Mk. 5, 21-43
Predigt
Liebe Mitchristen!
Wenn ich an einer
Begräbnisfeier teilnehme und mich von einem lieben Menschen verabschiede und
die Trauer erlebe, denke ich manchmal an die Auferweckung der Toten bei Jesus
und überlege mir, was wäre, falls Jesus heute ähnlich wirken würde und viele
Verstorbene auferwecken würde.
Dazu möchte ich eine kleine
Geschichte erzählen.
Einmal war eine verwitwete
Frau über den Tod ihres einzigen Sohnes sehr traurig und bat Jesus nach der
Beerdigung im Gebet ihn wieder zurück zu geben, weil dieser ledige Einzelsohn
sich um die Mutter kümmerte und ohne ihn das Leben für sie undenkbar war. Jesus
erschien ihr und fragte sie, in welchem Alter sie den Verstorbenen wieder
bekommen wolle. Ob sie ihren Sohn als kleines Baby wieder haben will, als ein
Schulkind, als ein junger Mann oder als ein 50-Jähriger, in dem Alter er starb.
Falls die Mutter ihn als ein kleines Kind wieder bekommen würde, hätte sie ihn
noch viele Jahre. Falls er als 50-Jähriger wieder käme, könnte er wieder sehr
krank werden, weil er wegen einer schweren Krankheit starb. Falls er von dieser
Krankheit geheilt würde, bestände Gefahr, dass er eine andere Krankheit bekäme
oder ihm ein Unfall passiere, weil er sehr abenteuerlich lebte. Dann fragte
Jesus, ob die Mutter wünsche ihn als einen 50-Jährigen
wieder zu bekommen und er immer als 50- Jähriger ohne Wachstum und
Tod bleiben soll, damit er die Mutter ewig betreuen kann, falls sie auch nicht
alt werden und sterben wolle. Als Jesus wieder und wieder über viele
Möglichkeiten erzählte, sagte die Frau, dass sein Sohn bei Gott bleiben darf,
weil sie Leiden und Tod jetzt als zum Leben gehörende Tatsachen versteht und
sie selber einmal sterben wird und für diese Erkenntnis Gott danken möchte.
In dieser Geschichte haben
mich drei Fragen Jesu an die Witwe beeindruckt: Erstens in welchem Alter sie
ihren Sohn haben will; zweitens wie lange sie ihren Sohn haben möchte und
drittens welche Garantie die Mutter hat, dass ihr Sohn nicht wieder krank wird
oder sie selber nicht bald sterben wird.
In dieser Hinsicht könnte
man fragen, warum hat Jesus die Tochter des Synagogenvorstehers auferweckt? Könnte
Jesus mit ihm nicht so reden, wie in der Geschichte und ihn über den Sinn des
Lebens und des Todes überzeugen? Die Antwort liegt darin, wofür Jesus Wunder
wirkte um den Menschen zu helfen und wofür Jesus sogar Tote auferweckte. Wenn
die Wundertaten Jesu nur wegen seines Mitleides gegenüber den leidenden und
hungernden Menschen geschehen wären, hätte Jesus andere Wege gehabt, die jeder
Mensch verstehen konnte, ohne solche Wunder tun zu müssen.
Jesus hat Wunder gewirkt
und sogar Tote auferweckt, um zu zeigen, dass er der Messias, der Gottessohn
sei. Viele Wundertaten Jesu waren solche, worüber die Menschen sagten, dass
Jesus Dinge vollbringt, die nur Gott tun kann.
Deswegen können wir die
Geschehnisse im Leben, sogar ein überraschender Abschied durch Tod als Gottes
Plan verstehen und akzeptieren, obwohl es uns nicht leicht fällt.
„Im Buch Kohelet lesen wir:
Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine
bestimmte Zeit. Eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zu sterben, eine Zeit zum
Pflanzen und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen, eine Zeit zum Töten und eine
Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen, eine Zeit
zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für
den Tanz, eine Zeit zum Steine werfen und eine Zeit zum Steine sammeln, eine
Zeit zum Umarmen und eine Zeit die Umarmung zu lösen, eine Zeit zum Suchen und
eine Zeit zum Verlieren, eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen,
eine Zeit zum Zerreißen und eine Zeit zu hassen, eine Zeit für den Krieg und
eine Zeit für den Frieden.“