Predigt: Jo.1.1-18
Wenn
wir wie gewohnt täglich in den Spiegel schauen, entdecken wir, dass sich unsere
Gesichtszüge verändern und wir jeden Tag älter werden. Für die Kinder ist es
eher eine Freude, für die Erwachsenen und für ältere Menschen ist es wahrscheinlich
mit einer gewissen Ernsthaftigkeit verbunden. Manchmal denken wir bewusst
nach, über den Sinn und das Ziel des Lebens und stellen Fragen über Gott,
die Welt, die Mitmenschen, Werte und Sünde. Alles was wir im Leben
erreicht haben oder noch erreichen wollen, alles worüber wir uns freuen oder
was wir bereuen, sowie Menschen die uns nahe sind und uns distanzierten,
fließen in diese Gedanken ein. Wir erinnern uns gerne an schöne Bilder aus
jüngeren Jahren, die uns heute Vergangenheit ist, eine Zeit, die wir nie wieder
erleben können. Jeden Tag nehmen wir schöne Erinnerungen mit in die Zukunft und
von schlechten Erfahrungen verabschieden wir uns auch jeden Tag.
Am
Ende des Jahres 2014 danken wir Gott für alle guten Erfahrungen und Ereignisse
und bitten ihn um Beistand für alle Pläne, Verpflichtungen, Hoffnungen, Wünsche
und unerwartete Überraschungen. Die Eucharistiefeier und das Wort Gottes sind
uns der freudige Anlass um die Jahreswende und den Übergang einzuleiten.
Zum
Jahresschluss hörten wir im Evangelium wieder den Johannesprolog, den wir auch
am ersten Weihnachtsfeiertag hörten, in dem über den Anfang, das Ende, über das
Licht, über Finsternis und über das Leben berichtet wird. Unser Leben im Jahr
2014 war für Jeden von uns wahrscheinlich mit Licht und Finsternis gemischt und
geprägt von Stunden, in denen wir wünschten und hofften, vom Licht
erleuchtet zu werden. Das Licht, das Jesus selber ist und das Licht des
Glaubens, das unsere Kraft ist, waren oft die Leuchte für unsere Füße und
das Licht auf unseren Wegen. Manchmal waren wir schwach, wurden versucht und
haben gesündigt, manchmal dachten wir, redeten und handelten nicht wie Kinder
des Lichtes; manchmal war sogar der Einfluss der Finsternis in uns. Dafür
bitten wir Gott und Verzeihung.
Aber
die große Zuversicht, dass das Ende eines Jahres für uns kein Ende ist, sondern
ein Anfang, kann uns neuen Mut, Hoffnung und Freude schenken.
Wir
feiern zwar heute den Jahresschluss, aber mit der 1. Minute nach Mitternacht
beginnen wir ein neues Jahr. So stehen wir heute an der Wende
zwischen Ende und Anfang. Deswegen können wir in diesem Moment ein wenig die
Zukunft bestimmen mit unserer heutigen Einstellung, mit der heutigen
Entscheidung, mit der heutigen Bekehrung, mit dem heutigen Wagnis, mit dem
heutigen neuen Mut, mit dem heutigen erneuerten Gottvertrauen, mit dem neuen
Licht, das uns heute aufgeht.
Die
Worte von Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ sind vielen von uns bekannt:
Und
jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Aller
Anfang ist schwer. (Ovid (43
v. Chr. - 17 n. Chr.)
Zu einem guten Ende gehört auch ein guter Beginn.(Konfuzius (551
- 479 v. Chr.), Anfang und Ende
reichen einander die Hände.(Aus
China)
Das
Ende eines Jahres erinnert uns, dass unsere Erfahrung mit der Zeit richtig
ist, Zeit von der wir nie genug haben, das unsere Zeit befristet ist, die
Zeit jedes Menschen, sogar die Zeit unseres Planeten: alles ist befristet.
Es
gibt keine Unbefristung im Leben; alles verlieren wir einmal; sogar das Leben
ist befristet. Deswegen können wir jeden Tag dankbar sein und sollten die
wertvolle Zeit nicht mit Streit, Ärger und Unzufriedenheit verlieren und keine
kostbare Zeit für Bosheiten und Falsches verwenden, was man später bereuen
muss. Die Zeit vor uns, ist die Zeit zu danken, die Zeit sich zu freuen, die
Zeit zu lieben, die Zeit zu helfen, die Zeit Pläne zu verwirklichen und in
Erfüllung zu führen. Verlorene Zeit kommt nicht wieder. Heute können wir
beginnen unserem Leben eine neue Richtung zu geben, eine Richtung nach
Erfüllung mit Gott. Heute ist der Anfang für jeden von uns, die Vorbereitung
für eine große Reise in die Ewigkeit.
Zeit
ist Geld, sagen wir; Zeit ist Gott, können wir auch sagen; Zeit ist
unbezahlbar; Zeit schenken ist das größte Geschenk.
D.
Bonhoeffer schrieb seiner Frau Maria aus dem Konzentrationslager: „Zeit ist das
kostbarste Gut, denn wer weiß, wie viel Zeit uns noch geschenkt ist“.
En
indischer Guru Mehar Baba sagte über das Leben folgendes:
Nicht
geboren, nicht verstorben, nur besucht, diesen Erdplanet.
Dieses
Zitat haben die Anhänger von dem sehr umstrittenen Ohso Rejanish, bis zu seinem
Tod 1990, über sein Grab geschrieben.
Eigentlich
können wir es auch von Jesus Christus sagen, das Wort Gottes: “Nicht geboren,
nicht gestorben, nur besucht diesen Erdplanet”. Das gleiche können wir von uns
allen, die in Christus durch die Taufe und die Sakramente neu geborenen
Menschen sagen: Nicht geboren, nicht gestorben, nur besucht diesen Erdplanet.
Diese Worte der Hoffnung an die Ewigkeit können uns zu Beginn eines neuen
Jahres ermutigen. Wir sind Pilger auf der Erde. In unserer Pilgerschaft
besuchen wir verschiedene Stationen auf der Erde und wir sind nicht allein.
Gott geht mit uns. Am Jahresschluss und dem Neuanfang eines Jahres können wir
in großer Hoffnung an die Verheißung Gottes glauben. Wir sind in unserer
Pilgerschaft jedes Jahr, jeden Tag jede Sekunde wie neu geboren, werden neue
Menschen und wachsen im Werden in die Ähnlichkeit Gottes.
Diese
Jahresdankfeier möchte ich auch zum Anlass nehmen Ihnen allen ein
herzliches Vergelt’s Gott zu sagen für Ihr Dasein, für Ihre regelmäßige
Mitfeier der Gottesdienste, für Ihr Gebet, für Ihr Gottvertrauen, für Ihr
Mitdenken und die Mitwirkung in der Verkündigung des Evangeliums. Ich wünsche
Ihnen und Ihren Familien, bes. allen Kranken viel Kraft, viel Segen, viel
Freude und viel Glück im Neuen Jahr 2015.
Der
Herr segne und behüte Euch.
Der
Herr lasse sein Angesicht über Euch leuchten und sei Euch gnädig.
Der
Herr wende sein Angesicht Euch zu und schenke Euch Heil.
Amen.
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