Begrüßung
Heute feiern wir das Fest Taufe des Herrn und beschließen damit die Liturgie
des Weihnachtsfestkreises. Mit der Taufe begann Jesus sein öffentliches Wirken.
Wir hören in der Liturgie über die Botschaften und Taten Jesu, die uns bei den
vielfältigen Aufgaben in unserem Alltag helfen können.
Wie damals Jesus getauft wurde, sind wir alle getauft. Wir bitten um die
Gaben des Heiligen Geistes, der auf Jesus herab kam und möchten hören,
wie über Jesus gesagt wurde, du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen
gefunden habe.
Predigt: Mt.3:13-17
Mit der Taufe Jesu im Fluss Jordan durch seinen Vorläufer Johannes der
Täufer bekam die Taufzeremonie eine neue Dimension.
Vor und nach der Zeit Jesu gibt es die Taufzeremonie in mehreren
Kulturen und Religionen in mehreren Flüssen. Wo es keinen Fluss gab,
ließen die Menschen sich eintauchen am See oder am Brunnen. Rituelles Waschen
mit einem Becher Wasser war auch manchmal ein Ersatz für die Taufe.
Die bedeutenden Flüsse, in denen die Menschen sich für die Vergebung der
Sünden taufen ließen, waren der Nil in Ägypten, der Jordan in Israel und der
Ganges in Indien. Weit entfernt vom Fluss Ganges lebende Menschen hatten den
Wunsch, einmal im Leben zum Ganges zu reisen und im Wasser des Flusses
einzutauchen, für die Vergebung der Sünden und um in den Himmel zu gelangen.
Die Wirkung Johannes des Täufers im Jordan war im ersten Blick ein ganz
normales gewöhnliches Tun, was für viele Menschen in Israel, Ägypten,
Babylonien und Indien üblich war oder wie wir es heute im Hinduismus erleben.
Trotzdem war die Tat von Johannes etwas außergewöhnliches, weil bis dahin in
allen Kulturen und Religionen die Menschen freiwillig im Wasser eines
bestimmten Flusses eintauchten, für die Vergebung der Sünden oder sich rituell
wuschen und Gott um Vergebung der Sünden baten. Bei Johannes dem Täufer war die
Taufe ganz anders.
Johannes der Täufer hat die Menschen eingeladen, ermahnt und sogar
aufgefordert ihre Sünden zu bekennen und sich taufen zu lassen. Bei Johannes
war es nicht so, dass jeder freiwillig ins Wasser eintauchte, wie es damals
üblich war, sondern Johannes taufte die Menschen im Wasser. Die Mitwirkung
einer zweiten Person in der Taufzeremonie war die Einführung von Johannes der
Täufer.
Durch die Einladung und Ermahnung hat Johannes die Menschen motiviert
und sogar missioniert. Wenn wir seine Predigt im Lukasevangelium betrachten,
erleben wir, wie Angst machend, warnend und drohend er predigt.
Johannes war überzeugt, dass die Menschen und die Gesellschaft eine
Bekehrung nötig hatten und so zeigte er
keine Scheu, die Menschen entsprechend seiner Überzeugung zu ermahnen. Die
christliche Kirche hat früher diese Art von Johannes in etwa nach gemacht und
später entdeckt, dass sie keine große Wirkung erzielte, obwohl es heute noch
Menschen und Gruppen gibt, die sich mit der Form von Johannes anfreunden
können. D.h. Johannes hat eingeführt und war überzeugt, dass die Taufe und sich
taufen lassen unter Mitwirkung einer weiteren Person nötig ist für ein
glückliches, moralisches gemeinschaftliches Leben.
Auch wenn wir die Angst machende Art der Predigt nicht lange aushalten
können, tut eine Einladung zur Umkehr und Erklärung unserer Fehler manchmal
gut, um unsere Selbst- und Fremdeinschätzung zu vergleichen und um sich selber
ein Bild von sich zu machen.
Jesus selber ist unser Vorbild, weil er sich selber von einer weiteren
Person taufen ließ, von Johannes der Täufer. Der Empfang des Heiligen Geistes
und die Aufnahme in die Gemeinschaft der Glaubenden sind weitere Besonderheiten
der christlichen Taufe.
Was ich heute in Ihre Aufmerksamkeit bringen wollte war folgendes.
Die Taufe gibt es nicht nur im Christentum oder bei Johannes der Täufer,
sondern in anderen Religionen und Kulturen vor Christus und nach Christus. Ein
Spender der Taufe und eine Einladung zur Taufe gab es in der Taufe des Johannes
der Täufer, den wir auch im Christentum haben. Die Taufspender zeigen die
Bedeutung anderer Personen in unserem Leben und die Bedeutung einer
Gemeinschaft. Christen haben diese Aspekte der Taufe des Johannes übernommen.
Durch einen Spender der Taufe, der im Christentum ein Priester oder Diakon ist,
durch die Taufzeremonie in einer Gemeinschaft und durch die Rolle der Taufpaten
und Taufe als Eintritt in die Mitgliedschaft der Kirche bringen wir im Christentum
die Rolle der Gemeinschaft für das Leben eines Menschen sehr stark zum
Ausdruck. Unsere regelmäßigen Versammlungen im Gotteshaus zeigen dasselbe, die
Bedeutung der Gemeinschaft und unsere Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft über unsere
eigene Familie hinaus. Am Fest Taufe des Herrn wollen wir unsere Zugehörigkeit
zur Kirche festigen, die wir durch die Taufe besiegelt haben und für die
Menschen beten, denen dieses Zugehörigkeitsgefühl schwach geworden ist oder die
es sogar verloren haben.
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