Stellung genommen.
Pater Rupert Mayer hat an die Vergänglichkeit des irdischen Lebens und die Unvergänglichkeit des ewigen Lebens fest geglaubt. Als Kind und Schüler erfuhr er ein intensives religiöses Leben und er lebte, um Gott zu lieben und diese Gottesliebe verwirklichte er in der Menschenliebe. Stundenlang saß er im Beichtstuhl, um die Menschen zu hören und viele Stunden verbrachte er mit Caritassammlungen, um Menschen in Not helfen zu können.
In seiner Biographie lesen wir, dass er nie über die anderen redete, nie die anderen kritisierte, er aber von Anfang an die Ideologie des Nationalsozialismus erkannte und davor warnte. Er war immer loyal zu seiner Kirche und seiner Ordensgemeinschaft. Da er im Krieg ein Bein verlor, musste er 29 Jahre lang mit Behinderung und Schmerz leben, aber er hat nie darüber geklagt.
Zigarre rauchte er nicht, Bier trank er nicht. Mit Wenigem war er zufrieden und manchmal verzichtete er sogar auf das Wenige was ihm zustand, um Anderen helfen zu können. In seiner Kleidung war er arm und würdig, aber verfügbare Geldmittel, die er für Wohltätigkeit einsetzte, waren stets großherzig, selber war er sich jedoch immer bewusst, dass Bescheidenheit und Armut zu seinem Lebensstil gehörten.
Während seiner Zeit im Gefängnis schrieb er: „Ich mache mir um meine Zukunft nicht die geringste Sorge. Ich lege alles großherzig in Gottes Hand.“
Da viele Menschen in P. Rupert Mayer einen heiligen Priester erlebten, kamen sie zu ihm, um ihr Herz zu öffnen und Trost und Wegweisung zu finden. Da er zwei Weltkriege erlebte und viele Männersoldaten im ersten Weltkrieg als Seelsorger persönlich kennenlernte, redete er immer gegen Hass und Rache, für Frieden Versöhnung, innere Erneuerung, Rückkehr zum Glauben und für Brückenbau zwischen Menschen und Völkern.
In den Biographien konnte ich nur an einer Stelle lesen, dass P. Rupert Mayer gerne einen Wunsch äußerte, neben seiner einzigen Sorge für das geistige und seelische Wohlbefinden seiner Mitmenschen. Das war der Wunsch einmal in einem Flugzeug mitfliegen zu können. Dieser Wunsch wurde ihm 1926 durch Vermittlung von Domkapitular Neuhäusler erfüllt.
Ich möchte mit den folgenden zwei Zitaten von Pater Rupert Mayer die Predigt beenden. Er sagte einmal: „Mögen Sie am Ende Ihres Lebens sagen können, ich habe nie geschwiegen, wo ich reden sollte.“
Zweites Zitat: Pater Rupert Mayer sagte den Nationalsozialisten: „Ein alter einbeiniger Jesuit lebt, wenn es Gottes Wille ist, länger als eine tausendjährige gottlose Diktatur“
Es stimmt, die Persönlichkeit von Pater Rupert Mayer, diesem heiligmäßigen, mutigen Glaubensverkünder, Priester und Ordensmann bleibt im Herzen tausender Menschen lebendiger, als brutale, menschenverachtende und glaubensvernichtende Diktaturen es je schaffen können.
Musik
Andacht
Gebet
Lieblingsgebet von Pater Ruppert Mayer
Herr, wie Du willst, soll mir gescheh'n,
und wie Du willst, so will ich geh'n,
hilf Deinen Willen nur versteh'n!
Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit,
und wann Du willst, bin ich bereit
heut und in alle Ewigkeit.
Herr, was Du willst das nehm' ich hin,
und was Du willst, ist mir Gewinn;
genug, dass ich Dein Eigen bin.
Herr, weil Du's willst, drum ist es gut,
und weil Du's willst, drum hab ich Mut,
mein Herz in Deinen Händen ruht.