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Donnerstag, 1. Januar 2015

Jahresschlussgottesdienstt 2014

 Predigt: Jo.1.1-18

Wenn wir wie gewohnt täglich in den Spiegel schauen, entdecken wir, dass sich unsere Gesichtszüge verändern und wir jeden Tag älter werden. Für die Kinder ist es eher eine Freude, für die Erwachsenen und für ältere Menschen ist es wahrscheinlich mit einer gewissen Ernsthaftigkeit verbunden. Manchmal denken wir bewusst nach, über den Sinn und das Ziel des Lebens und stellen Fragen über Gott, die Welt, die Mitmenschen, Werte und Sünde. Alles was wir im Leben erreicht haben oder noch erreichen wollen, alles worüber wir uns freuen oder was wir bereuen, sowie Menschen die uns nahe sind und uns distanzierten, fließen in diese Gedanken ein. Wir erinnern uns gerne an schöne Bilder aus jüngeren Jahren, die uns heute Vergangenheit ist, eine Zeit, die wir nie wieder erleben können. Jeden Tag nehmen wir schöne Erinnerungen mit in die Zukunft und von schlechten Erfahrungen verabschieden wir uns auch jeden Tag.

Am Ende des Jahres 2014 danken wir Gott für alle guten Erfahrungen und Ereignisse und bitten ihn um Beistand für alle Pläne, Verpflichtungen, Hoffnungen, Wünsche und unerwartete Überraschungen. Die Eucharistiefeier und das Wort Gottes sind uns der freudige Anlass um die Jahreswende und den Übergang einzuleiten.

Zum Jahresschluss hörten wir im Evangelium wieder den Johannesprolog, den wir auch am ersten Weihnachtsfeiertag hörten, in dem über den Anfang, das Ende, über das Licht, über Finsternis und über das Leben berichtet wird. Unser Leben im Jahr 2014 war für Jeden von uns wahrscheinlich mit Licht und Finsternis gemischt und geprägt von Stunden, in denen wir wünschten und hofften, vom Licht erleuchtet zu werden. Das Licht, das Jesus selber ist und das Licht des Glaubens, das unsere Kraft ist, waren oft die Leuchte für unsere Füße und das Licht auf unseren Wegen. Manchmal waren wir schwach, wurden versucht und haben gesündigt, manchmal dachten wir, redeten und handelten nicht wie Kinder des Lichtes; manchmal war sogar der Einfluss der Finsternis in uns. Dafür bitten wir Gott und Verzeihung.

Aber die große Zuversicht, dass das Ende eines Jahres für uns kein Ende ist, sondern ein Anfang, kann uns neuen Mut, Hoffnung und Freude schenken.

Wir feiern zwar heute den Jahresschluss, aber mit der 1. Minute nach Mitternacht beginnen wir ein neues Jahr. So stehen wir heute an der Wende zwischen Ende und Anfang. Deswegen können wir in diesem Moment ein wenig die Zukunft bestimmen mit unserer heutigen Einstellung, mit der heutigen Entscheidung, mit der heutigen Bekehrung, mit dem heutigen Wagnis, mit dem heutigen neuen Mut, mit dem heutigen erneuerten Gottvertrauen, mit dem neuen Licht, das uns heute aufgeht.  

Die Worte von Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ sind vielen von uns bekannt:
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Aller Anfang ist schwer. (Ovid (43 v. Chr. - 17 n. Chr.)
  
Das Ende eines Jahres erinnert uns, dass unsere Erfahrung mit der Zeit richtig ist, Zeit von der wir nie genug haben, das unsere Zeit befristet ist, die Zeit jedes Menschen, sogar die Zeit unseres Planeten: alles ist befristet.

Es gibt keine Unbefristung im Leben; alles verlieren wir einmal; sogar das Leben ist befristet. Deswegen können wir jeden Tag dankbar sein und sollten die wertvolle Zeit nicht mit Streit, Ärger und Unzufriedenheit verlieren und keine kostbare Zeit für Bosheiten und Falsches verwenden, was man später bereuen muss. Die Zeit vor uns, ist die Zeit zu danken, die Zeit sich zu freuen, die Zeit zu lieben, die Zeit zu helfen, die Zeit Pläne zu verwirklichen und in Erfüllung zu führen. Verlorene Zeit kommt nicht wieder. Heute können wir beginnen unserem Leben eine neue Richtung zu geben, eine Richtung nach Erfüllung mit Gott. Heute ist der Anfang für jeden von uns, die Vorbereitung für eine große Reise in die Ewigkeit.

Zeit ist Geld, sagen wir;  Zeit ist Gott, können wir auch sagen; Zeit ist unbezahlbar; Zeit schenken ist das größte Geschenk.
D. Bonhoeffer schrieb seiner Frau Maria aus dem Konzentrationslager: „Zeit ist das kostbarste Gut, denn wer weiß, wie viel Zeit uns noch geschenkt ist“.
En indischer Guru Mehar Baba sagte über das Leben folgendes:
Nicht geboren, nicht verstorben, nur besucht, diesen Erdplanet.
Dieses Zitat haben die Anhänger von dem sehr umstrittenen Ohso Rejanish, bis zu seinem Tod 1990,  über sein Grab geschrieben.

Eigentlich können wir es auch von Jesus Christus sagen, das Wort Gottes: “Nicht geboren, nicht gestorben, nur besucht diesen Erdplanet”. Das gleiche können wir von uns allen, die in Christus durch die Taufe und die Sakramente neu geborenen Menschen sagen: Nicht geboren, nicht gestorben, nur besucht diesen Erdplanet. Diese Worte der Hoffnung an die Ewigkeit können uns zu Beginn eines neuen Jahres ermutigen. Wir sind Pilger auf der Erde. In unserer Pilgerschaft besuchen wir verschiedene Stationen auf der Erde und wir sind nicht allein. Gott geht mit uns. Am Jahresschluss und dem Neuanfang eines Jahres können wir in großer Hoffnung an die Verheißung Gottes glauben. Wir sind in unserer Pilgerschaft jedes Jahr, jeden Tag jede Sekunde wie neu geboren, werden neue Menschen und wachsen im Werden in die Ähnlichkeit Gottes.

Diese Jahresdankfeier möchte ich auch zum Anlass nehmen Ihnen allen ein herzliches Vergelt’s Gott zu sagen für Ihr Dasein, für Ihre regelmäßige Mitfeier der Gottesdienste, für Ihr Gebet, für Ihr Gottvertrauen, für Ihr Mitdenken und die Mitwirkung in der Verkündigung des Evangeliums. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien, bes. allen Kranken viel Kraft, viel Segen, viel Freude und viel Glück im Neuen Jahr 2015.
Der Herr segne und behüte Euch.
Der Herr lasse sein Angesicht über Euch leuchten und sei Euch gnädig.
Der Herr wende sein Angesicht Euch zu und schenke Euch Heil.

Amen.

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