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Montag, 18. Mai 2015

7. Sonntag in der Osterzeit, B

Predigt
Jo. 17, 6a, 11-19

Aus der Abschiedsrede Jesu gleich nach dem letzten Abendmahl und kurz vor seiner Verhaftung aus dem Johannesevangelium hören wir mehrmals im Gottesdienst.

Im heutigen Abschnitt redet Jesus über die Verherrlichung des Sohnes Gottes, über das ewige Leben, über die Offenbarung Gottes zu den Menschen durch Jesus, über die Erkenntnis Gottes, über die Bewahrung seiner Jünger vor den Bösen in der Welt, die Heiligung seiner Jünger in der Wahrheit usw.

Die genannten Themen sind nur einige Punkte aus dem heutigen Abschnitt des Evangeliums. Zwei dieser Punkte und zwar die Erkenntnis und die Wahrheit möchte ich herausnehmen und näher betrachten.

Aus den Worten Jesu können wir heraus lesen, dass für Jesus Wahrheit bedeutet,
Gott zu erkennen, Jesus als Gottes Sohn zu erkennen, das Wort Gottes zu erkennen und zum Glauben zu kommen.

 Es ist für uns normal, dass wir unsere Erkenntnisse als Wahrheit bezeichnen und als Wahrheit glauben. Aus unserer Erkenntnis und aus unserer Überzeugung und dem Glauben reden wir, handeln und entscheiden wir.

In den Worten Jesu gibt es aber einen kleinen Unterschied. Für ihn bedeutet Wahrheit die Erkenntnis Gottes.
Wenn wir Gott erkennen und seine Worte erkennen, dann haben wir die Wahrheit.
Da unsere Gotteserfahrung und die Erfahrung mit den Worten Gottes nicht vollkommen sind, ist unsre Erkenntnis der Wahrheit auch nicht vollkommen.
Wir können mit jedem Tag in der Erkenntnis und der Wahrheit tiefer hinein wachsen und fester werden. Die Erkenntnis und die Wahrheit sind nie ein fertiges Produkt.
Diese Tatsache kann in unserem alltäglichen Leben große Bedeutung haben.

Die Erkenntnis Gottes und die Erfahrung der Wahrheit für Jemanden, der 50 Jahre lang regelmäßig den Gottesdienst besuchte und mit Gott und der Kirche verbunden zu leben versuchte, ist anders als für ein 10 Jahre altes Kind, das gerade seine Erstkommunion hat und das beginnt in der Erkenntnis und Erfahrung des Glaubens hinein zu wachsen.
Beide Erfahrungen sind wahr, aber anders in der Auffassung und in der Erkenntnis.

Heute vor 35 Jahren am 17. Mai habe ich mich entschieden einer Ordensgemeinschaft anzugehören und meine Profess abgelegt, nach vierjähriger Ausbildung im Ordensleben. Meine Erkenntnis damals war eine ganz andere als heute. Damals als 19 jähriger habe ich nicht gedacht, dass ich mich als Ordensmann täglich mit vielen Themen und Problemen des Alltags konfrontieren muss, sondern, dass das Leben im Orden wie im Himmel sein wird. Meine Erkenntnisse durch die Jahre haben mir dann eine realistischere Einstellung zum Leben geschenkt.

Wenn wir mit unserem täglichen Denken und Tun und den verschiedenen Einwirkungen des Alltags unsere Erkenntnis im Glauben verbessern und vertiefen, dann können wir Tag für Tag Gott und die Menschen besser erkennen und dadurch die Wahrheit besser erfahren.

Bitten wir in den kommenden Tagen vor Pfingsten besonders um diesen Geist der Erkenntnis und der Wahrheit.

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