Predigt
zu Allerheiligen 2016
Als ich
letzte Woche im Fernsehen den Film über das Leben von Martin Luther anschaute,
beeindruckte mich ein Satz aus der Predigt Luthers in diesem Spielfilm. Dieser
Satz lautet ungefähr so: „Gott offenbart sich nicht in den Gebeinen der Heiligen,
sondern im Wort Gottes.“
Der Satz
klingt, als ob Luther ein Gegner der Heiligenverehrung gewesen sei. Die spätere
Entwicklung der protestantischen Kirche mit ihrer Ablehnung der
Heiligenverehrung hat ihren Ursprung im Protest Luthers gegen die Heiligenverehrung.
Obwohl wir die extremen und radikalen Folgen der Predigten Luthers nicht
akzeptieren können, wissen wir alle, dass Luther nicht ohne Grund gegen
Heiligenverehrung und gegen Ablass gepredigt hat.
Im 15.
Jahrhundert hat die Heiligenverehrung in der katholischen Kirche eine
übertriebene und verkehrte Art erreicht, so dass die Heiligenverehrung die
Gläubigen nicht mehr zu Christus und zum Wort Gottes führten, sondern sogar von
Christus und vom Wort Gottes weg führten.
Die
Predigt Luthers gegen Heiligenverehrung und Ablass, war gegen den Missbrauch
dieser wertvollen Tradition der Heiligenverehrung, die anstatt uns auf den
richtigen Weg der Gotteserfahrung zu führen, leider zu Spaltung und Krieg
zwischen Christen geführt hat.
Heute
noch gibt es im Hinduismus die Sitte, dass jeder Gläubige seine Eltern,
Verwandte oder Vorbilder nach ihrem Tod als Heilige oder sogar als Gottes
Gegenwart verehrt und später sogar für sie Heiligenstätte errichten kann.
Bis zum
10. Jahrhundert, als die Heiligsprechung in der katholischen Kirche nach
strengen Regeln dem Papst unterlag und das vorbildliche Leben von diesen
Heiligen in den örtlichen, regionalen und weltweit Anerkennung finden mußte,
war die Heiligenverehrung in der Kirche auch nicht viel anders. Es führte sogar
dazu, dass Wohlhabende für ihre Angehörigen Erinnerungsstätten bauten,
die das Potenzial hatten Heiligenstätten zu werden und dass man diese
Heiligenstätten für materielle Gewinne leicht missbrauchen konnte.
Bis zum
15. Jahrhundert stand trotz der strengen Regeln die Heiligenverehrung in der
Kirche im Vordergrund, oft noch über der Verehrung Christi und Umsetzung seiner
Botschaft. Einige Gläubige haben damals sogar während der Eucharistiefeier vor
der Statue der Heiligen um Fürsprache gebetet, anstatt an der Eucharistiefeier
teilzunehmen, was den Sinn der Heiligenverehrung ganz in die falsche Richtung
leitete.
Wenn wir
den Protest Luthers in diesem Sinne verstehen, worüber wir wahrscheinlich im
Lutherjahr noch oft hören werden, sollen wir die Bedeutung der
Heiligenverehrung nicht vergessen. Die Heiligen sind unsere Mitmenschen, die
vor uns heimgegangen sind und uns in verschiedenen Bereichen der
Christusnachfolge Vorbilder gewesen sind und heute noch als Vorbilder
dienen.
Am
Hochfest Allerheiligen verehren wir die Heiligen als Vorbilder, deren
Leben uns motivieren kann, Christus und seiner Botschaft nachzufolgen und im
eigenen Leben entsprechende Änderungen vorzunehmen. Wir könnten einige Heilige
als unsere persönlichen Vorbilder verehren und sie um ihre Fürsprache bitten,
dadurch würde unser Leben bestimmt bereichert.
Unsere
Namenspatrone, die Patronen der Pfarrkirche oder Filialkirche, die Patronen in
besonderen Wallfahrtskirchen, die wir gerne besuchen, der Patron des Landes,
des Bistums oder Namenspatronen der Eltern oder Kinder sind nur einige
Beispiele dafür.
Am Fest
Allerheiligen bewundern wir den Mut aller Heiligen, die Christus mit ganzem
Herzen und ganzer Seele nachgefolgt sind, wir danken ihnen für ihr
vorbildliches Leben und bitten um ihre Fürsprache. Möge uns Christus befähigen
nach dem Vorbild der Heiligen zu handeln und nach dem Sinn des Gotteswortes
unser Leben auszurichten.
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