Dieses Blog durchsuchen

Montag, 21. Januar 2019

Predigt zum ök. Gottesdienst in ev. Luth. Emmauskirche am 20.01.2019


Gebetswoche für die Einheit der Christen
Liebe Schwestern und Brüder in Christus
„Ora et labora“: Beten und Arbeiten. Diese benediktinische Regel erkennen wir als Christen, wie eine für uns alle geltende Regel für unseren Alltag. Heute sind wir zusammengekommen um zu beten für die Ökumene. Aber wir vergessen nicht, dass das Gebet allein nicht reicht; wir müssen auch daran arbeiten.

Auf der Titelseite des Gebetsheftes von ACK steht der Titel „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit, ihr sollst du nachjagen“ (Dt.16,20a). Dieser Titel als Schlagwort und Thema deutet die wichtige Richtlinie des jüdischen Volkes an, in der der Autor des Buches Deuteronomium Hinweise gibt, dass das jüdische Volk gerecht sein soll und sich für das Wohlwollen aller Bewohner des Landes verantwortlich zeigen soll, seien es Kinder Abrahams, Knechte oder Fremde. 

Die zweite Lesung aus dem Römerbrief über die verschiedenen Gnadengaben im Dienste der Gemeinde und der Hinweis auf den einen Leib in Christus und viele Glieder mit unterschiedlichen Ämtern, Aufgaben, Kräften und Fähigkeiten, die in Verbundenheit untereinander und mit Christus, für das Wohlwollen der Gemeinde ausgeübt werden sollen, sind ein Hinweis für die Offenheit, Toleranz und Großzügigkeit im alltäglichen Leben. 

 Der heutige Text aus dem Evangelium über die Predigt Jesu in seiner Heimat, in der die Worte des Propheten Jesaja zitiert werden, zeigen uns, dass Jesus in seiner Heimat über seine Aufgaben und Dienste, weder das jüdische Volk noch ein anders Volk benennt, sondern, dass er verschiedene Themen oder Gruppen der Menschen aufgreift, die Armen, die Gefangenen, die Blinden, die Unterdrückten, egal zu welchem Volk sie gehören, denen er die Frohbotschaft verkündet.

In allen diesen drei Lesungen gibt es einen bestimmten Hinweis, dass alle Menschen zusammengehören, dass alle Menschen zusammenarbeiten und zusammenleben sollen und alle Menschen, egal wo und in welchem sozialen Status sie leben, das gleiche Recht haben müssen.

Wenn wir bei einem ökumenischen Gottesdienst diese Lesungen vom Alten und Neuen Testament mit den Themen der Offenheit, Großzügigkeit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung hören, wäre es gut, uns bewusst zu machen, dass das Fremdwort Ökumene eine ähnliche Bedeutung hat. Das griechische Wort Ökumene bedeutet, die ganze Erde, die ganze bewohnte Erde; und im kirchlichen Kontext, zur Kirche gehörend, zu allgemeinen kirchlichen Gültigkeit besitzend usw. Weiterhin wird dieses Wort definiert mit: weltweit, universal, missionarisch, zur Einheit dienend, zu einer Kirche verwirklichend oder allgemein kirchlich dienend.

Wenn wir in der Gebetswoche für die Einheit der Christen beten, sollten wir deswegen nicht nur die katholischen und lutherisch evangelischen Kirchen im Blick haben, sondern auch die hunderten kirchlichen Konfessionen und freikirchlichen Bewegungen. Wir sollten nicht nur die christlich und kirchlich verankerten Traditionen, Bewegungen und Gruppen ernst nehmen und für deren Einheit beten, sondern auch für alle gottgläubigen Menschen, weil die Erfahrung Gottes, kein Monopol und kein Privatbesitz der Christen ist. Die Einheit aller gottgläubigen Menschen und die Begegnung mit gegenseitiger Akzeptanz und entsprechendem Respekt, wird dem Wohlwollen der Gesellschaft dienen. Wohlwollen und Harmonie sind in der Gesellschaft und unter den Menschen das wichtigste Ziel unseres „Ora et Labora“ – unseres Betens und Arbeitens. Die Nichtgläubigen sollen wir auch nicht vergessen, weil nach unserem Glauben und unserer Erfahrung, der Geist auch in solchen Menschen wirkt; nur, dass sie es noch nicht in der Art erkannt haben. 

Wenn das Wort Ökumene für die ganze Erde und für die ganze bewohnte Erde steht, soll die Bewahrung der Schöpfung in jeder ökumenischen Diskussion und in jedem ökumenischen Gottesdienst und Gebet ein wichtiges Anliegen sein, wie der indische Gelehrte Mahatma Gandhi einmal sagte: „Wir haben das Land nicht von unseren Vorfahren geerbt, sondern wir haben das Land von unseren Kindern geliehen. 

Lasset uns beten, dass alle unsere ökumenischen Unternehmungen und Bemühungen nicht zu einer fundamentalistischen Einheitlichkeit führen, sondern zu der Größe einer Offenheit für alle und für alles, zu einem liberalen Denken, um alle Menschen mit ihren Verschiedenheiten und Besonderheiten verstehen und akzeptieren zu können.   

Beten wir für eine Großzügigkeit und Toleranz gegenüber uns unbekannten, ungewohnten, ungern haben wollenden Themen, Arten und Situationen, für eine Loyalität gegenüber einer ökologisch gesunden Erde und zu einem väterlichen und einem mütterlichen Gott, der allumfassend ist und alle Menschen in seinen Armen hält.
Amen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen