Predigt zum Pfingstfest 2017
Als ich vor zwei Tagen die Lesung aus der Apostelgeschichte und das
Evangelium des Pfingstfestes durchlas um einige Gedanken für die Festpredigt
zusammenzustellen, fiel mir die Idee ein, wie wäre es, wenn ich die Predigt in
meiner Muttersprache halte. Ich könnte dann fließend und überzeugt meine
Gedanken in meiner Muttersprache zusammenstellen, obwohl ich seit 25 Jahren
ganz selten in der Sprache meiner Heimat predige.
Ehrlich gesagt, traue ich mich nicht, heute so eine Predigt zu halten
und ich glaube auch nicht, dass Sie mich verstehen würden, obwohl der Apostel
Petrus am Pfingstsonntag in seiner
Muttersprache predigte, und alle Zuhörer es in ihrer Sprache verstanden.
Wir hörten in der Lesung, das jeder in seiner Muttersprache" (Apg 2,7)
verstand und zur Hörerschaft gehörten "Juden, fromme Männer aus
allen Völkern unter dem Himmel" (Apg 2,5), "Parther,
Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von
Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem
Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, ...
Kreter und Araber." Das war praktisch die damals ganze bekannte Welt.
Falls heute zum Gottesdienst Afrikaner mit verschiedenen Sprachen und
Dialekten, Südamerikaner, Indianer aus Nordamerika und Kanada, Ureinwohner aus
Australien und Papua-Neuguinea, verschiedene Kasten und Völker aus Indien,
China, Korea, Japan und Indonesien den Gottesdienst mitfeiern würden und ich in
meiner Muttersprache predigen würde, könnten wir die Situation mit der Predigt
von Petrus am Pfingsttag nach dem Empfang des Heiligen Geistes vergleichen.
Wie konnten die Leute aus verschiedenen Ländern und Kulturen damals die
Verkündigung Petrus in ihrer Muttersprache verstehen. Wie können wir dieses
Wunder des Verstehens interpretieren und wie heute verstehen? Ist es ein
Wunder, wie aus Wasser Wein gemacht wurde oder wie fünf Brote und zwei Fische
für Tausende Menschen zu Nahrung wurden?
In meiner Tätigkeit als Seelsorger habe ich zweimal Brautpaare aus
unterschiedlichen Sprachen und Kulturen erlebt, die heiraten wollten. Einmal
war es eine deutsche Frau und ein Afrikaner. Die Dame hat kaum seine Sprache
gesprochen und der Mann kaum ihre Sprache. Das zweite war ein Deutscher und
eine Inderin, wo auch die beiden die Sprache des Partners nicht gut
beherrschten und in einer gemeinsamen Fremdsprache auch nicht gut kommunizieren
konnten. Beide Male habe ich gefragt, wie sie untereinander kommunizieren und
wie sie sich untereinander verstehen würden. In beiden Fällen war die Antwort
folgende. Wir verstehen uns gut. Das Geheimnis des Verstehens war kein Wunder,
wie damals bei der Hochzeit in Kana, wo aus Wasser Wein gemacht wurde, sondern das Wunder,
wie der Apostel Paulus im Korintherbrief Kap. 13 schrieb, „“Wenn ich in den
Sprachen der Menschen und der Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre
ich donnerndes Erz oder eine lärmende Pauke.“
Wir haben in der Bibel auch Beispiele von Menschen, die in der gleichen
Sprache redeten und das gleiche Ziele hatten und aus dem gleichen Stamm und
Volk kamen, aber trotzdem die Sprache untereinander nicht verstanden.
Im Genesis Kapitel 11 lesen wir die Geschichte vom Turm Babel, in der
wie lesen, dass die ganze Erde nur eine Sprache hatte und trotzdem konnten sie
untereinander die Sprache nicht verstehen.
Ich finde es interessant, dass einmal die Menschen untereinander die
Sprache nicht verstehen und deswegen in Streit geraten, obwohl sie nur eine
Sprache hatten und das andere Mal die Menschen alles verstehen und mutig
Entscheidungen treffen, obwohl sie verschiedene Sprachen sprechen und aus
verschiedenen Kulturen kommen. Im Fall des Turmes zu Babel haben die Menschen
sich nicht verstanden und nicht verstehen wollen, obwohl alle die gleiche
Sprache gelernt und gesprochen hatten und bei der Pfingstpredigt haben die
Menschen den Prediger Petrus und untereinander verstanden trotz der
Verschiedenheit der Sprache.
Dieses verstehen können und verstehen wollen und verstanden werden, ohne
die Wörter und die Grammatik wissen zu müssen, sind Gaben des Heiligen Geistes,
die Gabe des Verstehens, die Gabe des Glaubens, die Gabe des Vertrauens, die
Gabe der Erkenntnis.
Pfingsten ist das Fest des Verstehens. Mit dem heiligen Geist verstehen
wir die Menschen, verstehen wir die Welt, verstehen wir Gott, verstehen wir den
Partner, verstehen wie die Nachbarn, verstehen wir die Kollegen.
Sich zu verstehen ohne die Sprache, Wörter und Grammatik zu kennen, geht
nur, wenn wir eins besitzen, die Gabe der Liebe, die Fähigkeit zu lieben. Die
Symbole und die Zeichen des Geistes, wie Feuer, Wind, Wasser, Taube oder Salböl
können uns helfen, die Kunst des Verstehens nicht zu verlieren.
Ich wünsche uns allen besonders die Gabe des Geistes, die Gabe des
Verstehens.
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