Evangelium
vom 26. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A:
Mt 21,28-32
Predigt
Liebe
Gottesdienstgemeinde!
Das Gleichnis
vom Vater und zwei Söhnen im heutigen Evangelium berichtet über das Verhältnis
zwischen einem Vater und zwei Söhnen, einer davon ist ein Jasager und den
Anderen können wir als einen Neinsager bezeichnen. Ähnliche Verhältnisse
erleben wir auch in unserem Alltag. Eine Person sagt zu allem und zu alles ja,
aber tut nichts, und ein andere Person sagt manchmal nein, aber ihr können wir
vertrauen.
Im
Lukasevangelium gibt es ein ähnliches Gleichnis vom Vater und zwei Söhnen, es
ist die Geschichte des verlorenen Sohnes und des liebenden Vaters.
Es gibt
Menschen, die nie und zu Niemandem nein sagen können und dadurch belasten sie
sich selber und die Anderen. Man sagt, es gehört zum
menschlichen Miteinander dazu, auch einmal nein zu sagen, für Viele ein
nicht einfacher Lernprozess.
Es gibt dutzende
Fachbücher die sich inhaltlich mit diesem Thema beschäftigen. Sie zeigen Muster
und Beispiele wie wir nein sagen können und nein sagen sollen, um uns
selbst zu schützen vor Ausnutzung und Ausbeutung.
Im Evangelium
geht es nicht um die Menschen, die nicht gelernt haben, nein zu sagen, sondern
darum, dass die Zuverlässigkeit und das Vertrauen im Zusammenleben und in der
Zusammenarbeit beibehalten werden sollen.
Es gibt auch
Menschen, die zu allem ja sagen, diesen Menschen sollten
wir nur mit Vorsicht vertrauen, weil sie zwar ja sagen,
aber oft nichts tun.
Im Gleichnis des
Evangeliums geht es um die Bereitschaft, Pflichten zu tun und den Willen des
Vaters zu erfüllen, indem manche sofort ja sagen und alle begeistern und sich
danach nicht daran halten und Andere wahrscheinlich aus unterschiedlichen
Gründen nein sagen und danach die Entscheidung bereuen und trotzdem ihre
Pflichten erfüllen.
So etwas erleben
wir im Alltag und sogar in der Familie und deswegen ist dieses Gleichnis vom
Vater und zwei Söhnen ein gutes Beispiel, um zu verstehen, dass nicht Worte
sondern Taten zählen, um Wohlwollen zu erzielen und eine Gemeinschaft zu
fördern und die Beziehung untereinander zu stärken.
Jesus vergleicht
das Verhältnis zwischen dem Vater und zwei Söhnen in einer Familie mit dem
Verhältnis mit Gott dem Vater und jedem Einzelnen von uns.
Jesus meint,
dass diejenigen die nein sagen und diese Aussage später bereuen oder die,
die einen Fehler begehen und ihn später bereuen und dann das Richtige tun,
gerechter sind als diejenigen die immer passend reden, aber nichts bewirken und
verschwinden.
Die Taten sind
vor Gott gezählt und nicht die schönen Worte.
Wenn Jesus die
Zöllner und Dirnen, die damals als öffentliche Sünder bezeichnet wurden, als
Gerechte und Eingegangene in das Reich Gottes bezeichnet, meint er, dass die
Menschen, die öffentlich als Gerechte erscheinen und im Herzen Sünder bleiben,
Reue und Umkehr brauchen.
Ich möchte die
Predigt mit einer Kurzgeschichte vom bekannten Priester und Buchautor
Willi Hoffsümmer beenden:
Ein Mann in den
besten Jahren hatte sich eine Hose gekauft. Sie gefiel ihm sehr gut, wenn auch
die Hosenbeine um etwa drei Zentimeter zu lang waren. Er dachte sich: Ich habe
in meinem Haushalt drei Frauen; eine von ihnen wird die Kürzung besorgen. Zu
Hause hängt er die Hosen an einen Haken und trug seiner Frau sein Anliegen vor.
Doch diese war gerade nicht in bester Stimmung und zeigte ihm die kalte
Schulter. Auch bei der Schwiegermutter konnte er nicht landen. Sie war in eine
Lektüre vertieft und wollte sich nicht stören lassen. Als er ihr Zimmer
verließ, stieß er im Hausflur auf seine Tochter. Es sah so aus, als hätten sich
die Damen abgesprochen, denn auch die Tochter erklärte, dass ihr die Sache sehr
ungelegen käme, da sie gerade ausgehen wolle. Da packte den dreimal
Abgewiesenen der Zorn. Lautstark erklärte er, dass mit ihm vor Mitternacht
nicht zu rechnen sei, und schlug hinter sich die Haustüre zu.
Es dauerte nicht
lange, bis die Ehefrau erkannte, dass jetzt etwas geschehen musste. Unauffällig
griff sie nach der Hose, nahm die Kürzung vor und hängte sie an ihren Platz
zurück. Auch in der Schwiegermutter wuchs die Reue. Geräuschlos schlich sie nun
zur Hose und schnitt drei Zentimeter weg. Als die Tochter gegen 23 Uhr nach
Hause kam und die Hose am Haken hängen sah, war auch sie bereit, ihre Gesinnung
zu ändern. "Jetzt wird er sich freuen", dachte sie, als sie die
Arbeit beendet hatte. Und wie er sich bei seiner Rückkehr freute …
Willy
Hoffsümmer, Kurzgeschichten 1, Mainz 13. Aufl. 1992.