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Montag, 21. Januar 2019

Fest Taufe Jesu

Ungekürzte Fassung des
Evangeliums zum Fest der Taufe des Herrn, Lesejahr C:
Lk 3,15-22

Liebe Gemeinde,
während meiner Pilgerfahrten nach Israel durfte ich einige Ufer des Flusses Jordan anschauen. Zweimal besuchte ich die Stelle am Jordan, wo vermutlich Jesus von Johannes die Taufe empfing. Bei jedem dieser Besuche versuchte ich, mir persönlich die damalige Situation und die Gefühle der Menschen bei der Taufe Jesu vorzustellen. Wie wir heute im Evangelium hörten, waren die Menschen damals voll Erwartung und überlegten und redeten miteinander, ob Johannes selber der Messias sei, doch Johannes lehnte es ab und gibt den Hinweis auf einen Anderen. Bei Johannes war es wie eine Massenbewegung, da viele Menschen zu ihm kamen und sich taufen ließen. Die Evangelisten nennen ausdrücklich Soldaten, Zöllner und sogar Pharisäer und Sadduzäer. Keine dieser Gruppen hatte damals in der Gesellschaft einen guten Ruf und einige von ihnen wurden als Sünder bezeichnet. Da Johannes die Taufe zur Sündenvergebung spendete, war es für alle selbstverständlich, dass die Menschen bereit waren in Demut und Reue ihre Sünden zu bekennen und durch die Taufe und die Sündenvergebung einen Neuanfang zu wagen. Als viele Menschen im Wasser standen und andere auch am Ufer des Jordans, kommt Jesus ins Wasser dazu. Zunächst fällt Jesus niemandem auf, außer Johannes. 

Wahrscheinlich waren sich Jesus und Johannes als Verwandte schon einige Male im Leben begegnet, vielleicht fand die einzige Begegnung während des Besuches von Maria beim Elisabeth im Mutterleib statt; darüber haben wir keine Hinweise in den Evangelien. Jesus steht im Wasser mit allen anderen Sündern und in der Gesellschaft von diskriminierten Menschen, die sich selber verändern wollen und eine neue Perspektive im Leben haben wollen. Alle die zu Johannes kamen, waren nicht untereinander bekannt und daher war dieser Fremde Jesus nicht auffallend und sie haben auch Jesus Raum gegeben, zu stehen oder ins Wasser zu tauchen, da der Jordan kein großer Fluss ist, wie die Donau oder der Rhein, sondern eher ein kleiner Bach in unserer Vorstellung. Diese Solidarisierung Jesus mit den Schwachen, Sündern, Diskriminierten, mit denen die Reue zeigten oder die eine positive Veränderung im Leben wünschten, mit Menschen die bereit waren über ihre Schwachheit, Fehler und Probleme nachzudenken und mit Gottes Hilfe einen Neuanfang zu wagen und die überzeugte Einstellung Jesu, dass er unter diesen Menschen sei, als einer von ihnen. Jeder fühlte sich vereint mit Jesus als Mensch im selben Boot und Jesus fühlte sich als einer von ihnen.

Das erste Zeichen, das die Menschen bei der Taufe Jesu sahen, war eine Taube, die auf ihn herabkam. Obwohl der Evangelist schreibt, dass der Hl. Geist wie eine Taube auf Jesus herabkam, haben damals die Menschen im und am Wasser des Flusses Jordan und die Menschen in Israel nichts über den Hl. Geist gehört und so dachten sie auch nicht in diese Richtung. Aber die Menschen haben Tauben gekannt und auch das Symbol einer Taube. Bestimmt haben die Menschen nicht gewusst, alles was wir heute als Symbol in Gestalt einer Taube bezeichnen, z. B. was Hochzeitstauben bedeuten. Viele von Ihnen kennen bestimmt den Text von Gen. 8.11., wo eine Taube mit einem frischen Olivenzweig zur Arche Noah zurückkommt und seitdem ist die Taube im Alten Testament und in der Politik der Antike ein Symbol des Friedens, der Einfalt, der Sanftmut, der Unschuld, der Treue und der Liebe. Bis heute ist die Taube ein Symbol des Friedens geblieben. 

Wie ein Symbol der Treue und Liebe, ist die Friedenstaube des Künstlers Pablo Picasso als politisches Friedenssymbol 1949 bei der Pariser Friedenskongress vielen bekannt. Als die Menschen im Wasser des Jordans und am Wasser eine ungewöhnliche Taube auf Jesus herabkommen sahen, dachten sie bestimmt an die besondere Bedeutung dieses Mannes mit den Sündern im Wasser. Diese Erfahrung mit Jesus am Jordan als einem, der mit Friedenssymbolik etwas zu tun hat, haben die Christen in späteren Jahren gedeutet und sind zur Erfahrung des Hl. Geistes gelangt, die der Evangelist zum Ausdruck brachte, in dem Satz, „der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab“. 

Nicht nur eine Taube haben die Menschen bei diesem fremden Jesus im Jordan gesehen, sondern sie haben auch eine Stimme gehört. Eine fremde Stimme, ohne den Ursprung wissen zu können, aber als Hinweis auf Jesus als geliebter Sohn, an dem Wohlgefallen gefunden wurde, konnten die Menschen erahnen, dass etwas Außerordentliches geschah und dieser Jesus ein außerordentlicher Mensch sei. Diese Erfahrung wurde auch später als Stimme Gottes, des Vaters interpretiert und Jesus als Sohn Gottes, den Gott der Vater als geliebten Sohn bezeichnete und der Hl. Geist auf ihm ruht.

Was bedeuten die Taufe Jesu und die Erfahrung der Menschen am Jordan und Johannes der Täufer mit Jesus bei der Taufe?

Ich meine, es ist die solidarische Einstellung und Haltung Jesus mit den sündigen, schwachen, bereuten Menschen zusammenzustehen und sich ihnen gleich zu stellen. Unauffällig mit diesen Menschen im Wasser des Jordans zu stehen und sich taufen zu lassen, war die Größe und der Höhepunkt, dass Jesus als Sohn Gottes erfahren wurde und der Hl. Geist auf ihn herab kam. Die Demut und Solidarität Jesu hat ihn bis zum Sohn Gottes erhöht. Diese Erlebnisse im Jordan mit Jesus beweisen uns, dass keiner etwas erreichen kann, ohne Demut und ohne Solidarität.

Demut und Solidarität können wir von Jesus lernen, diese zwei bedeutungsvollen Tugenden sind mit die wichtigsten Bausteine allen Erfolges. 

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