Predigt
Jn.10,1-10
Predigt
In den letzten Jahren hatte ich Gelegenheit
Schafe etwas näher zu betrachten, die Bewegung der Schafe in der Herde zu
beobachten und sogar Schafe zu berühren oder zu füttern. Ich habe festgestellt,
dass Schafe sehr einfache und unkomplizierte Tiere sind, die schnell
untereinander und mit Menschen vertraut werden. Es ist ziemlich einfach Schafe
zu füttern, weil sie viele verschiedene Gräser Pflanzen, sowie Heu und Stroh fressen
und keine großen Anforderungen ans Futter stellen.
Es kann nicht so schwierig sein Schafe zu
führen, weil das Schaf ein Herdentier ist, das gerne in Gemeinschaft lebt und
sich in der Gemeinschaft der gleichen Tierart sicher und wohl fühlt. Falls ein
Schaf die Gemeinschaft der Herde verlässt, verliert es oft sogar die
Überlebenschance.
Jesus vergleicht die Menschen und Völker
mit Schafen und Herde, weil die Menschen trotz der Persönlichkeit des Einzelnen
grundsätzlich einfach und unkompliziert sind und sie die Gemeinschaft z. B. in
der Familie, in einer Glaubensgemeinschaft, im beruflichen und
gesellschaftlichen Gemeinschaftsleben schätzen und mögen
und sich einordnen lassen unter der
Führung einer Leitung.
Leiter eines Volkes waren zu Lebzeiten
Jesu oft Kaiser oder Könige, die ein Leben in Luxus führten und für alles
Diener hatten, aber Menschen und Völker ausnutzten, unterdrückten und sie sogar
oft hungern ließen. Die bestimmende Art und Macht, die letzte Entscheidung in
allen Fragen des Lebens treffen zu können, verursacht auch heute manchmal
ungerechtes und menschenverachtendes Denken und Handeln.
Heute gibt es nicht mehr viele Länder die
von Königen regiert werden. Leiter der Völker haben heute andere Namen wie
Präsident, Kanzler, Premier, Minister. Die Funktion und Aufgaben dieser Leiter
und ihr Lebensstil können wir mit einem König der Antike vergleichen und feststellen,
dass in vielen Bereichen des Dienstes heute Vieles besser geworden ist.
Trotzdem ist Jesus mit diesem
Leitungsbild unzufrieden und stellt sich selber vor als ein treusorgender Hirte
einer Schafherde und schlägt vor, dass der Leiter eines Volkes wie ein
Hirt sein soll. Jesus nennt sich als Hirt, der seine Schafe kennt und sie seine
Stimme kennen, der durch die Tür in den Stall reinkommt, nicht wie ein Dieb,
der anderswie einsteigt, um zu schlachten und zu vernichten. Der gute Hirt gibt
sein Leben für seine Schafe, weil er sie liebt. Das Bild vom Hirten hat Jesus
damals nicht unbedingt für das Leitbild von Bischöfen und Priester gemeint,
weil es damals keine Bischöfe und Priester gab, erst später wurde das Bild vom
Hirten übertragen auf Bischöfe und Priester.
Dieser Vergleich Jesu zwischen dem Hirten
und der Schafherde wirft die Frage auf, ob wir uns mit Schafe und
Herde vergleichen können. Sind wir so einfach zu führen, suchen wir die
Gemeinschaft und fügen wir uns ein in die Regeln der Gesellschaft und reagieren
unkompliziert?
Es ist auch zu bedenken, dass die
Führungsart von Königen und ähnlichen Herrschern uns beeinflussen und wir
ihre oft ungerechte, Art und Mentalität aufnehmen und verinnerlichen
können. Gibt es heute weltliche und kirchliche Führer, die wirkliche Hirten
sind und ihr Leben für die Menschen hingeben würden?
Ich denke, jeder Mensch kann Schaf und
Hirt sein und in jedem Mensch ruhen Eigenschaften eines Hirten und eines
Königs. Leichter ist es vielleicht wie ein König zu leben oder wenigstens
einige Eigenschaften von einem König zu haben, als ein Hirt zu sein, der immer
nur sich hingibt, seine Herde liebt und schützt, ohne etwas zurück zu erwarten.
Ein Hirt spürt Erfüllung, wenn er für seine
Schafe lebt und seine Schafe schützt. Wir können uns entscheiden, ob wir wie
Schafe sein wollen und Hirt werden möchten oder uns wie Könige verhalten. Jesus
ist unser Hirt. Seine Jünger können nur Hirt sein.
In jeder Eucharistiefeier erleben wir die
intensive und vollkommene Hingabe Jesus, als unser Hirt. Wenn wir ihm am Altar
begegnen und seinen Leib und sein Blut empfangen, empfangen wir die Gnade Hirt
zu sein, wie Jesus; um
diese Gnade wollen wir bitten.
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