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Sonntag, 6. Dezember 2015

Patrozinium 2015; 8. Dezember, Maria Immaculata

Predigt

Vor zwei Tagen wurde ich in einem Gespräch über die unbefleckte Empfängnis Marias befragt, wie eine unbefleckte Empfängnis möglich sei. Sofort bemerkte ich, dass die Frage aus einer Verwechslung mit der Verkündigung der Geburt Jesu an Maria entstand. Der Begriff unbefleckte Empfängnis Maria hat mit dem Wesen von Maria und mit ihrer Beziehung zu Gott zu tun, es bedeutet, dass Maria unbefleckt, d.h. ohne Makel der Sünde geboren wurde und ohne Sünde und Fehler gelebt hat, damit sie würdig war, die Mutter Jesu zu werden. Deswegen heißt dieses Fest: Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria. Die traditionell geglaubte Erbsünde erklärt man als die menschliche Neigung zu sündigen, nämlich zu eigenem Vorteil und Profit falsche Wege zu gehen oder falsche Mittel zu verwenden und den Mitmenschen daraus Nachteil oder Schaden zu verursachen. Wenn wir daran glauben, dass Maria diese menschliche Neigung nicht hatte, sollte  man annehmen, dass Maria übermenschlich war, doch wir glauben daran, dass Maria in ihrem Leben diese Neigung überwinden konnte und immer in enger Beziehung mit Gott lebte und immer selbstlos für ihren Ehemann, ihren Sohn und ihre Mitmenschen sich einsetzte. Deswegen ist Maria makellos, heilig, ohne Sünde und Schuld, die Erwählte, das Vorbild aller Frauen und Vorbild aller Menschen. Diese Vorbildlichkeit Marias feiern wir heute und um ihre Fürsprache bitten wir heute, damit wir ihrer Wesensart ähnlich werden können.

Das Hochfest der Maria Immaculata dieses Jahres ist auch das Ende des 50-jährigen Jubiläums des zweiten Vatikanischen Konzils.  Am 8. Dezember 1965 hat Papst Paul VI. den Abschlussgottesdienst des zweiten Vatikanischen Konzils gefeiert und das drei jährige Konzil offiziell beendet. Seitdem geschieht in der Kirche eine große Erneuerung, um den Geist des Konzils und den Geist des Evangeliums zu verbreiten. Der Gottesdienst in der Muttersprache und viele Bewegungen und Experimente um sinnvoll Gottesdienste zu halten oder zu beten, gehören zu diesem Versuch der Erneuerung. Wenn die Juden ihren offiziellen Gottesdienst in hebräisch halten, die Muslime in arabisch beten, die Hindus in Sanskrit ihren Gottesdienst feiern und die Buddhisten in Pali oder in Sanskrit, beten und feiern die Christen ihre Gottesdienste in ihrer Muttersprache. Anstatt die antiken und schwierigen Sprachen zu lernen, um den Inhalt verstehen zu können, versuchen die Christen alles in der Muttersprache und sogar in verständlichen Begriffen auszudrücken und zu formulieren. Zum 50-jährigen Jubiläum dieses großen Ereignisses ist es überlegenswert, zu prüfen, ob wir dadurch als Glaubensgemeinschaft gläubiger, überzeugter und der Glaube lebendiger, missionarischer geworden ist als  der Glaube der Juden, Muslime, Hindus oder Buddhisten, die ihre Gottesdienste noch in der antiken Sprachen feiern, oder ob wir dadurch versuchen andere Werte in den Vordergrund zu stellen und ob diese Werte den Menschen helfen, religiöser und menschlicher zu sein. Zum Jubiläum haben wir die Aufgabe den Sinn des Konzils zu bewahren.  

Zum 50-jährigen Jubiläum des zweiten vatikanischen Konzils wird der Papst Franziskus am 08.Dezember das Heilige Jahr der Barmherzigkeit eröffnen, das am 20.11. 2016 zum Christkönigsfest beendet wird.

Von 1300 bis heute gab es 26 dieser Jubeljahre und das letzte war im Jahr 2000. Ich finde das Heilige Jahr der Barmherzigkeit als eine passende Entscheidung für die heutige Zeit nicht nur aus dem Grund vieler Probleme und Auseinandersetzungen weltweit, in allen Ebenen wo wir barmherzig sein sollten, sondern auch aus dem Grund des Wesens des Christentums, was wir manchmal vergessen. Am 08. Dezember 1965 sagte Papst Paul VI. in seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst des zweiten vatikanischen Konzils folgendes: „die Religion dieses Konzils ist die Nächstenliebe. Die uralte Erzählung vom guten Samariter wurde ein Paradigma für die Spiritualität dieses Konzils“.

Das Gleichnis des barmherzigen Samariters, des barmherzigen Vaters oder verlorenen Sohnes, der verlorenen Schafe, der verlorenen Drachme, das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht, die Worte Jesu „nicht siebenmal sondern siebzig Mal zu vergeben, oder „ sei barmherzig wie es auch euer Vater  ist“ (LK,6,36) zeigen deutlich, dass die biblische Botschaft einen barmherzigen Gott gegenüber den Menschen verkündet und fordert auch uns auf, barmherzig zu sein.

Papst Franziskus ruft auf, im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit zu tun, die leiblichen Werke wie „Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und die Toten begraben“ und die geistigen Werke wie „den Zweifelnden recht raten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurecht weisen, die Betrübten trösten, Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die Lebenden und die Verstorbenen zu Gott beten“.

Am 8. Dezember wird Papst Franziskus die Heilige Pforte, die Pforte der Barmherzigkeit im Vatikan öffnen und am 03. Advent in der Lateran-Basilika.  Der Papst ruft auf in Kathedralen, Bischofskirchen und allen passenden Kirchen und Orten Pforten der Barmherzigkeit zu öffnen. Im Bistum München wird unser Kardinal Marx am 13.Dezember im Dom die Pforte der Barmherzigkeit öffnen. Diese äußerlichen Öffnungen der Pforten sollen uns und viele Menschen bewegen ihre Herzen zu öffnen und barmherzig zu sein.

Papst Franziskus zeigt die heilige Maria als Vorbild der Barmherzigkeit Gottes. Die heilige Maria ist die Mutter der Barmherzigkeit. Ihr ganzes Leben war von der zu Fleisch gewordenen Barmherzigkeit Gottes geprägt. Maria Immaculata, die unbefleckte Empfängnis Maria hat seit dem zweiten Vatikanischen Konzil einen neuen Namen: Erwählung Maria.

Wie Maria und alle Erwählten in der Heilsgeschichte sind wir auch die Erwählten Gottes, um seine Botschaft zu hören, zu leben und zu verkünden. Wenn wir versuchen barmherzig zu sein wie Gott der Vater, wie Jesus, die Fleisch gewordene Barmherzigkeit Gottes, wie Maria, die Mutter der Barmherzigkeit, sind wir auch wie Maria erwählt, nicht gegenüber unserem Glauben und unserer Kirche gleichgültig zu sein, sondern als gläubige Christen zusammen zu halten, unseren Glauben, unsere Religion und unsere Kirche zu verkünden, Missionare der Kirche und Missionare der Barmherzigkeit zu sein. Das Fest der Erwählung Maria, das Ende des Jubiläums des zweiten vatikanischen Konzils und der Beginn des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit können uns helfen, zu unseren Mitmenschen und zu uns selber barmherzig zu sein und mit einem Bewusstsein als Erwählte Gottes missionarisch zu leben.














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