Evangelium vom 23. Sonntag
im Jahreskreis, Lesejahr A:
Mt 18,15-20
Predigt
„Wo zwei oder
drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“: dieses
Kirchenlied kennen wir und singen wir gerne. Dieses Lied ist ein Zitat aus dem
Matthäusevangelium Kap. 18, Vers. 20, das wir eben hörten. Diese tröstende,
ermutigende und hoffnungsvolle Zusage macht Jesus im Zusammenhang mit dem
Rangstreit unter den Jüngern und der Warnung vor Verführung und Verachtung von
Jüngern. Der Evangelist Matthäus schreibt über diese Zusage der Gegenwart Jesu
unter uns, im Kontext der Spaltung der damaligen christlichen Gemeinde. Diese Worte
sind auch im Kotext der falschen Verhaltensweise der damaligen Christen, und konkreten Verfehlungen und ungerechten
Behandlungen untereinander.
Eine ähnliche
Zusage Jesu lesen wir im Matthäusevangelium Kap. 28. Vers 20 als letzten Satz
„Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Diese ewige Gegenwart
verspricht Jesus nach seinem Auftrag an die Jünger, alle Menschen der Welt zu
seinen Jüngern zu machen und sie zu taufen im Namen des Vaters und des Sohnes
und des hl. Geistes.
„Wo zwei oder
drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“: „Ich bin
bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Diese beiden Zusagen können uns ermutigen,
uns in allen Situationen unseres Lebens an Jesus Christus zu wenden, zu Gott zu
beten und ihn in unserer Versammlung lebendig zu erleben.
Aber im Umgang
mit Menschen und Situationen, wo falsches Verhalten oder eine konkrete
Verfehlung und ungerechte Behandlung geschehen, schlägt Jesus uns eine bestimmte
(konkrete) Vorgehensweise vor. Das gleiche hat damals der Evangelist Matthäus
für die erste christliche Gemeinde vorgeschlagen.
„correctio
fraterna“, brüderliche, schwesterliche oder geschwisterliche Zurechtweisung
sollte immer die erste Maßnahme sein. Wenn diese notwendige
Zurechtweisung unter vier Augen kein Ergebnis bringt und das betroffene
Mitglied darauf nicht positiv reagiert, ist danach die Zurechtweisung mit
mehreren Zeugen und am Ende die Zurechtweisung mit der Gemeinde vorgeschlagen.
In der
Zurechtweisung der Gemeinde darf jedes Mitglied berufen fühlen und die
Verantwortung der Gemeinde wird dabei anerkannt.
Es geht nicht
darum, ob ein Mitglied Unrecht getan hat oder nicht, sondern darum, wie wir
Christen bei einem Fehlverhalten, das deutlich erkennbar ist,
untereinander vorgehen sollten. Wir können uns daran erinnern, dass vor dieser
Anweisung einer stufenweisen Zurechtweisung an die Jünger und Mitchristen ,
Jesus im Kap.18, Vers 6 bis 9 sagt: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich
glauben, zum Bösen verführt , für den wäre es besser, wenn er mit einem
Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde und weiter heißt es: Wenn
dich deine Hand oder dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie
weg! Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Das bedeutet, der Stand Jesu ist sehr radikal, konkret und genau; aber die
Vorgehensweise, die Jesus von uns erwartet, ist, einfühlsam,
stufenweise, mit viel Geduld und voller Hoffnung zu handeln.
Wir können uns
auch an das Gleichnis Jesu vom verlorenen Schaf erinnern, das Jesus in diesem Zusammenhang erzählt, wo der Hirte
alle seine 99 Schafe in der Wüste allein lässt- und das verlorene Schaf
sucht, bis er es findet.
Obwohl Jesus
auch sagt, dass im Fall der Ablehnung eines Mitgliedes auf alle Versuche, dürfe
man sich von ihm trennen, verspricht er guten Erfolg für diese
stufenweise Vorgehensweise mit viel Geduld und viel Hoffnung, wenn er
sagt:
Alles, was ihr
auf Erden binden werdet,
das wird auch
im Himmel gebunden sein,
und alles, was
ihr auf Erden lösen werdet,
das wird auch
im Himmel gelöst sein.
Alles, was zwei
von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater
erhalten.“
Gottvertrauen
und Gebet spielen eine wichtige Rolle, um Erfolge in der Zurechtweisung der
Mitmenschen erzielen zu können.
Wenn wir den
Text des Evangeliums versuchen zu verstehen, können wir überdenken, ob es uns
leicht fällt einen Mitmenschen zurechtzuweisen oder ob wir eher das falsche
Verhalten ignorieren und zulassen.
Falls wir
gegenüber unseren Mitmenschen nicht den Mut aufbringen ein Fehlverhalten
anzusprechen, finde ich es nicht so problematisch, aber wir sind verantwortlich,
manchmal die eigenen Kinder, den Partner oder Mitarbeiter zurechtzuweisen. Es
ist überlegenswert, in welcher Art und Weise wir diese unsere Verantwortung
wahrnehmen und erfüllen. Ob dabei ein Gebet, die Bitte an Gott und die
Erfahrung seiner Gegenwart die wichtigste Rolle spielt. Er hat uns versprochen,
ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Wenn wir in seiner Gegenwart
leben und ihn immer wieder fragen, bitten und ihn in unsere Entscheidungen
einbeziehen, erleben wir oft Erfolg in allen unseren Bemühungen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen