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Mittwoch, 31. Mai 2017

4. Sonntag der Osterzeit

Predigt 
Jn.10,1-10

Predigt
In den letzten Jahren hatte ich Gelegenheit Schafe etwas näher zu betrachten, die Bewegung der Schafe in der Herde zu beobachten und sogar Schafe zu berühren oder zu füttern. Ich habe festgestellt, dass Schafe sehr einfache und unkomplizierte Tiere sind, die schnell untereinander und mit Menschen vertraut werden. Es ist ziemlich einfach Schafe zu füttern, weil sie viele verschiedene Gräser Pflanzen, sowie Heu und Stroh fressen und keine großen Anforderungen ans Futter stellen. 
Es kann nicht so schwierig sein Schafe zu führen, weil das Schaf ein Herdentier ist, das gerne in Gemeinschaft lebt und sich in der Gemeinschaft der gleichen Tierart sicher und wohl fühlt. Falls ein Schaf die Gemeinschaft der Herde verlässt, verliert es oft sogar die Überlebenschance.
Jesus vergleicht die Menschen und Völker mit Schafen und Herde, weil die Menschen trotz der Persönlichkeit des Einzelnen grundsätzlich einfach und unkompliziert sind und sie die Gemeinschaft z. B. in der Familie, in einer Glaubensgemeinschaft, im beruflichen und gesellschaftlichen Gemeinschaftsleben schätzen und mögen
und sich einordnen lassen unter der Führung einer Leitung.

Leiter eines Volkes waren zu Lebzeiten Jesu oft Kaiser oder Könige, die ein Leben in Luxus führten und für alles Diener hatten, aber Menschen und Völker ausnutzten, unterdrückten und sie sogar oft hungern ließen. Die bestimmende Art und Macht, die letzte Entscheidung in allen Fragen des Lebens treffen zu können, verursacht auch heute manchmal ungerechtes und menschenverachtendes Denken und Handeln.

Heute gibt es nicht mehr viele Länder die von Königen regiert werden. Leiter der Völker haben heute andere Namen wie Präsident, Kanzler, Premier, Minister. Die Funktion und Aufgaben dieser Leiter und ihr Lebensstil können wir mit einem König der Antike vergleichen und feststellen, dass in vielen Bereichen des Dienstes heute Vieles besser geworden ist.

Trotzdem ist Jesus mit diesem Leitungsbild unzufrieden und stellt sich selber vor als ein treusorgender Hirte einer Schafherde und  schlägt vor, dass der Leiter eines Volkes wie ein Hirt sein soll. Jesus nennt sich als Hirt, der seine Schafe kennt und sie seine Stimme kennen, der durch die Tür in den Stall reinkommt, nicht wie ein Dieb, der anderswie einsteigt, um zu schlachten und zu vernichten. Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe, weil er sie liebt. Das Bild vom Hirten hat Jesus damals nicht unbedingt für das Leitbild von Bischöfen und Priester gemeint, weil es damals keine Bischöfe und Priester gab, erst später wurde das Bild vom Hirten übertragen auf Bischöfe und Priester.

Dieser Vergleich Jesu zwischen dem Hirten und der Schafherde wirft die Frage auf,   ob wir uns mit Schafe und Herde vergleichen können. Sind wir so einfach zu führen,  suchen wir die Gemeinschaft und fügen wir uns ein in die Regeln der Gesellschaft und reagieren unkompliziert?

Es ist auch zu bedenken, dass die Führungsart von Königen und ähnlichen Herrschern uns beeinflussen und wir ihre oft ungerechte, Art und Mentalität aufnehmen und verinnerlichen können. Gibt es heute weltliche und kirchliche Führer, die wirkliche Hirten sind und ihr Leben für die Menschen hingeben würden?

Ich denke, jeder Mensch kann Schaf und Hirt sein und in jedem Mensch ruhen Eigenschaften eines Hirten und eines Königs. Leichter ist es vielleicht wie ein König zu leben oder wenigstens einige Eigenschaften von einem König zu haben, als ein Hirt zu sein, der immer nur sich hingibt, seine Herde liebt und schützt, ohne etwas zurück zu erwarten.

Ein Hirt spürt Erfüllung, wenn er für seine Schafe lebt und seine Schafe schützt. Wir können uns entscheiden, ob wir wie Schafe sein wollen und Hirt werden möchten oder uns wie Könige verhalten. Jesus ist unser Hirt. Seine Jünger können nur Hirt sein.

In jeder Eucharistiefeier erleben wir die intensive und vollkommene Hingabe Jesus, als unser Hirt. Wenn wir ihm am Altar begegnen und seinen Leib und sein Blut empfangen, empfangen wir die Gnade Hirt zu sein, wie Jesus; um
diese Gnade wollen wir bitten.

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