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Samstag, 7. April 2012

Gründonnerstag 2012



Einleitung:
Heute feiern wir den fünften Tag der Karwoche bzw. der heiligen Woche. Diesen Tag nennen wir Gründonnerstag. Dieser Tag trägt auch die Namen Hoher Donnerstag, heiliger Donnerstag, weißer Donnerstag oder Palmdonnerstag. Heute gedenken wir des wichtigsten Tages der Kirche, der Gründung der Eucharistie. Es ist auch der wichtigste Tag eines Priesters und des priesterlichen Dienstes, wir können auch sagen, die Gründung des priesterlichen Dienstes. Der Gründonnerstag ist mit der wichtigste Tag im Leben der Gläubigen, es ist die Erfahrung der Selbsthingabe Jesu. Mit der Feier des letzten Abendmahles Jesu beginnen wir das Triduum Sacrum, oder Triduum Paschale, nämlich die drei heiligen Tage des Geheimnisses des Sterbens und der Auferstehung Jesu. Ich lade Sie herzlich ein, im Gottesdienst Gottes Nähe und Liebe zu erleben und in Ihrem Innersten Gott zu spüren.
Predigt (Jn.13.1-13)
In seinem Brief an die Philipper schreibt der Apostel Paulus über Jesus der Christus folgendes: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich, sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“. Diese Worte des Apostels Paulus zeigen, wie Gott in einem Menschen Namens Jesus, der Christus, sich offenbart und wie diese Offenbarung Gottes eine Entäußerung und Erniedrigung Gottes war. Diese Erniedrigung Gottes am Kreuz wurde durch die Stiftung der Eucharistie beim letzten Abendmahl tiefer und intensiver. Vielleicht haben seine Jünger bei der Teilnahme am letzten Abendmahl nämlich beim Abschiedsmahl Jesu nicht alles genau verstanden. Als die Jünger den Auftrag Christi erfüllten, in seinem Gedächtnis das zu tun, was er getan hat, in den Versammlungen des Brotbrechens in seinem Namen, haben die Jünger die Gegenwart Gottes im Zeichen des Brotes erfahren. Wir erfahren auch bei jeder Eucharistiefeier die Entäußerung und die Erniedrigung Gottes um uns zu überzeugen, dass die Erniedrigung kein Verlust ist, sondern ein Gewinn.

Wir erfahren Gott als der Herr des Himmels und der Erde, als Schöpfer des Planeten, der Sterne und des Universums, deren Schöpfung vor vielen Millionen oder sogar Milliarden Jahren statt fand. Im Vergleich mit solchen Ereignissen im Universum ist das Leben eines Menschen unbedeutend und die Lebensdauer sehr klein. Wenn wir uns der Kleinigkeit und der Unbedeutsamkeit des Lebens eines Menschen bewusst werden, können wir erahnen, wie groß die Größe Gottes ist und wie Gott im Brot klein geworden ist, und wie wichtig die Worte Jesu sind. „Wer der Größte unter euch, soll werden wie der Kleinste und der Führende soll werden wie der Dienende“ (LK. 22.26). Die Worte Jesu nach der Fußwaschung sind heute für uns Christen ein Auftrag und ein Gebot: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Jn. 13.15).

Durch die Menschwerdung, durch seinen Tod und durch die Brotwerdung in der Eucharistie wird Gott kleiner und kleiner, um uns Menschen größer und Gott ähnlich zu machen. Anstatt sich mit diesem klein gewordenen Gott zu identifizieren, versuchen die Menschen aber größer und größer zu werden mit materiellem Gewinn, Besitz und Vermögen, die eigentlich nicht zum wahren Sinne des Menschseins und im Sinne des göttlichen Wesens der Menschen gehören. Bis die Menschen den wahren Sinn des Lebens verstehen, ist es oft zu spät, obwohl Jesus es uns vorgelebt hat.

Jesus verzichtet auf seinen Einfluss, seine Macht und göttliche Kraft bei seiner Kreuzigung und beim Brotbrechen zum Abendmahl und wurde ein Diener und Sklave, wie der Apostel Paulus sagt, um uns zu zeigen, dass die wahren Sinne des Einflusses in der Fußwaschung liegen. Aber die Menschen sind oft nicht bereit zu dienen, zu helfen, sondern streben danach, zu bestimmen, anzuweisen, zu befehlen oder sogar alles zu entscheiden. Diesen Kontrast zwischen dem menschlichen Denken, dem Streben und Handeln und der Wesensart und des Handelns Gottes ist die Offenbarung Christi, die Entdeckung der Jünger Christi und der Beitrag des Christentums. Die Einladung, an die ganze Welt zu denken und zu handeln wie Gott und wie Jesus Christus, ist die christliche Botschaft für die Welt.

Konflikte, Krieg und Spaltung entstehen wegen des menschlichen Strebens, Denkens und Handelns, in dem der Egoismus die größte Rolle spielt. Im Handeln und im Denken Gottes stehen die Selbsterniedrigung, das Dienen und die Entäußerung (griech. Kenosis) im Vordergrund. Der Gründonnerstag, der Karfreitag und der Karsamstag geben uns die Botschaft, dass wir den Sinn und die Größe der Selbsterniedrigung und die Bedeutung der Demut verstehen und akzeptieren sollen, um vor Gott größer und höher anerkannt und akzeptiert zu werden.

Ich bitte Sie liebe Schwestern und Brüder, sich wenigstens in diesen drei Tagen der Karwoche Zeit zu nehmen, die Geheimnisse des Leidens und Sterbens Christi am Gründonnertag, Karfreitag und Karsamstag zu betrachten, um die Größe der Demut, die Erniedrigung und Selbstentäußerung zu verstehen. Gott, der in Jesus Christus sich für uns entäußert und hingegeben hat, wird uns helfen wie Jesus selber, dass auch wir uns klein machen, um vor Gott groß sein zu können.

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