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Mittwoch, 2. November 2016

Allerheiligen 2016

Predigt zu Allerheiligen 2016
Als ich letzte Woche im Fernsehen den Film über das Leben von Martin Luther anschaute, beeindruckte mich ein Satz aus der Predigt Luthers in diesem Spielfilm. Dieser Satz lautet ungefähr so: „Gott offenbart sich nicht in den Gebeinen der Heiligen, sondern im Wort Gottes.“

Der Satz klingt, als ob Luther ein Gegner der Heiligenverehrung gewesen sei. Die spätere Entwicklung der protestantischen Kirche mit ihrer Ablehnung der Heiligenverehrung hat ihren Ursprung im Protest Luthers gegen die Heiligenverehrung.  Obwohl wir die extremen und radikalen Folgen der Predigten Luthers nicht akzeptieren können, wissen wir alle, dass Luther nicht ohne Grund gegen Heiligenverehrung und gegen Ablass gepredigt hat.

Im 15. Jahrhundert hat die Heiligenverehrung in der katholischen Kirche eine übertriebene und verkehrte Art erreicht, so dass die Heiligenverehrung die Gläubigen nicht mehr zu Christus und zum Wort Gottes führten, sondern sogar von Christus und vom Wort Gottes weg führten.

Die Predigt Luthers gegen Heiligenverehrung und Ablass, war gegen den Missbrauch dieser wertvollen Tradition der Heiligenverehrung, die anstatt uns auf den richtigen Weg der Gotteserfahrung zu führen, leider zu Spaltung und Krieg zwischen Christen geführt hat.

Heute noch gibt es im Hinduismus die Sitte, dass jeder Gläubige seine Eltern, Verwandte oder Vorbilder nach ihrem Tod als Heilige oder sogar als Gottes Gegenwart verehrt und später sogar für sie Heiligenstätte errichten kann.
  
Bis zum 10. Jahrhundert, als die Heiligsprechung in der katholischen Kirche nach strengen Regeln dem Papst unterlag und das vorbildliche Leben von diesen Heiligen in den örtlichen, regionalen und weltweit Anerkennung finden mußte, war die Heiligenverehrung in der Kirche auch nicht viel anders. Es führte sogar dazu, dass Wohlhabende für ihre Angehörigen  Erinnerungsstätten bauten, die das Potenzial hatten Heiligenstätten zu werden und dass man diese Heiligenstätten für materielle Gewinne leicht missbrauchen konnte.

Bis zum 15. Jahrhundert stand trotz der strengen Regeln die Heiligenverehrung in der Kirche im Vordergrund, oft noch über der Verehrung Christi und Umsetzung seiner Botschaft. Einige Gläubige haben damals sogar während der Eucharistiefeier vor der Statue der Heiligen um Fürsprache gebetet, anstatt an der Eucharistiefeier teilzunehmen, was den Sinn der Heiligenverehrung ganz in die falsche Richtung leitete.

Wenn wir den Protest Luthers in diesem Sinne verstehen, worüber wir wahrscheinlich im Lutherjahr noch oft hören werden, sollen wir die Bedeutung der Heiligenverehrung nicht vergessen. Die Heiligen sind unsere Mitmenschen, die vor uns heimgegangen sind und uns in verschiedenen Bereichen der Christusnachfolge Vorbilder gewesen sind und heute noch als Vorbilder dienen. 

Am Hochfest  Allerheiligen verehren wir die Heiligen als Vorbilder, deren Leben uns motivieren kann, Christus und seiner Botschaft nachzufolgen und im eigenen Leben entsprechende Änderungen vorzunehmen. Wir könnten einige Heilige als unsere persönlichen Vorbilder verehren und sie um ihre Fürsprache bitten, dadurch würde unser Leben bestimmt bereichert.

Unsere Namenspatrone, die Patronen der Pfarrkirche oder Filialkirche, die Patronen in besonderen Wallfahrtskirchen, die wir gerne besuchen, der Patron des Landes, des Bistums oder Namenspatronen der Eltern oder Kinder sind nur einige Beispiele dafür.


Am Fest Allerheiligen bewundern wir den Mut aller Heiligen, die Christus mit ganzem Herzen und ganzer Seele nachgefolgt sind, wir danken ihnen für ihr vorbildliches Leben und bitten um ihre Fürsprache. Möge uns Christus befähigen nach dem Vorbild der Heiligen zu handeln und nach dem Sinn des Gotteswortes unser Leben auszurichten.

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