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Montag, 23. Mai 2016

Dreifaltigkeitssonntag 2016

Joh. 16, 12-15
Predigt
Liebe Schwestern und Brüder!
Vor drei Wochen fand ich bei einem Krankenbesuch ein Heft über den Islam. In diesem Text las ich einen Vorwurf gegen die Christen, weil sie an mehrere Götter glauben und sogar an einen Sohn Gottes. Mit diesem oder ähnlichen Vorwürfen, zeigen viele Mitmenschen, dass sie über den monotheistischen Glauben der Christen keine richtige Ahnung haben. 

Wenn wir Christen an unseren Glauben an den dreifaltigen Gott denken, ist es überlegenswert zu prüfen, was wir darunter verstehen und ob wir selber diesen Begriff der Dreifaltigkeit Gottes richtig verstehen.

Wir wissen, dass die Dreifaltigkeit Gottes nicht bedeutet, dass es drei Götter gibt. Wir wissen auch, dass die Rede über drei Personen in Gott nicht bedeutet, dass es drei Personen gibt, wie wir den Begriff Person in unserer alltäglichen Sprache verstehen. Drei Personen sind für uns normalerweise drei Menschen. Als der Begriff Person von den Kirchenvätern für Gottes Entfaltung verwendet wurde, meinten sie mit dem Begriff Person nicht drei Menschen, sondern die Entfaltung Gottes und drei Arten der Erfahrung des Geheimnisses Gottes.

Um über das Geheimnis Gottes zu reden und unsere Erfahrung mit dem Geheimnis Gottes zu erklären, verwenden wir die Sprache und Begriffe, die wir aus dem Alltag verwenden. Dafür haben wir am besten geeignete Redewendungen und Begriffe ausgesucht. Diese Begriffe um Gott zu bezeichnen und zu erklären sind Vater, Sohn und Heiliger Geist, die wir in jedem Kreuzzeichen bekennen, wenn wir sagen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiliges Geistes“ und das Kreuzzeichen über Kopf, Schultern und Herz legen. Wenn einer das Kreuzzeichen so macht, sagen alle Amen, bedeutet: So ist es! So soll es sein.

Unzählige Darstellungen und Malereien über die Dreifaltigkeit Gottes versuchen zu erklären, wie wir Menschen die erfahrenen Geheimnisse Gottes darstellen und verkünden können. Die Dreifaltigkeit Gottes wird oft dargestellt als drei Männer oder als drei Gesichter zusammen mit einem Kopf oder als Vater, Sohn mit einer Taube in der Mitte oder als Vater, Sohn und Mutter oder als ein Dreieck.

Durch alle diese Darstellungen werden die Gemeinschaft, die Gemeinsamkeit und die Zusammengehörigkeit in Gott sehr stark präsentiert. Im Gruß, im Namen der Dreifaltigkeit wird auch an die Beziehung und Zusammengehörigkeit gedacht. Wir versuchen den Vater, den Sohn und den Geist zu erklären wenn wir einen Gruß im Namen des dreifaltigen Gottes aussprechen, zum Beispiel beim Gruß zu Beginn des Gottesdienstes, wenn der Priester spricht: „die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch. Die Gnade, die Liebe, die Gemeinschaft und die Beziehung sind die Erfahrung des Geheimnisses Gottes, die wir Dreifaltigkeit nennen. Die Gnade, die Liebe und die Gemeinschaft erleben wir im Alltag, vor allem in einer Familie. Wenn wir in der Familie Gnade, Liebe und Gemeinschaft nicht erleben, können wir uns Gedanken machen, ob Gott noch in unserer Nähe ist und wir ihm ausreichend Platz geben in unserem Alltag. Wenn wir ihn einlassen, werden wir beginnen Gnade, Liebe und Gemeinschaft zu spüren und zu erleben.

Wie wir im heutigen Evangelium hörten, wenn wir in die Wahrheit geführt werden und wir die Wahrheit erkennen und zur Wahrheit stehen, dann erleben wir die Gnade, die Liebe und die Gemeinschaft, des dreifaltigen Gottes.
Wie Pilatus fragte, können auch wir fragen, was ist die Wahrheit? Ist die Wahrheit des einen, die Unwahrheit für die Anderen? Kann einer behaupten, dass er die Wahrheit hat und die Anderen nicht oder soll seine Erfahrung der Wahrheit für alle absolut sein?

Ich meine, Wahrheit bedeutet eine gegenseitige Offenheit für die Wahrheit. In dieser Offenheit werden wir die Gnade, die Liebe und die Gemeinschaft erleben.

Ich wünsche uns allen diese Offenheit für die Wahrheit und dadurch die Offenheit für die Erfahrung des Geheimnisses der Dreifaltigkeit Gottes.


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