Dieses Blog durchsuchen

Montag, 21. Januar 2019

2.Sonntag im Jahreskreis 2019

Gottesdienst zum Neujahresempfang der Mitarbeiter in Maria Immaculata

Begrüßung
Liebe Gemeinde, 
ich begrüße Sie herzlich zum Gottesdienst am 2. Sonntag im Jahreskreis. Es freut mich, dass heute Pfarrvikar Hagl,  Pfarrer Muck und Diakon Brünker zur Konzelebration mit mir am Altar sind. Obwohl mit dem zweiten vatikanischen Konzil die fast 2000-jährige Tradition von mehreren einzelnen Messfeiern mit Konzelebration erlaubt wurde und danach Konzelebration als ideale Form der Messfeier von vielen Christen bezeichnet wurde, ist nach 60 Jahren kaum noch Konzelebration möglich. So schnell verändert sich die Welt, die Kultur und die Menschen. Aber heute sind bis auf Pfarrer Weis der verhindert ist, alle Seelsorger im Gebiet des Pfarrverbandes gekommen, um die Verbundenheit mit der Gemeinde zu feiern. 

Genauso ist es mit allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die der Einladung gefolgt sind, heute gemeinsam Eucharistie zu feiern, -Eucharistie bedeutet Danksagung- und anschließend sich zu treffen. Für mich persönlich ist diese Messfeier und das anschließende Treffen ein guter Anlass für die wertvolle Mitarbeit ihnen allen Danke zu sagen. Ohne die fruchtbare Zusammenarbeit und ohne den guten Zusammenhalt wäre die lebendige Art und der heutige Stil der Seelsorge nicht möglich. Deswegen sage ich aufrichtig herzlichen Dank für ihre Bereitschaft und ihr Engagement in den verschiedenen Bereichen der Gemeindearbeit. Sie sind wichtige Bausteine der Kirche und Arbeiter im Weinberg des Herrn, wie der emeritierte Papst Benedikt sagte und ich schon mehrmals im Gottesdienst seine Worte zitierte. Wir danken Gott für das Geschenk des Glaubens und bitten ihn um Kraft und Segen, um mit Themen, Wünschen, Problemen, Erwartungen, Konflikten und Unterschieden von uns selber und den Anderen korrekt, würdig und angemessen umgehen zu können.

Predigt
Nach der Aufführung des Schäfflertanzes im Rathaus in München gestern Abend, konnte ich mich mit drei Tänzern kurz unterhalten. Als sie von mir hörten, dass die Schäffler am 31.01. die gleiche Aufführung um 14.00 Uhr und 15.00 Uhr am Kirchplatz der Pfarrei heilige Familie und Maria Immaculata nacheinander halten würden, freuten sie sich und waren interessiert, gerne mit mir zu reden. Unter anderen Themen lobte einer der Tänzer mein Interesse am Schäfflertanz und meine Offenheit für die Bräuche und Traditionen der Kultur, die nach seiner Meinung beibehalten und gepflegt werden sollten.  Dazu sagte ich ihm, dass sich die Welt durch die Reisen, Kommunikation, Globalisierung und Migration zu einer globalen Kultur entwickeln wird und wir diese gemeinsame Entwicklung zu einer Weltkultur nicht aufhalten können. Er erwiderte, dass in diesem Fall die Kultur wie der Schäfflertanz, der seit 500 Jahren zur deutschen Tradition gehört, verloren gehen wird, was wir nicht erlauben dürfen. Ich sagte ihm, dass wir die Entwicklung der verschiedenen Kulturen zu einer globalen Kultur vergleichen können, mit dem Wachsen eines Kindes zu einem 100- jährigen Menschen, der in seine Entwicklung nicht nur die Vergangenheit seiner Eltern und seines Dorfes einfügen wird, sondern alles was er gesehen und gelernt, erfahren und erlitten, aufgenommen und abgelehnt hat, alles was ihn von innen und außen beeinflusst hat. Auch das Wachsen einer Pflanze zu einem 2000 Jahre alten Baum können wir mit der Entwicklung einer Kultur vergleichen. Der Unterschied zwischen einem hundertjährigen Menschen und seiner Kindheit vor 100 Jahren sind gewaltig.  Die kulturellen Aufführungen wie der Schäfflertanz sind, wie ein erwachsener Mensch, der die Fotos seiner Kindheit anschaut, weil sogar die heutigen Schäffler Tänzer nicht wie die Menschen vor 500 Jahren leben, sondern mit allen heutigen technischen und sozialen Möglichkeiten, Entfaltungen und Strukturen. Meiner Meinung nach können wir durch eine Gegenwirkung des Zeitgeistes den Trend nur verlangsamen, aber nicht verhindern, erklärte ich.

Da ich meine gestrige Erfahrung und Gespräche in die Predigt aufgenommen habe, möchte ich dazu eine passende kleine indische Geschichte vortragen, die ich vor drei Wochen in einer gemeinsamen Sitzung der Pfarrgemeinderäte unserer beiden Pfarreien erzählte. Einmal lebte ein Guru, der jeden Abend mit seinen Schülern eine Meditation hielt. Da die Katze des Gurus herumlief und die Meditation störte, hat der Guru die Katze an einen Stuhl im Meditationsraum angebunden. Als der Guru starb, übernahm ein Schüler das Amt des Gurus der bei der Abendmeditation die Katze angebunden hat und handelte genauso. Als die Katze starb, holten die Schüler eine andere Katze, die ebenfalls bei der Abendmeditation angebunden wurde. Viele Jahre sind so vergangen und einige Schüler schrieben wissenschaftliche Arbeiten über die Bedeutung einer angebundenen Katze bei der Abendmeditation und hielten Seminare darüber. Später haben die Leute ihr Interesse an der Abendmeditation verloren und hielten sie nicht mehr. Aber jeden Abend haben sie im Meditationsraum eine Katze angebunden.

Diese Geschichte und meine Diskussion gestern Abend über Kultur und kulturelle Veränderung möchte ich mit dem Thema der aktuellen Situation der Kirche verbinden und vergleichen. Ich überlege mir, ob in der Kirche etwas Anderes passiert, als in der Gesellschaft oder ob die Situation der Kirche anders ist, als die Situation der Gesellschaft heute. Meine Antwort ist ein Nein. In der Kirche passiert nichts Neues und die Situation der Kirche ist nicht anders als die Situation der heutigen Gesellschaft.  Die Frage ist, ob wir die Veränderungen auf der Welt verstehen, ob wir mit der Entwicklung der heutigen Zeit umgehen können, ob wir für die Neuigkeiten und Veränderungen offen sind, ob wir bereit sind, aus unserem eigenen Denken, Handlungsweisen, Vorstellungen, lieb gewordenen Gewohnheiten für etwas Neues uns zu befreien.  Ich möchte nicht einzelne Versuche der deutschen Kirche für neue Strukturen in der Kirche, wie Errichtung von seelsorglichen großen Zentren, statt klassischen Pfarreien oder verschiedene Trends von Veränderungen in der Kirche, wie z.B. Weihe für Alle oder verschiedene Meinungen über die Verteilungen der Ämter oder Ansprüche für unterschiedliche Leute für unterschiedliche Aufgaben aufzählen oder bewerten und dazu Stellung nehmen. Ich rede aber gerne über die grundsätzliche Offenheit für Menschen, Ideen, Werte, Prinzipien, Neuigkeiten, Veränderungen oder für alles was der Zeitgeist uns bringt, um dann selber zu wissen und zu prüfen in welcher Offenheit und für welche Veränderungen im Leben wir als einzelne Personen stehen. Erneuerung geschieht, wenn sie im einzelnen Menschen begonnen wird.

In der heutigen Lesung aus dem Korintherbrief gibt Paulus Hinweise auf verschiedene Gnadengaben, Dienste und Kräfte in einer Gemeinde, aber auf einen Geist, einen Herrn und einen Gott. Paulus schreibt diesen Text im Kontext der Konflikte und Spaltungen in der Gemeinde von Korinth und versucht durch das Bild einer Gemeinde, einem Geist und einem Gott und verschiedenen Gaben und Diensten Einheit und Harmonie unter den Christen in Korinth zu schaffen.  Ein Grund der Spaltung damals in Korinth war die Vielfältigkeit der christlichen Gemeinde, genauso wie die Vielfältigkeit der Stadt Korinth, durch das Kommen von Menschen anderer Kulturen nach Korinth durch den Handel. Eine andersartige Globalisierung von Korinth hat damals Konflikt und Spaltung verursacht. Verschiedenheit und Einheit waren dann die Themen des Apostels Paulus für die Situation von Korinth, in dem ihm Einheit wichtiger ist als die Verschiedenheit und Ansprüche der verschiedenen Gruppen. 

Dieses Streben des Apostels Paulus in der Gemeinde Korinth möchte ich wiederum vergleichen mit der heutigen globalen Situation der Kirche, mit den Konflikten und Meinungsunterschieden zwischen gläubigen Christen, angefangen bei den Kardinälen im Vatikan bis zu den Gemeindemitgliedern, die durch die heutigen Medien schnell verbreitet werden, und dadurch von einzelnen Personen und Kreisen weltweit ausgenützt werden. Wie der Apostel Paulus sagte, glauben wir alle an Gott, Christus ist unser Herr, der Geist bewegt uns und Jede und Jeder, egal welche Aufgabe er in der Kirche hat, jeder hat seinen Platz in der Kirche und jeder ist gleich wichtig, aber keiner ist absolut und keiner kann allein seinen Glauben leben. In dem Moment, in dem Jemand seine Erfahrung und seine Überzeugung für absolut hält und sich ganz dafür einsetzt und nicht offen und bereit ist, darüber dialogisch zu diskutieren und mit der Bereitschaft von der Seite aller Betroffenen sich zu ändern, ist es die Geburtsstätte des Fundamentalismus. Ein religiöser Fundamentalismus kann in jeder Religion passieren und bei jedem Gläubigen, egal welche Aufgabe er hat. Das ist weder christlich noch menschlich. 

Ich bin überzeugt, dass die Entwicklung der Kultur und Entwicklungen in der Gesellschaft die Glaubenserfahrung und Glaubensgestaltung sehr prägen kann und wir es nicht ablehnen und eigene Weg gehen können. Jesus war sehr offen im Denken, großzügig in seinem Handeln und loyal zum Vater in seinem Tun. As Jünger Christi lernen wir von Jesus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen