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Montag, 17. April 2017

Ostermontag 2017



Predigt
Liebe österliche Festgemeinde! 
Vor drei Monaten bin ich für eine Woche in mein Heimatland geflogen um einen alten, kranken Onkel zu besuchen, den ich  vor 12 Jahren zuletzt besuchte. Da es ein Überraschungsbesuch war, wusste er nicht, dass ich komme.

Als ich in sein Zimmer eintrat, sagte ich ihm, ich bin Josef, dein Neffe.  Sein Sohn erklärte ihm ebenso, Joseph, dein Neffe ist gekommen, dich zu besuchen. Der Onkel erwiderte: „Ihr sollt mit mir solchen Spaß nicht machen“. Er erkannte mich nicht. Da er es nicht glauben konnte, erzählte ich ihm über einige gemeinsame Unternehmungen, während meiner Jugend und über eine besondere gemeinsame Fahrt in eine Großstadt. Er sagte dann, dass alle diese Erzählungen wahr seien und diese Zeit mit seinem Neffen sehr gut war. Aber sein Neffe lebe nicht im Land, er sei irgendwo weit weg als Pfarrer tätig, wahrscheinlich in Deutschland. Er kenne seinen Neffen Joseph gut und  würde ihn sofort erkennen. Er habe sogar mit ihm in früheren Jahren einiges gemeinsam unternommen. Mit seinem Namen und Geschichten über ihn, sollt ihr nicht versuchen mich zu täuschen.

Als er mich endlich erkannte, hat er geweint und sagte, dass es ihm sehr leid tue, mich nicht gleich erkannt zu haben.

Als ich das heutige Evangelium las und die Geschichte der Emmausjünger zu verstehen versuchte, dachte ich von der Seite Jesu, die Situation seiner Auferstehung zu verstehen. Jesus geht mit seinen Jüngern, die aus Angst vor Juden nach dem Tod Jesu aus Jerusalem nach Emmaus fliehen wollten und redet mit ihnen über Jesus und versucht sie zu überzeugen, dass Jesus leiden und sterben musste. Jesus erklärt es mit Hilfe der heiligen Schriften der Juden, die diese Jünger als Offenbarung Gottes glauben und wahrnehmen. Trotzdem erkennen sie Jesus nicht, den sie sich als ihren Retter und Erlöser vorstellen, auf ihn ihre ganze Hoffnung setzen und mit dem sie unterwegs waren. Nicht nur diese Jünger, die aus Jerusalem nach Emmaus gingen, sondern sogar Maria Magdalena, bei der Jesus öfter zu Gast war und deren Bruder Lazarus Jesus von den Toten erweckte, hielt ihn für den Gärtner, als der auferstandene Jesus ihr erschien. Als die Emmausjünger, nach dem sie Jesus beim Brotbrechen erkannten, nach Jerusalem zurück kehrten und im Jüngerkreis darüber redeten, erschien ihnen der auferstandene Jesus in ihrer Mitte und sagte ihnen, Friede sei mit euch. Dann hatten sie große Angst und meinten, einen Geist zu sehen. Die Emmausjünger haben Jesus als einen Fremden betrachtet, Maria Magdalena sah ihn als den Gärtner und der Apostelkreis meinte ihn als einen Geist zu sehen und sie hatten große Angst.

Dass mein alter kranker Onkel, mich nicht gleich erkannte, kann ich gut verstehen. Aber dass die sehr vertrauten Jünger Jesu, die seit drei Jahren immer bei ihm waren, nach dem Versuch der Machthaber, Jesus zu vernichten, ihn in einem Zeitraum von drei Tagen nicht mehr erkennen, ist für mich schwer verständlich.

Ich frage mich, ob der auferstandene Jesus sich so verändert hat, dass sogar seine Jünger und Freunde ihn nicht mehr erkennen können? Diese Denkweise finde ich nicht für wahr. In drei Tagen kann Jesus sich nicht radikal verändern und unerkennbar für die Jünger sein, obwohl er durch die Passion und das Leiden viel gelitten hat und sein Körper sehr verwundet wurde.

Wir lesen im heutigen Lukasevangelium, dass die Emmausjünger die Schrift nicht erkannt hatten, dass der Messias auferstehen musste und sie, wie mit Blindheit geschlagen wurden. Sie haben sogar nicht erkannt, dass ihr Herz  brannte, als Jesus unterwegs mit ihnen redete und ihnen den Sinn der Schrift eröffnete.

Nicht nur die Emmausjünger, auch Maria Magdalena und alle Jünger Jesus waren aus Furcht und Angst, Sorge um die Zukunft und Unsicherheit wie von  Blindheit getroffen. Aber in kurzer Zeit haben sie durch das Brotbrechen in der Gemeinschaft oder durch das Kommen des Geistes ihre Blindheit überwunden, den Auferstandenen erkannt und sich mutig für ihn entschieden.


Der auferstandene Jesus ist über Zeit und Raum ewig lebendig und er ist auch heute unter uns. Er ist unter uns in unerwarteten Zeiten und überraschend gegenwärtig in unerwarteten  Anlässen. Wir erkennen ihn oft nicht, weil wir wie die Jünger Jesu damals aus Sorgen und Angst, aufgrund der Beschäftigung mit uns selbst, wie mit Blindheit getroffen. Lasst uns die Feier des Osterfestes zum Anlass nehmen, im Alltag dieses Jahres in der Begegnung mit unseren Mitmenschen unsere Augen zu schärfen um den Herrn unter uns zu erkennen. Er ist immer unter uns. Um ihn zu erkennen, sollten wir unseren christlichen Glauben bezeugen und wachsam sein.

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