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Samstag, 7. April 2012

Karfreitag 2012

Karfreitag
Predigt
Die Leidensgeschichte Jesu steht im Mittelpunkt der Liturgie am Karfreitag. Wenn wir die Leidensgeschichte Jesu von seiner Verhaftung bis zu seinem Tod und Begräbnis hören, begegnen wir mehreren beteiligten Personen. Einige der genannten Personen sind, der Verräter Judas, der Verleugner Petrus, Hannas, der Hohepriester Kajaphas, Pilatus, Barabbas, Johannes, Maria die Mutter Jesu, Soldaten, das Volk und andere. Falls wir damals Jesus erlebt hätten und das Schicksal Jesu hätten miterleben müssen, mit wem der eben genannten Personen würden wir uns dann vergleichen. Mit dem Volk oder mit den Soldaten, mit den Hohepriestern oder mit den Pharisäern, mit Pilatus oder mit Petrus, mit Maria oder mit Barabbas. Bestimmt werden viele von Ihnen denken, dass sie mit keinem von diesen Menschen verglichen werden wollen. Vielleicht hätten wir damals eine ganz eigene Stellung eingenommen und sich für die Freilassung Jesu eingesetzt.
Aber vor und nach Christus, sind viele unschuldige Menschen wie Jesus hingerichtet worden. Auch heute erfahren wir das Schicksal von unzähligen unschuldigen Menschen, die Unrecht erleiden, unmenschlich behandelt werden und sogar unschuldig hingerichtet werden und deswegen sogar sterben müssen. In solchen Erfahrungen sind wir heute, wie das Volk bei der Hinrichtung Jesus, die nur mitbestimmen, was die Machthaber wünschen, oder wie Petrus, der keinen Mut hatte die Wahrheit zu sagen, oder wie Pilatus, der Jesus hinrichten ließ, trotz seiner Überzeugung der Unschuld.
Ohne bereit zu sein in solchen Situationen unsere Stimme zu erheben und mit Wort und Tat uns einzusetzen, können wir nicht behaupten, dass, wenn wir damals gelebt hätten, wir der Hinrichtung Jesus nicht zugestimmt hätten.
Die Geschichte Jesu ist keine Vergangenheit, sondern eine Gegenwart. Jesus lebt; seine Geschichte lebt auch. Die Geschichte Jesu wiederholt sich im Leiden unschuldiger Menschen. Das körperliche Leiden erkennen wir oft schnell, aber das seelische Leiden unschuldiger Menschen wird von uns oft nicht gesehen und erkannt. Um das Leiden unschuldiger Menschen zu erleben und zu erkennen, brauchen wir nicht nach Ägypten, Libyen, nach Irak, Afghanistan oder Syrien zu fliegen. Leidende, unschuldige Menschen gibt es auch mitten unter uns. Wenn wir bereit sind, diese Menschen zu sehen, sie kennen zu lernen, sich für sie einzusetzen und ihre Leiden zu lindern, sind wir echte Nachfolger Christi.
Es reicht nicht, die Karfreitagsliturgie mit Kreuzverehrung und mit brennenden Kerzen zu beenden. Jesus wurde nicht im Tempel mit brennenden Kerzen gekreuzigt, sondern auf Golgota. Aus einer wahren Geschichte des unschuldigen Leidens und Sterbens dürfen wir keinen Mythos machen. Das Hören der Passionsgeschichte, die großen Fürbitten, die Kreuzverehrung sind nur Riten und Traditionen, die uns helfen sollen, das Beispiel und das Schicksal Jesu heute in den unschuldig leidenden Menschen zu entdecken und zu erleben. Unser Glaube ist nicht eine Erinnerung an die Vergangenheit, sondern eine Erfahrung in der Gegenwart, die uns bewegen kann überzeugend zu handeln und in Taten umzusetzen. Ich lade Sie herzlich ein in diesen Tagen an unsere christliche Botschaft und unseren christlichen Auftrag zu denken und durch unsere Taten den Glauben sichtbar zu leben.

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