Mt 20,1-16a
Predigt:
Die
Arbeit im Weinberg oder der gerechte Lohn für die Arbeit sind die Hauptthemen
des heutigen Evangeliums. Für einen Weinberggutsbesitzer war es damals eine
normale Sache des Alltages, morgens die Arbeiter für die Arbeit im
Weinberg zu holen, einen Lohn mit ihnen zu vereinbaren und am Abend den
vereinbarten Lohn zu bezahlen, wie wir es im heutigen Evangelium hörten.
Die
Probleme und die Unzufriedenheit dieser Tagelöhner entstehen im heutigen
Gleichnis Jesu aufgrund der Gedanken, dass der Gutsbesitzer in der
Lohnauszahlung eine Ungerechtigkeit gegenüber denen vornahm, die viel mehr
Stunden arbeiteten als andere Arbeiter.
Diejenigen
die nur eine Stunde arbeiteten und diejenigen die von morgens bis abends in der
Hitze arbeiteten bekamen den gleichen Lohn, obwohl Jeder den vereinbarten Lohn
erhielt.
Jesus meinte, dass das Handeln des Gutsbesitzers gerecht sei,
weil jeder bekam, was mit ihm vereinbart wurde.
Jesus will damit sagen, dass wir uns nicht mit den anderen
vergleichen sollen, die wenig arbeiten und die gleiche Anerkennung bekommen,
sondern, dass auch wir großzügig gegenüber unseren Mitmenschen sein
sollen, wie der Herr im Gleichnis.
Jeder bekommt,
was er braucht, ist das Thema.
Jesus vergleicht den Weinberg mit dem Himmelreich und will damit
sagen, dass im Himmelreich ein anderes Gerechtigkeitsdenken herrscht, als
das Gerechtigkeitsdenken der Menschen.
Sich untereinander zu vergleichen und zu meinen, dass wir besser
seien oder mehr leisten als viele Andere und deswegen mehr Lohn erwarten können
oder einen besseren Platz und Rang wünschen als unsere Mitmenschen, könnte zu
einer gewissen Enttäuschung führen, warnt Jesus.
Der Weinberg wird auch mit der Kirche vergleichen. So sprach der
emeritierte Papst Benedikt XVI. 2005 gleich nach seiner Wahl zum Papst den
Satz: "Ich
bin ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn". Dieses sein Zitat
ist mittlerweile weltbekannt.
Wenn
die Kirche als Weinberg betrachtet wird und mit dem Weinberg verglichen wird,
sind alle Bistümer der Welt und alle Pfarrgemeinden Weinberge des Herrn. Nicht
nur der Papst, die Bischöfe, die Pfarrer und die Seelsorger sind Arbeiter im
Weinberg, sondern alle Christen dürfen sich als Arbeiter im Weinberg des Herrn
bezeichnen. Ich finde es schön zu erleben, dass viele Christen es so sehen und
versuchen, an den missionarischen Aufgaben des Christseins durch
unterschiedliche ehrenamtliche Tätigkeiten in der Pfarrei
mitzuwirken.
In
diesem Zusammenhang ist auch die Frage des Lohnes bemerkenswert, auch hierbei
kann es zu Enttäuschungen führen, wenn wir vergleichen wer mehr oder weniger
arbeitet und ob einer mehr Anerkennung oder Lohn erhält als andere.
Aber
die Gewissheit, dass wir alle einfache Arbeiter im Weinberg des Herrn sind
helfen uns, geschwisterlich zusammen zu halten und gemeinsam die anstehenden
Aufgaben zu meistern.
Gestern
Vormittag konnte ich einen Teil der Amtseinführung des Kölner Erzbischofs
Kardinal Rainer Maria Woelki im Fernsehen verfolgen. Neben vielen kirchlichen
Amtsträgern und Gästen im Kölner Dom, standen am Altar vier deutsche Kardinäle,
Kardinal Wetter, Kardinal Marx, Kardinal Müller und Kardinal Woelki. Nach der
Predigt und vor dem Segen des Festgottesdienstes sagte der neue Erzbischof,
dass es keine Bereiche des gesellschaftlichen Lebens gibt, wo die Kirche ihre
Aufgabe nicht hat. Am Rand der Gesellschaft, sowie in der Mitte der
Gesellschaft hat die Kirche ihre Aufgabe und ihre Sendung, betonte er. Dieser
Gedanke hat mich sehr beeindruckt. Wir als lebendige Kirche haben unsere
Sendung und unsere Aufgaben in allen Bereichen der Gesellschaft und Menschen
aus allen Bereichen der Gesellschaft gehören zur Kirche. Alle sind gleich
wichtig und es soll kein Gerechtigkeitsdenken der Menschen geben mit dem
Anspruch, dass manche mehr tun als Andere und manche mehr Anspruch haben dürfen
als Andere.
Das Gerechtigkeitsdenken Gottes sollte unter uns herrschen und
unser Tun und Handeln lenken. Vor Gott sind wir alle gleich und alle bekommen
den Lohn, der vor den Augen Gottes gerecht ist.
Dazu
ganz aktuell die Bitte in der Dekanatskonferenz am letzten Donnerstag, dass wir
Pfarrgemeinden einen Plan machen sollen, um die 300 Flüchtlinge zu betreuen,
die in den nächsten Tagen in unserer Gegend aufgenommen werden. Es geht hierbei
nicht um die Unterbringung, sondern um eine menschenwürdige und hilfreiche
Betreuung.
Ab
Beginn des Christentums haben die Christen in verschiedenen Epochen der
Geschichte in mehreren Ländern einmal oder sogar mehrmals das Schicksal
erfahren müssen, ihre Heimat zu verlieren. Im Matthäusevangelium Kap. 25 lesen
wir, dass Jesus das Aufnehmen der Heimatverlorenen als Kriterien für sein Reich
bezeichnet. Ich hoffe, dass auch bereit sind und etwas tun können, diese
hilfsbedürftigen Menschen mit unserer Zeit zu unterstützen.
Im
Handeln Gottes gibt es den Gedanken nicht, wer mehr tut und wer wenig tut oder
wer mehr bekommt und wer wenig bekommt, sondern in der Gerechtigkeit Gottes ist
es wichtig zu verstehen und zu tun, was der Einzelne nach seiner Fähigkeit tun
kann, dann bekommt Jeder, was er braucht.
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