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Samstag, 9. Oktober 2021

28.Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Predigt


Mk. 10:17-30 

Jesus hat den liebenden Gott verkündet, anstatt den strafenden Gott.  Jesus hat die Gebote Mose neu ausgelegt und den Menschen Heil gebracht, anstatt die Schwachen, Kranken, Armen und die Schwierigen als von Gott Verlassene zu bezeichnen.  

 

Jesus hat einen sich entäußernden Gott verkündet, als einen in Macht stehenden Gott. Dieser entäußernder Gott ist in der Person Jesus verkörpert; wie Paulus im Philipperbrief sagt: „er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen“ (Philipper 2, 8).  

 

Die Jünger Christi haben diese Botschaft des Auferstandenen weltweit verkündet und viele Menschen für Christus gewonnen. Die neue Bewegung Jesu wurde Staatsreligion und eine große Glaubensgemeinschaft.  

 

Aber der Gott des Alten Testamentes blieb gleich. In Gott gibt es keine Veränderung, die Veränderung geschah in den Herzen der Menschen, im Denken der Menschen, in der Einstellung der Menschen, in der Auslegung des alten Gebotes.  

 

Wie Jesus selber damals es getan hat, müssen vielleicht auch wir heute die Botschaft Jesu für die modernen Menschen neu auslegen.  

   

In einem Buch mit dem Titel: Digitale Theologie von Johanna Haberer habe ich vor fünf Jahren die 10 Gebote für die digitale Welt gelesen.  

Die Autorin formuliert die 10 Gebote wie folgt:  

 

Du darfst dich nicht vereinnahmen lassen.  

Du sollst keine Unwahrheiten verbreiten.  

Du darfst den netzfreien Tag heiligen.  

Du musst ein Datentestament machen.  

Du sollst nicht töten.  

Du brauchst keine schwachen Beziehungen einzugehen.  

Du sollst nicht illegal downloaden.  

Du darfst nicht digitalen Rufmord betreiben.  

Du hast Verantwortung für persönliche Daten anderer.  

Du gestaltest die Gesellschaft, wenn du dich im Netz bewegst.  

 

 Diese Auslegung der 10 Gebote für die digitale Welt oder diese neuen 10 Gebote als Auslegung der alten oder parallel oder zusätzlich zu den 10 Geboten des Alten Testamentes, sind nach meiner Meinung nur einige notwendige Vorschriften für die heutige Zeit der Medien, die leider nicht von vielen Menschen wahrgenommen werden.  

 

Dazu gehören unter anderem auch digitaler Rufmord, illegaler Download, unkritischer Umgang mit Daten anderer, Verbreitung von Unwahrheiten durch digitale Medien, Verursachung von Unstimmigkeiten und schlechter Stimmung durch Rundmails im Beruf und privaten Leben.  

 

 Wenn wir glauben, dass Jesus um uns zu erlösen, gestorben ist, können wir auch glauben, dass Jesus auch wegen der genannten Sünden, um uns zu erlösen gestorben ist, und wegen diesem und ähnlichen Verhalten von uns gekreuzigt wurde und noch täglich gekreuzigt wird.  

 

Wie damals der junge Mann traurig von Jesus wegging, würden auch heute viele Menschen von dem Vorschlag der neuen 10 Gebote für eine digitale Welt ausweichen wollen, denke ich. Wenn einmal Strom und Wasser ausfallen, sind  viele Menschen nicht so nervös, als wenn das Internet ausfällt. Außerdem sind heute viele Firmen, Unternehmen und Banken ohne Internet nicht mehr arbeitsfähig. Als vor zwei Tagen für vier Stunden Facebook und WhatsApp ausfielen, gab es einen finanziellen Verlust von mehreren Millionen Euro.   

 

Ich möchte unsere 10 Gebote der Bibel und der Christenheit mit den zehn Geboten von Johanna Haberer weder vergleichen noch ersetzen. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass wir neben den 10 Geboten der Bibel einige Gebote für die digitale Welt brauchen. Wenigstens müssen wir unsere biblischen 10 Gebote in der heutigen Zeit der Digitalisierung neu verstehen und neu interpretieren.   

 

Im heutigen Evangelium sagt Jesus, dass um ihm zu folgen, mit ihm verbunden zu leben und in das Himmelreich zu gelangen, sollten die Menschen auf alles verzichten und alles verlassen. Auf den ersten Blick scheint dieses Gebot für uns hart und nicht praktikabel. Aber beim Tod eines Menschen erleben wir, dass die Menschen manchmal unerwartet plötzlich alles aufgeben und verlassen müssen. Es bedeutet, nichts sollte uns von unserer Wertvorstellung und christlicher und menschlicher Lebenseinstellung zurückhalten dürfen.  

 

 Leider erleben wir, dass in der modernen digitalen Welt viele menschliche und christlichen Werte und Gebote vernachlässigt und sogar widerlegt werden. Wir sollen mit den vielen digitalen Möglichkeiten verantwortlich Umgehen. 

Deswegen  sind neben den 10 Geboten der Bibel auch die Gebote für die digitale Welt nötig, um uns aktuell, zeitgemäß und neu zu orientieren.   

 

  

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