Predigt
Vor zwei Tagen wurde ich
in einem Gespräch über die unbefleckte Empfängnis Marias befragt, wie eine
unbefleckte Empfängnis möglich sei. Sofort bemerkte ich, dass die Frage
aus einer Verwechslung mit der Verkündigung
der Geburt Jesu an Maria entstand. Der Begriff unbefleckte Empfängnis Maria hat
mit dem Wesen von Maria und mit ihrer Beziehung zu Gott zu tun, es
bedeutet, dass Maria unbefleckt, d.h. ohne Makel der Sünde geboren wurde und
ohne Sünde und Fehler gelebt hat, damit sie würdig war, die Mutter Jesu zu
werden. Deswegen heißt dieses Fest: Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen
Gottesmutter Maria. Die traditionell geglaubte Erbsünde erklärt man als die
menschliche Neigung zu sündigen, nämlich zu eigenem Vorteil und Profit falsche
Wege zu gehen oder falsche Mittel zu verwenden und den Mitmenschen daraus
Nachteil oder Schaden zu verursachen. Wenn wir daran glauben, dass Maria
diese menschliche Neigung nicht hatte, sollte man annehmen, dass Maria übermenschlich war, doch wir
glauben daran, dass Maria in ihrem Leben diese Neigung überwinden konnte
und immer in enger Beziehung mit Gott lebte und immer selbstlos für ihren
Ehemann, ihren Sohn und ihre Mitmenschen sich einsetzte. Deswegen ist Maria
makellos, heilig, ohne Sünde und Schuld, die Erwählte, das Vorbild aller Frauen
und Vorbild aller Menschen. Diese Vorbildlichkeit Marias feiern wir heute und
um ihre Fürsprache bitten wir heute, damit wir ihrer Wesensart ähnlich werden können.
Das Hochfest der Maria
Immaculata dieses Jahres ist auch das Ende des 50-jährigen Jubiläums des zweiten Vatikanischen
Konzils. Am 8. Dezember 1965 hat Papst Paul VI. den
Abschlussgottesdienst des zweiten Vatikanischen Konzils gefeiert und das drei
jährige Konzil offiziell beendet. Seitdem geschieht in der Kirche eine große
Erneuerung, um den Geist des Konzils und den Geist des Evangeliums zu
verbreiten. Der Gottesdienst in der Muttersprache und viele
Bewegungen und Experimente um sinnvoll Gottesdienste zu halten oder zu beten,
gehören zu diesem Versuch der Erneuerung. Wenn die Juden ihren offiziellen
Gottesdienst in hebräisch halten, die Muslime in arabisch beten, die Hindus in
Sanskrit ihren Gottesdienst feiern und die Buddhisten in Pali oder in Sanskrit,
beten und feiern die
Christen ihre Gottesdienste in
ihrer Muttersprache. Anstatt die antiken und schwierigen Sprachen zu lernen, um
den Inhalt verstehen zu können, versuchen die Christen alles in der
Muttersprache und sogar in verständlichen Begriffen auszudrücken und zu
formulieren. Zum 50-jährigen Jubiläum dieses großen Ereignisses ist es
überlegenswert, zu prüfen, ob wir dadurch als Glaubensgemeinschaft gläubiger,
überzeugter und der Glaube lebendiger,
missionarischer geworden ist als der Glaube der Juden, Muslime, Hindus oder Buddhisten, die ihre
Gottesdienste noch in der antiken Sprachen feiern, oder ob wir dadurch
versuchen andere Werte in den Vordergrund zu stellen und ob diese Werte den
Menschen helfen, religiöser und menschlicher zu sein. Zum Jubiläum haben wir
die Aufgabe den Sinn des Konzils zu bewahren.
Zum 50-jährigen Jubiläum
des zweiten vatikanischen Konzils wird der Papst Franziskus am
08.Dezember das Heilige Jahr der Barmherzigkeit eröffnen, das am 20.11. 2016
zum Christkönigsfest beendet wird.
Von 1300 bis heute gab
es 26 dieser Jubeljahre und das letzte war im Jahr 2000. Ich finde das Heilige Jahr der
Barmherzigkeit als eine passende
Entscheidung für die heutige Zeit nicht nur aus dem Grund vieler Probleme und
Auseinandersetzungen weltweit, in allen Ebenen wo wir barmherzig sein sollten, sondern auch aus dem Grund des Wesens des
Christentums, was wir manchmal vergessen. Am 08. Dezember 1965 sagte Papst Paul
VI. in seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst des zweiten vatikanischen
Konzils folgendes: „die Religion dieses Konzils ist die Nächstenliebe. Die
uralte Erzählung vom guten Samariter wurde ein Paradigma für die Spiritualität
dieses Konzils“.
Das Gleichnis des
barmherzigen Samariters, des barmherzigen Vaters oder verlorenen Sohnes, der
verlorenen Schafe, der verlorenen Drachme, das Gleichnis vom unbarmherzigen
Knecht, die Worte Jesu „nicht siebenmal sondern siebzig Mal zu vergeben, oder „
sei barmherzig wie es auch euer Vater ist“ (LK,6,36) zeigen
deutlich, dass die biblische Botschaft einen barmherzigen Gott gegenüber den
Menschen verkündet und fordert auch uns auf, barmherzig zu sein.
Papst Franziskus ruft
auf, im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit die leiblichen und geistigen Werke der
Barmherzigkeit zu tun, die leiblichen Werke wie „Hungrige speisen, Durstigen zu
trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen
und die Toten begraben“ und die geistigen Werke wie „den Zweifelnden recht
raten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurecht weisen, die Betrübten
trösten, Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die
Lebenden und die Verstorbenen zu Gott beten“.
Am 8. Dezember wird
Papst Franziskus die Heilige Pforte, die Pforte der Barmherzigkeit im Vatikan öffnen
und am 03. Advent in der Lateran-Basilika. Der Papst ruft auf in
Kathedralen, Bischofskirchen und allen passenden Kirchen und Orten Pforten der
Barmherzigkeit zu öffnen. Im Bistum München wird unser Kardinal Marx am
13.Dezember im Dom die Pforte der Barmherzigkeit öffnen. Diese äußerlichen
Öffnungen der Pforten sollen uns und viele Menschen bewegen ihre Herzen zu
öffnen und barmherzig zu sein.
Papst Franziskus zeigt
die heilige Maria als Vorbild der Barmherzigkeit Gottes. Die heilige Maria ist
die Mutter der Barmherzigkeit. Ihr ganzes Leben war von der zu Fleisch
gewordenen Barmherzigkeit Gottes geprägt. Maria Immaculata, die unbefleckte
Empfängnis Maria hat seit dem zweiten Vatikanischen Konzil einen neuen Namen:
Erwählung Maria.
Wie Maria und alle
Erwählten in der Heilsgeschichte sind wir auch die Erwählten Gottes, um seine
Botschaft zu hören, zu leben und zu verkünden. Wenn wir versuchen barmherzig zu
sein wie Gott der Vater, wie Jesus, die Fleisch gewordene Barmherzigkeit
Gottes, wie Maria, die Mutter der Barmherzigkeit, sind wir auch wie Maria
erwählt, nicht gegenüber unserem Glauben und unserer Kirche gleichgültig zu
sein, sondern als gläubige Christen zusammen zu halten, unseren Glauben, unsere
Religion und unsere Kirche zu verkünden, Missionare der Kirche und Missionare
der Barmherzigkeit zu sein. Das Fest der Erwählung Maria, das Ende des
Jubiläums des zweiten vatikanischen Konzils und der Beginn des Heiligen Jahres
der Barmherzigkeit können uns helfen, zu unseren Mitmenschen und zu uns selber
barmherzig zu sein und mit einem Bewusstsein als Erwählte Gottes missionarisch
zu leben.
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