Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 27. März 2016

Osternacht 2016

Predigt
Liebe österliche Festgemeinde!

Als ich  am letzten Samstag an einer Beerdigung eines alten Pfarrers teilnahm, wurde beim Requiem gesagt, dass der Verstorbene in seinem Testament festgelegt habe, dass er keinerlei Reden oder eine Predigt über seine Person und sein Wirken bei der Beerdigung wünsche, sondern Worte über den Tod und über die Auferstehung, weil er sein ganzes Leben in der Hoffnung auf die Auferstehung lebte und im Hinblick darauf priesterlich wirkte und die Menschen motivierte zur Hoffnung auf die Auferstehung. Angesichts der Hoffnung auf die Auferstehung war eine Lobrede am Grab ihm unwichtig. Nach dem Gottesdienst und der Beerdigung fand ich die Stimmung sehr hoffnungsvoll und sogar fröhlich, als ob wir einen Vorgeschmack der himmlischen Freude empfingen; seltsam bei einer Beerdigung, aber vorstellbar.

Der Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben ist das größte Geschenk unseres Christseins und die größte Hoffnung unseres Menschseins. Die Überzeugung an die Auferstehung nach dem Tod und das ewige Leben macht die weltliche Macht, Luxus, Anerkennung oder Einfluss unbedeutend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mit meinem Tod alles vorbei sein soll. Die Hoffnung auf die unendliche Verlängerung meines Lebens macht mich hoffnungsvoll und lässt mich zuversichtlich leben, trotz der Fehler und Schwächen oder wenn ich eine Niederlage erlebe oder von Menschen enttäuscht werde.

Wir gedenken heute der Auferstehung eines jungen Mannes, der mit 33 Jahren ungerecht verurteilt und gekreuzigt wurde. Wir gedenken heute der Verwandlung von Trauer der Jünger Jesu in eine unvorstellbare Freude als die Frauen, drei Tage nach dem Tod Jesu die Nachricht seiner Auferstehung brachten und Petrus es durch die Besichtigung des leeren Grabes bezeugte.

Die Auferstehung einzelner verstorbenen Menschen war gegen den Vorstellungen der Juden. Aber das jüdische Volk musste anerkennen, dass diese für sie unglaubwürdige Nachricht und ihre Folgen die Weltgeschichte neu geschrieben hat. Heute noch geschieht Vieles in der Welt gegen unseren Vorstellungen und gegen unseren Erwartungen. Das Osterfest und der Glaube an den Auferstandenen laden uns ein, viele Geschehnisse gegen unseren Vorstellungen, Erwartungen und Wünschen anzuerkennen und dafür offen zu sein.

Am Grab erschien Jesus  Maria Magdalena und anderen Frauen, danach mehrmals den Aposteln bis zu seiner Himmelfahrt und einmal erschien er sogar 500 Jüngern. Wie  später Jesus dem Paulus erschien, so erleben wir in der Geschichte des Christentums, dass Jesus mehrmals mehreren Gläubigen an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Situationen erschienen ist oder diese Gläubigen Jesus in einer Vision oder Erscheinung erlebt haben. Heute noch erleben manche Menschen die Gegenwart Jesu und seine Botschaft persönlich.

Die Auferstehung Jesu ist nicht biologisch, medizinisch, naturwissenschaftlich oder philosophisch zu beweisen, sondern persönlich zu erleben. Weil die Juden damals nicht bereit waren, die Geschehnisse gegen ihrer Vorstellung anzuerkennen, verbreiteten sie über die Auferstehung Jesu Geschichten, nämlich während die Wächter schliefen, hätten die Jünger seinen Leichnam gestohlen oder der Gärtner hätte den Leichnam Jesu wegbringen lassen, weil er seine Pflanzen im Garten beim Besuch von vielen möglichen Anhängern Jesu nicht zerstören lassen wollte. Wer für Neuheiten, Überraschungen, unerwartete Wirklichkeit und Geschehnisse gegen eigenen Vorstellungen und Wünschen im Leben und in der Gesellschaft nicht offen sein kann und dafür kein Verständnis zeigt, der wird es auch schwer finden an die Auferstehung eines Verstorbenen zu glauben oder dem Auferstandenen zu begegnen. Die Auferstehung Jesu ist für uns Christen nicht nur ein Dogma oder eine Glaubenswahrheit, die zu glauben verpflichtet ist und die wir im Gebet des Glaubensbekenntnisses zum Ausdruck bringen; sondern eine persönliche Erfahrung, Überzeugung und Hoffnung. Wenn wir offen und überzeugt mit dieser frohen Botschaft der Auferstehung leben, kann unser Alltag davon geprägt sein. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien und bes. den Kranken von Herzen ein frohes, gesegnetes Osterfest, viele freudige Überraschungen, Neuheiten, freudige unerwartete Geschehnisse im eigenen Leben und in der Gesellschaft.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen