Lesung Johannes 20, 19-23
Buß- u. Bettag 2016
Liebe Mitchristen,
am heutigen Buß- und Bettag wollen wir uns
besinnen und uns prüfen, für was wir Buße tun wollen, für was wir Gott und
unsere Mitmenschen um Vergebung bitten wollen und wem wir vergeben sollten. Wir
glauben, dass das Vergeben und Vergebung im eigenen Leben zu erfahren, uns
Frieden und Heil bringen können.
Wir leben in einer Zeit, in der eine Kultur
der Rache Macht gewinnt. Wahrscheinlich sind die Menschen seit Beginn der
Menschheit von solchen Neigungen und solchem Verhalten geprägt. Heutzutage
erleben wir weltweit, dass manche Menschen eine gewisse Freude an Rache, an
Zerstörung und an Mord haben. Um diese primitiven, teuflischen Neigungen zu
überwinden und dagegen zu kämpfen, brauchen wir die Kraft des Heiligen Geistes.
Wir können das Leben der Christen wie folgt bezeichnen:
Entscheiden mit Vernunft,
Handeln mit Verantwortung,
Einsetzen für den langfristigen Frieden mit
Liebe und Barmherzigkeit.
Oft sind wir als einzelne Personen und als
Gruppe in diesen Punkten schuldig geworden, deshalb wollen wir Gott und die
Menschen um Vergebung bitten und für vergangene Fehler Buße tun. Dafür wollen
wir uns selber prüfen, wo wir schuldig geworden sind und Buße tun, um uns
von Schuld und Sünde zu befreien.
Das Thema Buße wird in allen Weltreligionen
als notwendig für das Heil bezeichnet.
Zu den grundlegenden Aussagen des Korans
gehört z. B. der Satz: „Gott ist gnädig und barmherzig“ (Sure 4,16). ‚Umkehr,
Buße und Reue für die begangenen Sünden sind für die islamische Soteriologie
(griech. = die Lehre von der ”soteria“, die sich mit dem Heil der Menschen und
der Erlösung befasst), sowie im Judentum, Christentum, Buddhismus und
Hinduismus unerlässlich.
Martin Luther beginnt seine Predigt 1539, mit
einer These zur Buße: Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: ‚Tut
Buße’ usw. (Matthäus 4,17).
In der heutigen Lesung hörten wir, wie der
auferstandene Jesus seinen Jüngern wiederholt den Frieden wünscht mit den
Worten: Der Friede sei mit Euch. Mit dem Auftrag Frieden und Versöhnung mit
Gott und den Menschen zu zeigen und zu halten, sandte er seine Jünger in die
ganze Welt, um diesen Frieden und die Versöhnung weltweit zu verbreiten. Indem
Jesus die Jünger anhauchte, empfingen sie den Heiligen Geist und dadurch gab er
Kraft und Mut, sich auch gegenseitig zu vergeben.
Wenn wir Gott um Verzeihung bitten, beten
wir, vergib‘ uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben.
Den Mut und die Kraft, um Menschen zu
vergeben, empfangen wir durch das Gebet
und durch das Wirken des Heiligen Geistes.
D.h. der Glaube, dass nur Gott Sünden
vergeben kann und Gott barmherzig und gnädig ist, wird im Christentum ergänzt
mit dem Aufruf den Schuldigern zu vergeben, um so die Vergebung Gottes im
eigenen Leben erfahren zu dürfen.
Unsere christlicher Glaube und christliche
Verantwortung besteht darin, dass wir nicht nur als einzelne Personen Gott um
Vergebung bitten und Buße für die begangenen Fehler tun, sondern dass wir als
einzelne Personen und Gruppen den Menschen vergeben und einzelne
Menschen und Gruppen bewegen können, Buße zu tun und um Vergebung zu
bitten und zu vergeben.
Wir zeigen unsere Solidarität mit den
Menschen die unter der Sünde leiden müssen, Sünde die in Form von Hass, Terror,
Krieg, Diskriminierung oder Rache erscheint.
Diese verantwortungsvolle Solidarität zeigen
wir mit Glauben, Liebe und Hoffnung, aber auch mit Vernunft und Wachsamkeit, um
die Bewahrung des Friedens und des Heils mit Gott und mit den Mitmenschen zu
erreichen. Heutzutage haben wir genügend Gelegenheit um christlich zu handeln
und unsere verantwortungsvolle Solidarität mit den leidenden Mitmenschen als
unsere Buße zu sehen und gleichzeitig unseren Beitrag zu leisten, um die Macht
der Sünde zu entreißen.
Am Gedenktag Buß- und Bettag tun wir deshalb
auch äußere Zeichen der Buße und des Betens, die in einer Solidarität mit den
Mitmenschen Fleisch und Blut annimmt.
Vergeben und um Vergebung bitten, sich
auf das Wirken des Heiligen Geistes einlassen und die Botschaft des Heils in
Christus verkünden, das wünsche ich uns allen, um das Heil erfahren zu können.
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