Predigt
Jn. 15,9-17
Liebe Gottesdienstgemeinde!
Das heutige Evangelium braucht kaum eine Erklärung. Wir
kennen bestimmt alle das Thema der Liebe ziemlich gut und trotzdem erleben wir
jeden Tag die Liebe unterschiedlich, in unterschiedlicher Art, von
unterschiedlichen Menschen oder bei unterschiedlichen Anlässen und das Thema
der Liebe ist auch sehr passend zum heutigen Muttertag.
Am Freitag als ich bei der Maiandacht des Kindergartens
Heilige Familie die Kindergartenkinder fragte, ob sie ihre Mütter lieben,
antworteten alle Kinder einstimmig und laut mit ja. Auf die Frage ob sie ihre
Mütter manchmal ärgern, antworteten alle mit einem nein. Danach sagte ein Kind
über ein anders Kind, „er ärgert seine Mutter immer.“ Wir werden
vielleicht denken, dass Kinder so sind oder so reagieren.
Aber es ist eine grundsätzliche menschliche Neigung zu
denken oder auch zu sagen, dass man selber alles perfekt tut, aber die anderen
nicht in Ordnung oder für Fehler schuldig sind. Die anderen kritisieren oder
klein machen (opfern), um sich selbst gut darstellen zu können, ist eine
menschliche Schwäche. Die Kinder sagen ihre Meinung oft direkt, die Erwachsenen
tun es eher versteckt und geschickt.
Aber das Gebot der Liebe be-inhaltet das Gegenteil. Einer
gibt sich selber hin oder opfert sich selber, um Anderen zu helfen, sie zu
retten und zu lieben.
Liebe ist eine Selbsthingabe für Jesus. Wenn Jesus sagt,
es gibt keine größere Liebe, als einer der sein Leben hingibt, das definiert
die Liebe, die Jesus meint, nämlich kleinere oder größere Selbsthingabe für die
Mitmenschen.
Jesus nennt uns Freunde, er gibt uns das Gebot der Liebe,
er gibt uns das Beispiel der Liebe zwischen ihm und dem Vater als Vorbild
unserer Liebe, er lädt uns ein in seiner Liebe zu bleiben, vorausgesetzt, dass
wir seine Gebote halten: alles anrührend und schön.
Aber wenn wir betrachten, wie die Menschen das Gebot der
Liebe sehen oder wie wir es im eigenen Leben wahrnehmen und praktizieren,
werden wir die Anweisung Jesu schwer finden und über das Gebot manche Frage
haben.
Wenn wir das Miteinander zu Hause, in der Nachbarschaft,
in der Pfarrgemeinde oder am Arbeitsplatz betrachten, erleben wir
unterschiedliche Ereignisse und Situationen mit unterschiedlichen Menschen,
dabei ist die Umsetzung des Gebotes eine nicht einfache, aber keine
unmögliche Herausforderung.
Wir begegnen manchmal Menschen, die immer Recht haben
wollen, die uns nie vertrauen werden oder denen wir nie vertrauen können,
Menschen die uns immer Enttäuschungen verursachen. Wenn wir fragen, wie können
wir diesen Menschen lieben und was wir dann mit Liebe verstehen, das
ist schwierig zu erklären.
Die Menschen die nie unserer Meinung sind, die uns
mehrmals verletzt haben, die uns Steine in den Weg legen, wie können wir diese
Menschen lieben. Oder nahe stehende Menschen, von denen wir nie eine
Wertschätzung erleben, nie ein Dankeschön hören, nie ein Lob hören, wie können
wir diese Menschen lieben.
Das Gebot der Liebe, so wie Jesus es beschreibt, hat viel
mit Respekt, Achtsamkeit und Toleranz zu tun.
Weil wir Christen uns von Gott geliebt wissen,
sind auch wir fähig zu lieben, auch wenn dieses Gebot aus dem heutigen
Evangelium schwierig scheint.
Wenn wir aber unsere Mitmenschen mit den Augen Gottes
sehen, ohne Vorurteile, dann kann der Auftrag Jesu:“ Liebt einander“
Wirklichkeit werden und zu einem gelingenden, erfüllten Leben für einen selbst
und für die Anderen beitragen.
Ich wünsche uns für die kommenden Tage gute
Erfahrungen mit dem Gebot der Liebe, so wie Jesus es uns aufgetragen hat. Amen
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