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Freitag, 28. Juli 2017

Fronleichnam 2017

Predigt
Liebe Festgemeinde,
während unserer Gemeindereise nach Moskau letzte Woche besuchten wir eine Kunstgalerie, in der wir eine Ikone der Dreifaltigkeit vom berühmten Künstler Andrej Rubljow betrachtet haben. Die Dreifaltigkeit Gottes wird auf dieser Ikone von drei Engeln dargestellt, die uns an den alttestamentlichen Besuch von drei Engeln bei Vater Abraham erinnerte. Alle diese drei Personen sehen ähnlich aus und erscheinen alterslos. Der Haarstil, die Körperhaltung, der Sitzmodus und die Kleider sind auch ähnlich. Alle haben als Zeichen ihrer Majestät einen Stab in der Hand. Dagegen ist im Westen stark verbreitet die Dreifaltigkeit dargestellt mit einem jungen Mann für Jesus, Gottvater als alten Mann mit Bart und der Heilige Geist in Form einer Taube.
Bei der Darstellung von Andrej Rubljow mit drei Engeln steht in der Mitte auf dem Tisch ein Becher, der für die heilige Eucharistie steht.

Als ich diese Darstellung der Dreifaltigkeit mit drei Engeln und mit dem Brot des Lebens, der heiligen Eucharistie in der Mitte betrachtete, konnte ich nicht gleich erkennen, was die heilige Eucharistie mit der Dreifaltigkeit zu tun hat. Obwohl wir nach dem Osterfest, dem Pfingstfest und dem Fest der Dreifaltigkeit das große Fest der Eucharistie, das Fest Fronleichnam, Corpus Christi, auch Hochfest des Leibes und Blutes Christi   feiern, worin besteht dann der Zusammenhang für den Künstler zwischen Eucharistie und der Dreifaltigkeit, um diese Ikone so malen zu wollen. Später habe ich mir die Frage umgekehrt gestellt, nämlich was wäre unser Glaube an die Eucharistie, an das Brot des Lebens, ohne darin die Dreifaltigkeit zu sehen und zu erleben.

Wir glauben an einen Gott, der als Vater, Sohn und heiliger Geist geoffenbart wird, der in Jesus Christus uns Menschen als Mensch erfahrbar wurde, der als Zeichen seiner ewigen Gegenwart unter uns im Zeichen des Brotes und in der Feier der Brotbrechung sich offenbarte.

Wenn wir Eucharistiefeier halten, die Kommunion empfangen oder die Eucharistie durch die Straßen tragen, bekennen wir, dass wir die Dreifaltigkeit Gottes als einen einzigen Gott erfahren und die Mitmenschen einladen an unserer Gotteserfahrung teilzuhaben. Wir tun es für uns, aber auch als eine Einladung für unsere Mitmenschen.
Wir erfahren in der Eucharistie die Gegenwart Gottes, die Gegenwart der Dreifaltigkeit, diese Erfahrung Gottes in der Eucharistie ist keine Erfahrung eines Teiles Gottes, sondern die Erfahrung des einen einzigen Gottes, Gott der Dreifaltigkeit.

Ein weiterer Gedanke über die Ikone der Dreifaltigkeit Gottes mit drei Engeln von Andrej Rubljow war folgendes. Was wäre die Bedeutung dieser Ikone falls der Maler anstatt des Bechers auf dem Tisch, als Zeichen der Eucharistie die Bibel dargestellt hätte. Gott offenarte sich nicht nur durch das Brot des Lebens, sondern auch durch das Wort, die Bibel. So eine Darstellung der Dreifaltigkeit Gottes mit der Bibel in der Mitte könnte man als eine evangelische Darstellung der Dreifaltigkeit Gottes bezeichnen. Ich habe gehört, dass im fünfzehnten Jahrhundert die evangelischen Mitchristen an Fronleichnam, anstatt mit der Eucharistie mit der Bibel durch die Straßen zogen. Später haben die evangelischen Christen den Karfreitag und die Katholiken das Fronleichnamsfest groß gefeiert.


Da wir dieses Jahr der 500 Jahre Reformation gedenken, könnten wir uns einigen zu sagen, dass Gott nicht nur nach unserer Vorstellung sich offenbarte, sondern in verschiedenen Arten und Formen. Die Offenbarung Gottes in der Eucharistie, im Zeichen des Brotes ist für die Katholiken die Erfahrung der Gegenwart Gottes, die sie durch den Empfang der Kommunion und durch die Prozession an Fronleichnam bekennen und bekannt geben möchten und dazu die ganze Welt einladen. Die Katholiken aber glauben auch an die Offenbarung Gottes in der Bibel und bekennen diesen Glauben. Das Wort und das Brot sind die wichtigsten Medien der Gottesoffenbarung und Gotteserfahrung. Beide sind kostbar, wir sollen mit  Wort und Brot achtsam und gewissenhaft umgehen.

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