Liebe Gottesdienstgemeinde!
Es war nach einer Pilgerreise, als wir zurück kamen und vom Bus
ausstiegen, als mir eine Teilnehmerin berichtete, dass sie ihre Hausschlüssel
im Hotel habe liegen lassen und sie deswegen zunächst vor verschlossener Tür
ihres eigenen Hauses stehe. Gott sei Dank konnte sie schnell organisieren, den
Ersatzschlüssel zu besorgen. Viele von uns haben dieses Problem mit dem
Schlüssel schon ähnlich erlebt; entweder konnten wir wegen dem Fehlen des
Schlüssels nicht ins Haus oder die Wohnung oder wegen dem verlegten Schlüssel
nicht nach draußen.
Immer wenn ich das Problem mit dem Schlüssel höre oder erlebe,
denke ich an die Darstellung des heiligen Petrus, der oft mit einem Schlüssel
dargestellt wird und dessen Fest wir heute feiern.
Heute feiern wir auch das Fest des heiligen Paulus. Er wird oft
mit einem Schwert und Buch dargestellt, weil Paulus mit einem Schwert ermordet
wurde und das Buch, weil er ein sehr gelehrter Mann war, der mehrere Sprachen
beherrschte, mit römischen, griechischen und jüdischen Kulturen vertraut war
und selber ein römischer Bürger war, sein Vater hatte die römische
Bürgerschaft erworben und an Paulus vererbt. Er hatte auch einen
hebräischen Namen, Saul.
Petrus war ein Fischer und ein einfacher Mensch, er zeigte sich
mehrmals ängstlich, z.B. als er Jesus dreimal verleugnete, obwohl er
geschworen hatte, bis zum Tod zu ihm zu stehen und auch später in Rom wollte
Petrus aus Angst vor Verfolgung fliehen.
Trotzdem hat Jesus die Schlüssel des Himmelreiches Petrus
anvertraut, er mochte und schätzte ihn wegen seiner Ehrlichkeit und Einfachheit
und der Bereitschaft zu ihm zu stehen, trotz seiner Schwachheit. Petrus
hat Jesus persönlich gekannt und ist ihm gefolgt als Jesus ihn in die Nachfolge
gerufen hat mit dem Versprechen, dass er ihn statt des Lebens als Fischer zu
einem Menschenfischer machen würde.
Durch die Nachfolge und das Zusammensein mit Jesus erkannte
Petrus, dass Jesus nicht nur ein Prophet sei oder Johannes der Täufer oder
Jeremia, sondern dass er der erwartete Messias und der Sohn Gottes sei. Diese
Erfahrung und Erkenntnis hat Petrus als erster zum Ausdruck gebracht
und das zeichnete ihn aus über alle anderen Jünger Jesu. Alle Christen haben
diese Erfahrung und Erkenntnis Petrus über Jesus: Jesus ist der Messias, der
Sohn Gottes, der uns den Weg zum Himmelreich und dadurch den Weg zum Glück
zeigen kann.
Paulus war dagegen ein mutiger, gelehrter Mensch, der sogar die
Christen verfolgt hat. Jesus hat ihn berufen ihm zu folgen. Paulus hat Jesus
nicht persönlich gekannt, aber er war mit den Gegnern Jesu und seinen Jüngern
sehr vertraut und er hat begonnen, die Christen zu verfolgen. Er war bei
der Steinigung des ersten Märtyrers des Christentums, dem heiligen Stephanus
dabei und er hatte sogar einen schriftlichen Auftrag von Hohepriestern aus
Jerusalem, die Christen
auch in Damaskus zu verfolgen und zu verhaften. Auf seinem Weg nach Damaskus
mit dem Pferd hörte er die Stimme: Saul,
Saul! Warum verfolgst du mich? Er habe zurückgefragt: Wer bist du, Herr? Darauf
habe die Stimme geantwortet: Ich bin Jesus, den du verfolgst!
Nach dieser besonderen Erfahrung mit Jesus mit 30 Jahren
hat Paulus sein weiteres Leben genutzt, die Botschaft Christi zu verkünden und hat durch seine
Missionsreisen in vielen
Ländern Europas das Christentum verbreitet.
Paulus war sehr abenteuerlich, missionarisch, fortschrittlich,
sehr theologisch und führend. Petrus aber kümmerte sich um die Einheit und
Beständigkeit der ersten Christen, durch seine Einfachheit und Bodenständigkeit
konnte er Vertreter Christi sein und die Nachfolger Christi leiten.
Petrus und Paulus waren zwei ganz verschiedene Menschen mit
unterschiedlichen Lebenserfahrungen und Erkenntnissen und erlebten sicher
auch Meinungsunterschiede. Aber die beiden waren sich einig, dass sie die
Botschaft Christi verbreiten wollten und die christlichen Gemeinden leiten und
zusammenhalten würden.
Ohne Petrus gibt es keinen Paulus und umgekehrt. Beide, Petrus
und Paulus sind im Rückblick für das Christentum in Europa gleich wichtig
gewesen, beide hatten aber unterschiedliche Aufgaben und eine unterschiedliche
Art den Glauben zu bezeugen.
Auch heute sehen wir, dass wir Menschen brauchen wie Petrus und
Paulus mit unterschiedlichen Begabungen und Aufgaben.
Aber beide haben die Schlüssel zum Himmelreich nicht, nur Petrus
hat die Schlüssel und Paulus akzeptiert es, dass nur Petrus das Tor des
Himmelreiches öffnen kann. Einer, der die Schlüssel hat, trägt viel
Verantwortung. Selber Schlüssel zu besitzen und zu verwalten ist nicht
unbedingt ein Vorteil, sondern bedeutet
oft Verantwortung und auch manchmal Belastung.