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Montag, 26. April 2021

4. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B, 2021

Predigt  Jn. 10:11-18; 4. Sonntag der Osterzeit, 

Guter Hirte Sonntag

Lesejahr B, Am 24.04.2021

 

Als Jesus sich als guter Hirte bezeichnete, bekamen seine Zuhörer eine Ahnung über die Person und das Programm Jesu.   

In Israel gab es damals viele Hirten und viele Herden.  

Der Begriff Hirte war für die Menschen in Israel aus ihrer Kultur, Tradition und der alltäglichen Erfahrung bekannt.   

In der altorientalischen Kultur stand der Begriff Hirte für die Herrscher und für die Götter.   

Die Herrscher haben alles bestimmt und zu den Göttern haben die Menschen gebetet und auf alles gehofft.   

Aber weder die Herrscher noch die Götter konnten den Menschen immer in ihrer Not helfen.  

 

In der jüdischen Tradition gab es auch eine Vorstellung über die Hirten. Das Buch Ezechiel Kapitel 43 gibt eine Beschreibung von Hirten, der dem Volk treu bleibt.   

Im Psalm 23 wird Gott, Jahwe, als Hirte bezeichnet, der sich um seine Schafe kümmert. Wir lesen dort: „Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“  

 

Deswegen hat der Begriff Hirte die Zuhörer Jesu an die altorientalische Tradition als Herrscher und Götter erinnert. 

Gleichzeitig hat die Erinnerung dieses Begriffes Hirte aus der jüdischen Tradition als Jahwe, in den Zuhörern Jesu, Hoffnung und Geborgenheit geweckt.  

 Aber wenn Jesus den Begriff eines guten Hirten erklärt und sich selbst als der gute Hirt bezeichnet, haben wahrscheinlich die Zuhörer damals wie heute verstanden, dass Jesus damit viel mehr gemeint hat, als der Begriff, damals in altorientalischer Tradition und in jüdischer Tradition bedeutet hat.

 

Jesus sagte, dass der gute Hirt sein Leben für seine Schafe gibt, aber der bezahlte Knecht die Schafe im Stich lässt, wenn der Wolf kommt.  

Wie ein guter Hirt hat Jesus sein Leben für die Menschen hingegeben.  

Jesus sagte: „Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, die Schafe hören auf meine Stimme“, Diese Worte zeigen die Freundschaft, Liebe, die tiefe Beziehung und das Vertrauen zwischen Jesus und seinem Volk.   

Die Darstellung Jesu als guter Hirte ist sehr genau, intensiv und persönlich.   

 

Letztes Jahr um diese Zeit hörten wir in den Medien, dass mit einer selbstlosen Tat ein italienischer Priester inmitten der Corona-Krise weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Er überließ einem Mitpatienten sein eigenes Beatmungsgerät und starb daraufhin.  

Seine Kirchengemeinde hatte das Gerät speziell für den infizierten Priester erworben, weil es in der Region an entsprechender Ausstattung in den Kliniken mangelte. Für diesen Priester war das Leben eines Mitmenschen wichtiger als sein eigenes Leben. Er handelte wie Jesus, der als guter Hirte sein Leben für die Menschen hingab.  

Mit anderen Worten, dieser italienische Priester und viele andere Menschen sind bei unterschiedlichen Anlässen und Situationen dem Beispiel Jesu gefolgt.  

Sie haben die Worte Jesu erfüllt, die lauten:    

Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe. (Joh. 13,15)  

 

Seit früheren Zeiten werden in der christlichen Tradition die Bischöfe und Priester als Hirte bezeichnet.   

Wahrscheinlich wird aus diesem Grund, der guter Hirte-Sonntag als Weltgebetstag für geistliche Berufe gefeiert und an diesem Sonntag wird besonders für geistliche Berufe gebetet. 

Dieses Jahr feiern wir den 58. Weltgebetstag der geistlichen Berufe.   

Dazu hat Papst Franziskus eine Botschaft geschrieben mit dem Titel: Der heilige Josef – der Traum der Berufung.   

In dieser Botschaft schreibt Papst Franziskus, dass wir heute zum 150. Jahrestag der Erhebung des heiligen Josef zum Schutzpatron der ganzen Kirche und im Jahr der besonderen Verehrung des hl. Josephs, der hl. Joseph das Vorbild für geistliche Berufe sein kann.   

Aus dem Leben des hl. Josephs nimmt der Papst drei Schlüsselwörter und sagt, dass diese Begriffe den geistlichen Beruf kennzeichnen können.  

 

Der erste Begriff aus dem Leben des hl. Josephs ist der Traum.   

Der Traum ist mit Hoffnung und Liebe verbunden, sagt der Papst.   

Der zweite ist der Dienst.   

Der Dienst ist eine Selbsthingabe, wie der hl. Joseph es getan hat und wie wir im Leben Jesu erfahren.   

Der dritte ist die Treue, die im Leben des hl. Josephs und im Leben Jesu ganz bis zum Ende sichtbar wurde.

Treue schenkt Mut und Freude, sagt der Papst.  

 

Aber als Jesus über sich als guter Hirte redete, gab es keine Hierarchie, keine Bischöfe, keine Priester, keine geistlichen Berufe. Es gab nur seine Zuhörer, die ihm nachfolgen wollten. 

Als Jesus sich als guter Hirte bezeichnete und seinen Zuhörern sich selber als Beispiel gab, hat Jesus alle Christen als gute Hirten berufen. 

  

Die Hirtenaufgabe gehört zu jedem Christen in unterschiedlicher Art und Weise. 

Wie der hl. Joseph ist jeder berufen mit Träumen, Hoffnung und Liebe, mit einem Dienst der Selbsthingabe, mit Treue, Mut und Freude in seinem Umfeld guter Hirte zu sein.  

Jesus ist unser guter Hirte. Jesus hat auch uns berufen, gute Hirten zu sein. 

 

 

 

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