Begrüßung:
Zum Festgottesdienst am Christkönigssonntag
begrüße ich Sie herzlich. Wir leben in einer Zeit der Unruhe und kriegerischen
Auseinandersetzungen zur Gewinnung von Weltherrschaft und Weltmacht.
Jesus zeigt der Welt, dass er kein König ist
zu herrschen und Macht auszuüben, sondern ein König des Friedens, ein König der
Liebe und ein König der Barmherzigkeit. Am letzten Mittwoch haben die Kinder
sich mit dem Thema Barmherzigkeit beschäftigt. Die Kinder möchten darüber kurz
berichten.
Predigt:
Im heutigen Evangelium stellt Pilatus einige
Fragen an Jesus.
Erste Frage: Bist du der König der Juden?
Zweite Frage: Was hast du getan?
Und die dritte Frage: Bist du ein König?
Für die erste Frage des Pilatus stellt Jesus
eine Gegenfrage, anstatt eine Antwort zu geben. Die Gegenfrage lautet: Sagst du
das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt?
Mit der Gegenfrage zeigt Jesus, dass er die
erste Frage des Pilatus nicht genau beantworten möchte. Jesus möchte weder ja
noch nein dazu sagen, weil weder ein ja oder nein ganz korrekt sind. Vielleicht
erfahren auch wir es ähnlich, dass wir bei manchen Anlässen oder Fragen weder
ja noch nein sagen können und wir einen Ausweg finden müssen. Diese Haltung von
der Seite Jesu hatte damals genügend Gründe.
Die Juden hatten damals unterschiedliche
Erwartungen an ihren König. Viele Juden haben auf einen König gehofft, der sie
von allen politischen und sozialen Ungerechtigkeiten befreien werde. Diese
Hoffnungen und Erwartungen waren zum Teil umstritten, weil es unter
verschiedenen Gruppen und Kreisen der Juden auch Leute gab, die durch Gewalt
und Terror an die Macht kommen wollten und verbreiteten, dass der Messias durch
Gewalt die Juden von den Römern befreien werde. Jesus wollte solche falschen
Einstellungen und Bewegungen nicht unterstützen und nicht mit solchen
Leuten zusammen arbeiten.
Außerdem ist Jesus nicht nur für die Juden
da. Seine Aufgabe ist nicht begrenzt für eine kleine Minderheit der
Weltbevölkerung, nämlich das jüdische Volk in Israel. Deswegen meint Jesus
nicht, dass er keine königliche Funktion hat, sondern, dass er keine königliche
Funktion übernimmt im Sinne der damaligen Erwartungen vieler Juden.
Deswegen beantwortet Jesus die dritte Frage
des Pilatus, bist du ein König? ganz ausdrücklich:
Er sagt „Ich bin ein König.“ Dann erklärt er,
was für ein König er sei.
Die zweite Frage, was hast du getan? wird
durch die Erklärung der dritten Frage beantwortet: Nämlich, Jesus ist der König
der Wahrheit.
Jesus ist gekommen das Zeugnis für die
Wahrheit abzulegen.
Mehrmals hat Jesus erklärt,
wer er (Jesus) sei: „Ich bin die Wahrheit, ich bin das Leben, ich bin
das Licht, ich bin die Tür, ich bin der Weg, ich bin der wahre Weinstock.
Alles was Jesus in seinem Leben getan und
geredet hat, können wir aufzählen, um eine Antwort auf die zweite Frage des
Pilatus zu erhalten.
Die Verkündigung der frohen Botschaft Jesu,
sein Wirken, um die Kranken zu heilen, den Armen zu helfen oder Hungernde zu
sättigen, sein Einsatz, um Frieden zu stiften und die Gewaltlosigkeit zu
praktizieren sind Antworten zu dieser Frage. Dieses Handeln und
Reden bezeichnet Jesu als Zeugnis für die Wahrheit.
Falls wir uns fragen, was ist Wahrheit,
würden wir sie wahrscheinlich als Tatsache, Sachverhalt, Wirklichkeit,
Echtheit, Richtigkeit, Authentizität, oder als das Gegenteil der Lüge und des
Irrtums bezeichnen. Diese abstrakten Beschreibungen werden konkreter, wenn wir
die Worte und die Taten Jesu in drei wesentliche Punkte einordnen,
Frieden stiften, den Armen und Bedürftigen
helfen, Gewaltlosigkeit predigen.
Diese Beschreibungen werden im Christentum in
einer Person erfüllt und vollendet, in Jesus Christus. Der Apostel Paulus
schreibt im Korintherbrief, dass er die Wahrheit verkündet (Eph. 4, 21; 2Kor.
4, 2)und im Brief an die Epheser, dass Jesus die Wahrheit sei. Paulus spricht
über die Erkenntnis der Wahrheit, die Wahrheit, die jeder von uns erkennen
soll. Der Heilige Geist wird auch als Geist der Wahrheit genannt (Jn. 14, 17,
1Jn. 5,7).
Wenn wir über den König der Wahrheit reden, sollten
wir das Wirken und die Botschaft Jesu als erfüllte und vollendete Wahrheit
verstehen und ihn als König der Wahrheit verehren.
Als König der Wahrheit kann Jesus uns
Wegweiser und Helfer sein, um in Worten, Werken und im Denken wahrhaftig zu
leben, die Wahrheit zu verkünden und sich für die
Wahrheit einzusetzen.