Begrüßung
Liebe Gottesdienstgemeinde, liebe Familien!
Am ersten Sonntag nach Weihnachten feiern wir
das Fest der Heiligen Familie mit Joseph, Maria und Jesus. Für unsere Pfarrei
Heilige Familie ist es die Feier des Patroziniums. Die heilige Familie ist das
Vorbild für alle Familien. Wir bitten Gott um seinen Segen, damit die Familien
in unserer Pfarrei nach dem Vorbild der Heiligen Familie leben können.
Evangelium zum Fest der Hl. Familie,
Lesejahr C:
Lk 2,41-52
2002 organisierte ich eine Busfahrt nach Rust
bei Freiburg, nach Europapark, für Ministranten der Pfarrei St. Quirin in
Aubing. Bei der Rückfahrt machten wir in Stuttgart eine kleine Pause bei einer
Autobahn- Raststätte. Als wir weiter fahren wollten, habe ich die Kinder im Bus
gezählt und merkte, dass ein Kind fehlte. Wir ließen die Kinder im Bus sitzen
und die Verantwortlichen gingen, das verschwundene Kind zu suchen. Da wir
nirgendwo in der Umgebung das Kind finden konnten, entschieden wir, die Polizei
zu informieren. Wir kamen zum Bus zurück und berichteten den Kindern, dass wir
die Polizei verständigen müssten. Plötzlich kam das verschwundene Kind unter
einem Sitzplatz hervor, wo zwei erwachsene Ministranten es versteckt hatten. Es
war für die beiden Buben ein Spaß. Aber für uns und einige Andere war diese
Situation, die 40 Minuten andauerte, sehr ernst.
Maria und Josef haben Jesus drei Tage lang
gesucht. Drei Tage lang zu Fuß auf der Suche ihres Kindes, war keine angenehme
Aufgabe. Sie haben aber die Hoffnung nicht aufgegeben und fanden Jesus endlich
im Tempel.
Die Frage Marias „Wie konntest du uns das antun“ beantwortete Jesus mit den
Worten: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater
gehört?“. Der Evangelist schreibt, dass Maria und Josef nicht verstanden, was
dies bedeute. Was passierte eigentlich? Ist Jesus absichtlich von Joseph und
Maria weggelaufen? Das scheint unwahrscheinlich. Oder haben die Eltern ihr Kind
Jesus vergessen? Es steht im Evangelium, dass Joseph und Maria meinten, dass
Jesus irgendwo in der Pilgergruppe sein wird. Jesus ist 12 Jahre alt und das
Kind genießt auch eine gewisse Selbstständigkeit und daher ist der Gedanke und
die Hoffnung, dass er mit Freunden, Verwandten oder Bekannten unterwegs ist,
ganz normal. Es ist auch normal, dass, wenn das Kind einige Stunden weg bleibt
und sie nicht wissen, wo es sich aufhält, die Eltern beginnen sich Sorgen zu
machen.
Ich denke, weder das Jesus weggelaufen war, noch
dass die Eltern ihn vergessen hatten, sondern dass Jesus, als er die Gelehrten
sah und die Auslegung der heiligen Schrift hörte, so fasziniert war und blieb
um zu hören, um mit zu reden und zu diskutieren. In dem Moment vergaß er alles
und es vergingen darüber Stunden und Tage. Jesus war voll involviert, sehr
zufrieden und glücklich dort zu sein und ihm fehlte nichts. Im Gotteshaus mit
Gotteswort und den heiligen Riten verbunden zu sein war für Jesus die höchste
Freude, in der er alles Sonstige einfach vergaß und ihm Gott allein
genügte, wie manche Heiligen, zum Beispiel Theresia von Avila es sagte. Als
seine Eltern Jesus abholten, ging er mit ihnen; aber es wurde jedem deutlich,
dass Jesus die höchste Freude und Halt erlebte, wenn er im Gebet, im Hören der
heiligen Schrift und in Diskussion darüber Zeit verbringen konnte.
Jesus war damals ein Kind mit 12 Jahren. Wie
Jesus es mit 12 Jahren zeigte, wenn die heutigen Kinder mit dem Gotteshaus, mit
Gottes Wort, Themen der heiligen Schrift verbunden leben, können die Eltern
sicher sein, dass diese Kinder im Leben nie das Ziel verlieren und den Sinn verpassen. Der
Zusammenhalt, die Ausdauer und das Vertrauen von Joseph und Maria während ihrer
Suche nach dem Kind sind vorbildlich. Wir lesen nicht, dass sie die Schuld
Anderen zuweisen oder dass sie ihre Nerven verlieren. Geduld, Gelassenheit, Hoffnung
und Verständnis herrschten unter Maria und Joseph.
Für Joseph und Maria war es
wichtig, dass sie sich gegenseitig nie beschuldigen, verletzen oder beleidigen,
sondern dass sie akzeptieren wie der andere ist. Das haben die Beiden auch
gegenüber Jesus getan, in dem sie ihn in Ruhe nach Hause mitnahmen. Eine
Tagesstrecke weit entfernten sich Joseph und Maria ohne zu wissen, ob Jesus
überhaupt mit unter den Pilgern auf dem Rückweg ist, es bedeutet, dass sie mit
ihrem Einzelkind gelassen umgingen. Auch wenn sie ihr Kind sehr liebten,
konnten sie es mit 12 Jahren oder noch früher los lassen. Ein Kind war für
Joseph und Maria nicht da, um ihre eigenen psychischen Bedürfnisse zu erfüllen,
sondern sie waren da, um ihr Kind zu erziehen und zum Dienst von Gott und für
die Menschen auszusenden. Kinder sind kein Besitz, sondern ein Abbild Gottes,
das wussten Joseph und Maria.
Der Lebenspartner ist . auch kein Besitz, sondern
eine andere Person mit dem gleichen Recht, mit allen seinen Fähigkeiten,
Gefühlen, Bedürfnissen, eigenen Interessen oder Wünschen. Die Familie von
Joseph, Maria und Jesus nennen wir Heilige Familie oder vorbildliche Familie,
weil sie die Spielregeln einer Familie kannten und einhielten. Egal ob
Fußballspieler in einer Weltmannschaft oder unter den Freunden im Hof spielen,
Profis oder Nichtprofis sind, um Fußball spielen zu können, muss man die
Spielregeln kennen und einhalten. Genauso ist es in einer Familie. Damit eine
Familie gut funktioniert, und alle Beteiligten zufrieden und glücklich miteinander
leben können, müssen bestimmte Spielregeln erlernt und eingehalten werden.
Maria, Joseph und Jesus sind uns in diesem Sinne ein Vorbild und deswegen ist
die Familie eine Heilige Familie.
Sie sind alle eingeladen eine Heilige Familie,
wie die von Joseph, Maria und Jesus zu werden.