Evangelium vom 6. Sonntag im Jahreskreis,
Lesejahr B:
Mk 1,40-45
Aussätzige
Menschen wurden damals in Israel durch ihre Krankheit für unrein
gehalten. Der Aussatz war nicht eine bestimmte Krankheit, sondern es waren
verschiedene Hautkrankheiten, die ansteckend waren und solche Menschen
betrachtete man damals als lebendig tote Menschen. Sie wurden von der
Gesellschaft ferngehalten und durften nicht zu Versammlungen kommen, nicht zum
Gebet in die Synagoge gehen und den Menschen nicht nahe kommen. Es hatte
hygienische Gründe, sie wurden als sündige Menschen betrachtet und ihre
Krankheit als Strafe Gottes für ihre Sünden interpretiert. Deswegen hatten sie
kein Recht mit anderen gesunden Menschen zusammen zu leben. Diese kranken
Menschen wurden von ihrer Familie, Verwandten, Freunden und Nachbarn sehr
distanziert und sie mussten in der Einsamkeit leben. Über diese Menschen können
wir sagen, dass sie am Rande der Gesellschaft lebten. Nicht nur die
Aussätzigen, sondern auch alle kranken und armen Menschen haben die damaligen
Juden als von Gott gestrafte Menschen für ihre Sünden betrachtet und sie
diskriminiert.
Falls
jemand von dieser Gruppe der Aussätzigen geheilt wurde, musste er sich beim
Priester zeigen und der Priester sollte bezeugen, dass er wieder gesund sei und
nur dann durfte er wieder in die Familie und in sein eigenes Dorf oder in seine
Stadt zurückkehren. Das passierte aber selten. Auch wenn manchmal die
Aussätzigen wieder gesund wurden und in die Heimat zurückkehrten, wurden sie
von ihren eigenen Leuten nicht als gleichwertig anerkannt.
Der
Aussätzige im heutigen Evangelium sagte zu Jesus, „wenn du willst kannst du
machen, dass ich rein werde“. Das bedeutet dieser Mensch setzte eine große
Hoffnung auf Jesus, er war überzeugt, dass Jesus ihn heilen könnte und glaubte,
dass Jesus es tun will. Die Antwort war sehr hoffnungsvoll. Jesus streckte die
Hand aus berührte ihn und sagte: Ich will es, werde rein.“ Durch die Berührung
zeigte Jesus, dass er diesen kranken Menschen genauso wie die gesunden Menschen
anerkennt und gleichwertig behandelt.
Heute
gibt es auch viele Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, ein Beispiel
sind die Obdachlosen. Die Kirchen möchten alle diese Menschen, die in der
Gesellschaft nicht gut integriert sind, wieder in die Gesellschaft integrieren
und ihnen ein normales Leben schenken. Es gibt viele Versuche dafür, obwohl
trotz der Mühe vieler Menschen nicht vieles in diesem Sinne gelingt. Das
Kloster Bonifaz in München unterhält zum Beispiel eine Unterkunft für
obdachlose Menschen, schenkt Kleidung und Essen.
Unser
Erzbischof hat Seelsorger für obdachlose Menschen bestimmt, die bereit sind
Gespräche zu führen und die Hilfe für ihre Notsituation anzubieten. Der Staat
leistet auch finanzielle Unterstützung für solche Menschen. Trotzdem ist die
Zahl dieser am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen nicht niedrig, weil
täglich Menschen durch Enttäuschungen im Beruf und in der Familie, durch
Probleme, Streit, Krankheit oder Schulden auf der Straße landen und dann selten
fähig werden zurück zu kehren in die Normalität. Das passiert aus dem Grund,
dass viele Menschen in der Phase des Absturzes ihre Probleme selbst nicht
erkennen und keine entsprechende Hilfe holen, oder sich nicht helfen lassen
wollen oder auch, dass die Menschen, die die negative Veränderung sehen, nicht
bereit sind zu helfen. Nur mit gegenseitiger Verantwortung für die Mitmenschen
und für die Gesellschaft können wir das Zusammenleben in Ordnung halten und
menschenwürdig gestalten.
Am
Beispiel der Heilung des Aussätzigen hörten wir, dass er sich dem Priester
zeigen sollte und ein Reinigungsopfer bringen sollte. Das Reinigungsopfer steht
für seine Bereitschaft, etwas zu opfern, womit der Geheilte letztendlich seine
Gesetzestreue zu den jüdischen Gesetzen zeigen soll. Das bedeutet, dass die
wieder gesund gewordenen Menschen bereit sind, sich in der Gesellschaft zu
integrieren und nach den Normen, Sitten und der Tradition der Gesellschaft zu
leben. Ohne Einhalt von Normen, Sitten und Traditionen ist ein glückliches
gesellschaftliches Leben nicht möglich. Jesus war auch davon überzeugt, wie die
übrigen Juden damals und deswegen versuchte Jesus alle guten Traditionen und
Sitten weiter zu pflegen und forderte die Menschen auf es auch zu tun. Daher
sagte er dem geheilten kranken Mann sich den Priestern zu zeigen und das Reinigungsopfer
zu bringen.
Was
bedeutet diese Heilung für uns heute?
Bald
sind die Faschingstage vorbei und für uns Christen beginnt dann die Fastenzeit.
Die
Fastenzeit gibt uns Anlass mehr über unser Leben nachzudenken, einige
Verbesserungen in manchen Bereichen des Lebens zu machen, da wo es nötig ist,
so wie wir unser Haus, unsere Wohnung oder unser Auto von Zeit zu Zeit
gründlich pflegen, um dann erfrischt, gesund mit Selbstbewusstsein, Freude, Mut
und Gelassenheit wieder ein schönes, erfülltes und freudiges Leben führen zu
können. Dafür sind manche Sitten, Traditionen und mutige Entscheidungen
notwendig. Das wünsche ich uns für die Fastenzeit 2018 und viel Segen und Gnade
Gottes dazu.