Predigt
Jn. 1.1-18
Gestern Abend haben wir im
Gottesdienst das Weihnachtsevangelium nach Lukas gehört.
Es spricht vom weiten Weg den
Maria und Joseph von Nazareth nach Bethlehem gehen mussten, von der Erscheinung
der Engel bei den Hirten und vom Gesang der himmlischen Chöre, es berichtet
über den neugeborenen Jesus in der Krippe u. dem Besuch der Hirten: alles in
diesem Weihnachtsevangelium finden wir sehr berührend.
Heute am 1. Weihnachtstag hörten
wir den Prolog des Johannesevangeliums.
Prolog bedeutet Einleitung. Eine
abstrakte, philosophische Einleitung zum Evangelium, zum Ereignis der
Menschwerdung und dem Erlösungswerk Gottes lesen wir im Johannesprolog.
Der Evangelist Lukas und der
Evangelist Johannes beschreiben das gleiche Ereignis in zwei unterschiedlichen
Perspektiven und in unterschiedlicher Art. Eine Version hört man
gerne und die andere versteht man nicht ganz.
Diese abstrakte Darstellung des
Johannesprologes soll aber für uns kein Problem sein. Wer die berührende
Darstellung der Geburt Jesu im Lukasevangelium gelesen, verstanden hat und
glaubt, kann die abstrakte Darstellung Johannes als Vertiefung des Geheimnisses
der Menschwerdung Gottes verstehen.
Die Einleitung des
Johannesprologs ist eine Zusammenfassung der Taten Gottes, beginnend mit
der Schöpfung bis zur Erlösung der Schöpfung.
In diesem Logos-Hymnus wird
über den Anfang und über das Ende, über Alpha und über das Omega geredet.
Manche meinen, dass der Prolog
ein theologisches Meisterwerk ist und die anderen sehen ihn als ein
sprachliches Kunstwerk.
Aber die Sprache war keine
Entdeckung des Apostels Johannes; es gab diese Sprache und diesen Begriff in
der griechischen Philosophie, in der griechischen Sprache mit ihren
Parallelen in der indischen Philosophie in der antiken indischen
Sprache Sanskrit.
D.h. für den Logos-Hymnus des
Johannesevangeliums gab es eine vorherige Tradition und gar eine jüdische Vorlage.
Die Einfügung der Verse über Johannes der Täufer ist neu und deswegen sind sie
die Mehrheit der Texte im Johannesprolog. Dazu ist die Wandlung des
ursprünglichen Christus-Hymnus zu einem Logos-Hymnus auch neu und Zufügung des
Apostels Johannes.
Den Logos-Hymnus des Johannesevangeliums
kann man als eine griechisch philosophische Interpretation der Menschwerdung
Gottes bezeichnen.
Die Kirchenväter haben den
Apostel Johannes nachgeahmt und im zweiten bis vierten Jahrhundert die
griechische Philosophie mit mehreren griechischen Begriffen reichlich
verwendet, um das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen zu erklären, Gott
und die Schöpfung zu interpretieren.
Daher haben wir Christen
ein von der griechischen Philosophie geprägte Erklärung des Geheimnissen
Gottes.
Logos wird als Wort übersetzt.
Aber Logos ist viel mehr als wir mit dem Begriff Wort meinen und verstehen.
Logos ist das, was die Welt
zusammenhält; das Prinzip der Ordnung, die Kraft der Existenz, die Vernunft,
die alles begründet. Daher ist Logos nicht nur eine Idee, nicht nur ein Gedanke
sondern auch eine Tat.
In diesem Sinne können wir auch
die Worte Goethes interpretieren, wenn er sagt: „Am Anfang war die Tat.“
(Faust)
Gott ist der Anfang. Sein Wort
ist der Anfang, den Gott gemacht hat. Aller Anfang ist schwer. Gott
brauchte nichts anzufangen. Aber Gott hat mit der Schöpfung trotzdem einen
Anfang gemacht. Weil alles schwer wurde, wurde Gott selber auch das Ende. Deswegen
dürfen wir das Ende in Gott suchen und in Gott erleben, der alle Anfänge in
Bewegung gesetzt hat. Gott, das Wort, Jesus Christus unser Herr ist der Beginn
und das Ende.
Die Schöpfungsgeschichte der
Bibel und das Geheimnis der Menschwerdung Gottes sind im
Johannesprolog zusammengehörend dargestellt. Das Fleisch gewordene Wort
ist dasselbe, das die Welt geschaffen hat.
Der Schöpfer selber ist die
Schöpfung.
Im Buch Genesis lesen wir, dass
Gott am ersten Tag das Licht erschaffen hat.
Jesus selber war das Licht.
Gott nannte die Finsternis Nacht
und das Licht Tag.
Im Prolog lesen wir, dass durch
die Erkennung Jesu,
Licht und Tag kommen
und bei der Ablehnung Jesu,
Nacht und Finsternis.
Johannes der Täufer zeigt das
Licht und die das Licht in Jesus sehen, sind Kinder Gottes. Wort, Licht,
Wahrheit, Weisheit, Leben, Weg, Tür, Sohn, Mensch, Anfang und Ende sind einige
Bezeichnungen, Namen und Wesen Jesu Christi.
Gott der alles angefangen hat,
wird uns zu einem guten Ende führen, er wird uns zu sich holen. Gott ist der
Anfang aller Dinge und das Ende aller Dinge. Alles was zwischen dem Anfang und
dem Ende liegt, sind Erscheinungen, die einmal verschwinden werden. Sie gehören
nicht zur Ewigkeit und deswegen sind sie letztendlich unwichtig. Aber der
Anfang und das Ende, Alpha und das Omega werden die Ewigkeit sein, in dem wir
unsere Ewigkeit erleben werden. Jesus Christus, unser Herr, Licht vom Licht,
Gnade und Wahrheit, Sohn des ewigen Vaters.
Er ist keine abstrakte Idee,
Jesus Christus ist ein liebender Mensch; ein leidender Mensch, ein Ratgeber,
Freund, Meister, guter Hirt, einer der sich um die Kranken, die Armen, die
Unterdrückten, die Verlassenen und Sünder gekümmert hat, mit ihnen Freundschaft
geschlossen hat. Er selber hat keine abstrakte Philosophie gepredigt. Er war
ein Praktiker, ein barmherziger, treuer Helfer, ein tröstender Herr, ein
verständnisvoller Freund.
Ich denke, wir begegnen im
Johannesprolog, Jesus dem Philosophen und im Lukasevangelium einem Jesus aus
der normalen Bevölkerung.
Ich finde es wunderbar, dass es
verschiedene Darstellungen von Jesus gibt.
Alles dient dazu, dass wir Jesus
als unseren Herrn und Gott erkennen und als unseren Wegweiser anerkennen, dass
wünsche ich Ihnen besonders in dieser weihnachtlichen Festzeit.
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